Ingolstadt
Fast zum Schießen: Wortgefecht wegen Schützenheim

26.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:22 Uhr
Das Vereinsheim der Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft. −Foto: Uwe Ziegler

Ingolstadt (sic) Die Stadtratssitzung verlief vergleichsweise gesittet und friedlich.

Da hat es schon ganz anders gekracht. Doch ausgerechnet, als es um das Vereinsheim der Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft ging (dessen rund 3,3 Millionen Euro teure Sanierung muss die Stadt bezahlen), schaltete das Gremium wieder in den Gefechtmodus; es war, als zögen Pulverdampfschwaden durch den Sitzungssaal. An der Front die bekannte Konstellation: Christian Lösel (OB) gegen Christian Lange (BGI).

Die Konfliktursache könnte unbedarfte Besucher der Stadtratssitzung, die auf den Minenfeldern dort noch nicht so daheim sind, leicht irritiert haben. Oder belustigt. So oder so: Es war fast zum Schießen.

Als im Sommer die Diskussion darüber entbrannte, ob die Stadt die Sanierung des Schießstands in der Bezirkssportanlage Südwest bezahlen muss (dazu ist sie vertraglich verpflichtet) entdeckte Lange in der Satzung des Vereins eine Festlegung, die nicht einer gewissen Originalität entbehrt: Ein Ingolstädter Oberbürgermeister ist kraft seines Amtes automatisch Schützenkommissar der Feuerschützengesellschaft. Worauf der BGI-Fraktionschef hinwies. Lösel wusste allerdings bis dato nichts von dieser Ehre, wie er glaubhaft versichert. Der OB ist auch nie als Schützenkommissar in Erscheinung getreten.

Am Donnerstag tat Lange im Stadtrat kund, dass die BGI der Sanierung des Schützenheims zustimmen werde. Darauf warf ihm Hans Süßbauer (CSU) vor, den OB einst im Finanzausschuss "verdächtigt" zu haben, das Millionenprojekt deshalb zu forcieren, weil er der Schützenkommissar des Vereins sei. "Sie wollten den Oberbürgermeister in Misskredit bringen und jetzt winden Sie sich raus! " Lösel schloss sich der Kritik an, sprach in gereiztem Ton ebenfalls von "Verdächtigungen" Langes. Und wiederholte (wohl auch zum Amüsement einiger Zuschauer): "Ich habe nicht gewusst, dass ich Schützenkommissar bin! " Konrad Ettl (CSU) schloss die Front: "Man kann nicht einfach mal verdächtigen", ließ er Lange wissen. "Hat diese Provokation wirklich sein müssen? Wir müssen uns zusammenreißen und hier einen anderen Ton reinbringen! "

Lange reagierte irritiert: "Ich weiß nicht, was hier los ist", erwiderte er. "Ich habe nie gesagt, dass der OB die Sanierung nur deshalb forciert hat, weil er Schützenkommissar ist! " Er habe lediglich auf den Passus in der Satzung hingewiesen.

Die Vorwürfe haben Lange so getroffen, dass er am Freitag eine Pressemitteilung absetzte. Titel: "CSU-Fraktion blamiert sich im Stadtrat. " Er schreibt darin: "Ich habe den Oberbürgermeister gebeten, seinen Einfluss auf den Verein auszuüben, um die teure Sanierung im Interesse der Allgemeinheit zu verhindern und eine andere Lösung gemeinsam mit dem Verein zu suchen. Also genau das Gegenteil von dem, was die übereifrigen CSU-Stadträte als Anschuldigungen vorgetragen hatten. " Noch etwas teilt er mit: "Dr. Christian Lösel ist laut Satzung Schützenkommissar der Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Ingolstadt gegr. 1445." Wie gesagt: eine Ehre.