Schöffbräu-Helles kehrt zurück

29.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Das Etikett ist schon fertig, das Bier soll bald folgen. Hubert Brandl (r.) und sein Geschäftspartner Hans Hartmann stellten am Freitag das Logo ihres neuen Schäffbräu-Hellen vor. - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Wie es mit der Ingobräu GmbH nach dem Verkauf des Firmensitzes weitergeht, ist ungewiss. Zuverlässige Quellen berichten, dass sich Herrnbräu die Markenrechte gesichert habe. Zudem hält sich das Gerücht, das Ingolstädter Traditionsbier Schöffbräu wiederzubeleben.

Das Gerücht hängt hartnäckig in der Stadt. Doch Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab dementiert. Noch. Er wollte am Freitag nicht bestätigen, dass sich sein Haus einige Markenrechte von Ingobräu gesichert hat. Von 300 000 Euro ist die Rede. Möglich ist dies, seitdem die 1507 gegründete Brauerei die Produktion eingestellt und ihr Gelände verkauft hat. Angeblich will Herrnbräu mehrere Ingo-Sorten zumindest dem Namen nach weiterführen. Doch Bonschab mag nichts bestätigen. "Da ist vieles noch ungeklärt." Die Ingobräu-Geschäftsführerin Nicola Hackner erklärte am Freitag im Sender INTV, "dass die Marke Ingobräu erhalten bleibt".

Eine längst eingestellte, aber von älteren Ingolstädtern niemals vergessene Marke könnte schon bald eine Renaissance erleben: das Schöffbräu-Helle, über Jahrzehnte das vielleicht beliebteste untergärige Vollbier der Region – und seither eine Erinnerung an die glorreichen Zeiten des ältesten Brauhauses der Stadt. 30 Jahre nachdem sich die Firma Schöffbräu in Ingobräu umbenannt hat, wagt der Pfaffenhofener Braumeister Hubert Brandl die Wiederbelebung der Traditionssorte, oder wie es im Wirtschaftsdeutschen heißt: einen Relaunch – und zwar nach dem Originalrezept.

Juristische Probleme erwartet Brandl nicht. Ein Münchner Patentanwalt hege beim Markenschutz keine Bedenken, erzählt der Unternehmer aus der Holledau. "Mein Antrag läuft. Die Marke ist nicht mehr zu verhindern." Sollte es doch Widerstände gebe, "werde ich um mein Schoffbräu kämpfen!"

In dem Traditionsbier sieht Brandl einen strategischen Vorteil: "Es ist in den Köpfen noch präsent." Mit seinem Geschäftspartner Hans Hartmann will er klein anfangen: 10 000 Hektoliter pro Jahr, in mehreren Brauereien produziert.

Brandl kennt die Szene. Er ist Braumeister und arbeitete von 1991 bis 2003 in der Ingobräu-Verwaltung. Seit kurzem feiert er mit seinem Weizenpils und seinem Solarbier, das mit Hilfe von Ökostrom produziert wird, große Erfolge. Der pensionierte Ingobräu-Braumeister Manfred Boettcher hat Brandl geholfen, die legendäre Rezeptur zu reaktivieren und zu verfeinern. "Hochvergoren und rein, edel-bitter, mit Aromahopfen." Und das alles – die Tradition soll halt blühen – in der guten alten bauchigen Flasche.

Auch das Etikett atmet den Geist der Nostalgie, obwohl es Brandl ganz neu entworfen hat. Er weiß: "Schöffbräu kommt vom Schöffen, dem Symbol für ehrbare Gerichtsbarkeit."