Ingolstadt
Schönheitskur für eine Königin

Die Reinigung der Kern-Orgel in St. Matthäus ist fast abgeschlossen - Festkonzert am 4. April

10.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr
  −Foto: Eberl

Ingolstadt - Lange hat die Königin der Instrumente geschwiegen.

Mittlerweile brummt, pfeift und tiriliert die Orgel in St. Matthäus wieder. Zumindest ab und zu, wenn die Orgelbauer, die derzeit in und an dem Instrument zu Gange sind, das Manual betätigen, um Stimmung und Intonation zu überprüfen. Konzertant sind diese Töne zwar nicht, aber Tomas Katilius, Robert Knöpfler und Martin Hackl sind mit dem, was sie hören, dennoch zufrieden. Seit Ende Januar sind sie und zwei weitere Kollegen in St. Matthäus mit einem besonderen Putzauftrag beschäftigt: Die Orgel aus dem Jahre 1994 wird nach 25 Jahren gründlich gesäubert. Dabei reicht es freilich nicht, einmal mit dem Staubsauger zwischen den Pfeifen durchzugehen und feucht über das Manual zu wischen.

Das Instrument wurde auseinandergebaut, die Einzelteile wurden gesäubert und wo nötig repariert. Derzeit wird die Orgel wieder fachmännisch zusammengesetzt - ein Puzzle mit einer Menge Einzelteile . Alleine 2614 Pfeifen und 37 Register müssen wieder an Ort und Stelle gebracht werden. "Einige Pfeifen haben wir mit Stützen versehen, da sie nach 25 Jahren statisch nicht mehr ganz stabil waren", berichtet Hackl. Grundsätzlich ist die Orgel aber in einem guten Zustand. Nur schmutzig war sie. Eine Menge "losen, grauen Staub" hat die Orgel-Putzkolonne aus dem Instrument geholt. "Das ist unter anderem Gummiabrieb von der Straße draußen", sagt Knöpfler. "Normaler Stadtschmutz. " Dazu kommen Flusen, wie sie sich auch unter einem Sofa mit der Zeit bilden. Zumindest finden sich in der Orgel der protestantischen Matthäus-Kirche keine Weihrauch-Rückstände. Die sind rein katholische Putzherausforderung.

Die Orgelbauer nahmen sich auch der Mechanik der Orgel an. Die Traktur, also - laienhaftgesprochen - die Verbindung von den Tasten ins Innere des Instruments, wurde verbessert. Deswegen werden nicht nur die Zuhörer einen klareren Klang hören, sondern der Organist wird auch eine bessere Gängigkeit der Tasten des Manuals erleben. Für die Orgelbauer ist das Instrument in St. Matthäus durchaus etwas Besonderes. Ihre Bauart entspricht sehr konsequent dem französischen Stil, wie Hackl erklärt. Dazu hat sich die Gemeinde seinerzeit ganz bewusst entschieden. Mitte der 1990er bildete sich ein Förderverein, dessen Mitglieder nicht nur Geld für eine neue Kirchenorgel sammelte, sondern sich nach Exkursionen ins Elsass ganz bewusst für eine Orgel des Elsässer Meisters Gaston Kern entschieden. "Ein Statement", sei das gewesen, sagt Hackl heute. Die Orgel unterscheide sich mit seiner Spezialisierung auf den französischen Stil deutlich von vielen anderen Orgeln in Deutschland, die eher "universeller angelegt" seien. Die Kern-Orgel habe einen eigenen Charakter, den Kern ganz Konsequent verfolgt habe. Die Bauer verzichteten dabei auf all zu viel moderne Technik wie elektronische Steuergeräte und versuchten dabei eher, dem Bau einer barocken Orgel möglichst nahe zu kommen. "Das ist so, als würde man einen Oldtimer nachbauen", erklärt Hackl. So könne ein geschickter Orgelbauer anfallende Reparaturen an der Mechanik relativ einfach selbst erledigen. "Diese Orgel kann locker noch 200 Jahre halten", sagt Knöpfler.

Allerspätestens am Samstag, 4. April, müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. An diesem Tag wird die Orgel ab 19.30 Uhr das erste Mal nach der Reinigung bei einem Konzert gespielt werden. Im Publikum werden auch die Orgelbauer sitzen und aufmerksam lauschen, ob auch alle Töne sauber klingen.

DK