Ingolstadt
Regenbogenfarben nicht nur am CSD?

Gleichstellungsbeirat will beraten, wie das Angebot für Queer-Gruppen in Stadt und Verwaltung verbessert werden kann

24.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:43 Uhr
Tina Blum
Hunderte kamen zum ersten Ingolstädter CSD am vergangenen Samstag. Die Grünen wollen das Beratungs- und Vernetzungsangebot für die Queer-Gemeinschaft in Ingolstadt stärken. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Mit einer Regenbogenfahne, dem Symbol für Akzeptanz und Vielfalt von Lebensformen, das sich vor allem die LQBTIQ-Gemeinschaft (die aus dem Englischen kommende Abkürzung steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Queer und Trans- und Intersexuell) zueigen gemacht hat, waren drei Bürger aus unterschiedlichen Ingolstädter Queer-Gruppen - das sind jene Gruppen, die von der sexuellen Norm abweichen - gestern zur Sitzung des Beirates für Gleichstellungsfragen erschienen.

Ein Tagesordnungspunkt sollte sich mit dem Antrag "Queer leben in Ingolstadt" der Grünen beschäftigen, der ein besseres Angebot für die Queer-Gemeinschaft fordert. Anlaufstellen in Ingolstadt und der Stadtverwaltung sollen sichtbarer und gegebenenfalls geschaffen werden.

Doch die Regenbogenfahne wurde schnell wieder gesenkt, als die Beiratsvorsitzende Brigitte Mader (CSU) eröffnete, dass ihre CSU-Fraktion beantragt hatte, den Antrag der Grünen zunächst in den Fraktionen besprechen zu wollen. Auch die Gleichstellungsbeauftragten wollten sich erst besser informieren.

Was vorerst wie eine Verzögerung wirkte, ist jedoch ein Erfolg für die Queer-Gruppen, so Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat, Petra Kleine. Denn auch wenn der Antrag von der Tagesordnung verschwand, kommt doch Bewegung in die Sache. Damit war auch der erwartungsgemäße Gegenantrag der AfD, dieses Vorhaben zu stoppen, zunächst vom Tisch.

Primäres Ziel des Grünen-Antrags ist es, mehr Beratungs- und Vernetzungsangebote in der Stadt zu schaffen. "Lesbische Frauen mit Kindern müssen für eine Beratung, zum Beispiel wenn es um schulische Angelegenheiten in Regenbogenfamilien geht, jedes Mal nach München fahren. Es wäre schön, wenn es diese Anlaufstellen auch hier bei uns in Ingolstadt gäbe", sagte Kleine. Der erste Ingolstädter Christopher Street Day (CSD) am vergangenen Samstag habe gezeigt, dass die Anliegen der Queer-Gemeinschaft mehr in den Fokus der Öffentlichkeit und somit auch der Politik gerückt sei.

Auch wenn die Zahl der Teilnehmer am CSD beachtlich war, müssen diese Themen und Anliegen "besser vorbereitet und ausgearbeitet werden", so die Gleichstellungsbeauftragte Anja Assmann. "Es ist uns ein echtes Anliegen, für diese Menschen da zu sein, ganz unabhängig von den Fraktionen. Aber wir müssen uns intensiver in diese Richtung informieren", pflichtete auch Amtskollegin Barbara Deimel bei. Deswegen wird es ein Vernetzungstreffen mit den Gleichstellungsbeauftragten und einzelnen Vertretern der Ingolstädter Queer-Gruppen geben, wo alle Anliegen gesammelt werden. Damit könne ein konkreter Plan ausgearbeitet werden, der in der kommenden Gleichstellungsbeiratssitzung im Januar erneut vorgestellt und zur Abstimmung gestellt werde.

Weiter auf der Tagesordnung standen die Schwerpunkte im Kontext der Gleichstellung bei der Nachhaltigkeitsagenda der Stadt Ingolstadt. Insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele will die Stadt erarbeiten. Besonders bei den sozialen und wirtschaftlichen Themen wie Bildung, Armut, Gesundheit und Wohlergehen sowie der Wohnungsknappheit und der Gleichbehandlung in Beruf und Karriere sieht der Gleichstellungsbeirat durchaus Handlungsbedarf.

Tina Blum