Marching
Schwieriges Jahr für Jura-Hopfenpflanzer

Treffen des Hopfenförderkreises - Vorträge über Verticillium-Welke ziehen lange Diskussion nach sich

16.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:50 Uhr
Ein Bild wie aus der Hallertau: Der Kirchturm des Pförringer Ortsteils Ettling lugt durch die Hopfensäulen. −Foto: Kügel

Marching (DK) Auf ein schwieriges Hopfenjahr 2018 blickte Franz Euringer, Vorsitzender des Hopfenförderkreises Jura, bei dessen Jahreshauptversammlung am Dienstagabend in Marching zurück. In den beiden Hauptreferaten des Abends wurde auch ein zunehmendes Problem der Pflanzer thematisiert: der Befall des Hopfens mit dem Verticillium-Pilz, der die Pflanzenkrankheit Welke verursacht.

Das vergangene Jahr habe für die unverändert 51 Hopfenpflanzer des Siegelbezirks Altmannstein, für den der Hopfenförderkreis Jura steht, "viele Extreme" bereitgehalten, wobei die Trockenheit in den Monaten Juli und August sowie vor allem ein Hagelschaden sich am deutlichsten ausgewirkt hätten, so Euringer. Am Ende sei zwar noch ein halbwegs durchschnittlicher Ertrag, aber eine unterdurchschnittliche Menge an Alphasäure - des wichtigen Hopfeninhaltsstoffs, der den Brauwert bestimmt - herausgekommen. Die Freihopfenmenge sei "sehr begrenzt" gewesen, der Freihopfenmarkt deshalb "nicht in Schwung gekommen". Weil die Ernte seiner Meinung nach knapper werde, zeigte sich Euringer dennoch "für 2019 optimistisch - zumindest, was die Preise angeht".

In seinem Tätigkeitsbericht erwähnte Josef Waller, der fachliche Berater des "relativ kleinen Verbands", vor allem die Lehrfahrt in das Hopfenbaugebiet Tettnang. Laut Waller haben die 51 Jura-Pflanzer im Jahr 2018 auf 1257 (Vorjahr: 1146) Hektar - das entspricht mehr als der dreifachen Anbaufläche des Gebiets Spalt und annähernd der Größe des Gebiets Tettnang - 52302 Zentner Hopfen und damit deutlich weniger als im Vorjahr mit 55996 Zentnern geerntet.

Der Durchschnittsertrag pro Hektar sei damit "wohl erstmals" unter den der Hallertau gefallen, so Waller. Er habe im Siegelbezirk Altmannstein 41,0 Zentner betragen, in der Hallertau 43,6 Zentner. 2017 waren es im Jura noch 48,9 Zentner pro Hektar gegenüber 43,5 in der Hallertau - eine Relation, die auch in den Jahren zuvor Gültigkeit hatte. Unverändert sind aber die Hopfenbaubetriebe im Jura mit 25,0 (Vorjahr: 22,6) Hektar Anbaufläche größer als die in der Hallertau.

Der stellvertretende Vorsitzende Kurt Schlagenhaufer übernahm für den verhinderten Thomas Mirwald den Kassenbericht und sprach von einem um 2799 auf 50324 Euro gesunkenen Kassenstand.

Das Forschungsprojekt der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) zur Verticillium-Welke des Hopfens - ein Thema, das offenbar allen Pflanzern unter den Nägeln brennt, wie die anschließende lange Diskussion zeigte - stellten Simon Euringer und Kathrin Lutz vor.

Projektkoordinator Euringer, inzwischen Leiter der Abteilung Pflanzenschutz am Hopfenforschungszentrum Hüll, sagte, dass Verticillium bereits seit 1952 in einer "milden" Form bekannt und 2005 erstmals eine "letale" Form nachgewiesen worden sei. Der Pilz werde immer aggressiver und verursache eine latente Infektion auf totem und lebendem Pflanzenmaterial, so Simon Euringer. Verticillium könne bis zu 100 Prozent Ertragsausfall verursachen, besonders bedenklich sei, dass der "Anteil aggressiver Stämme" zunehme. Das größte Problem ist laut Euringer, dass eine chemische Kontrolle von Verticillium nicht möglich sei.

Für die Verticillium-Forschung stellen sich ihm zufolge folgende Problemfelder dar: Eine künstliche Infektion von Hopfen sei selten erfolgreich, die Inkubationszeit könne Jahre dauern, es gebe eine starke Wetterabhängigkeit sowie sehr unterschiedliche Beobachtungen, und es gebe zudem bisher keinen praktikablen Bodentest.

Euringer empfahl deshalb bei Verticillium-Befall eine Rodung von Teilflächen, den Verzicht auf Wirtspflanzen in den Hopfengärten für vier bis fünf Jahre, möglicherweise eine biologische Bodendesinfektion mittels einer speziellen Plastikfolie, die ein anaerobes Klima erzeugt, oder die Verwendung von Hopfensorten mit hoher Toleranz, wobei er speziell die Sorte Ariana erwähnte.

Wie die Forschung der Verticillium-Welke zu Leibe rücken will, zeigte Kathrin Lutz, die jetzt das Projekt betreut, anhand einer Vorschau auf den Arbeitsplan 2019 vor. Große Erwartungen hat sie besonders in einen Versuch mit bewusst infizierten Auberginen als "Zeigerpflanzen", weil sich dabei die Welke-Symptome schon nach sechs bis acht Wochen anstatt beim Hopfen nach Monaten oder Jahren zeigen. Weil das Ganze in einem Topfsystem untersucht werde, könnten zudem mehrere Versuchswiederholungen unter gleichen Bedingungen erfolgen. Und schließlich könne die Forschung saisonunabhängig vorangetrieben werden, so Lutz zu den Vorteilen.Preisträger und SortensiegerBei der Hopfenausstellung in Moosburg beteiligten sich 2018 sieben Hopfenpflanzer aus dem Jura mit zehn Proben und waren dabei erfolgreich. Dafür wurden die Preisträger am Dienstagabend von Else Greßmann, Leiterin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt, ausgezeichnet.

Sortensieger mit der Hopfensorte Herkules wurde Walter Spenger aus Imbath, der zudem noch einen dritten Platz mit der Sorte Magnum erreichte. Sortensieger mit der Sorte Taurus wurde Michael Rummel aus Lobsing. Jeweils erste Plätze mit der Sorte Magnum schafften Martin Treffer aus Tettenwang und Armin Forster aus Hienheim. Platz zwei mit der Sorte Saphir holte Michael Forster aus Tettenwang. Jeweils dritte Plätze erreichte Ernst Habazettl mit den Sorten Hersbrucker Spät und Herkules. Ebenfalls zwei dritte Plätze schaffte Martin Schmailzl aus Oberhartheim mit den Sorten Perle und Spalter Select.

nos