Ingolstadt
Rauschen im Walde

Kritik der Freien Wähler an Bürgermeisterin Petra Kleine ruft Widerstand hervor - auch vom OB

28.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:36 Uhr
Lehrstunde im Wald: Wie 16 weitere Stadträte nahm FW-Fraktionschef Hans Stachel (links) an der Waldbegehung mit Stadtförster Hubert Krenzler (rechts) teil. Stachel kritisiert, dass die dritte Bürgermeisterin Petra Kleine, nicht dabei war. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Mit einer Pressemitteilung haben die Freien Wähler am Wochenende einigen Wirbel in den Sozialen Medien verursacht.

Am Freitagabend meldete sich die Gruppierung mit Kritik an der dritten Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) zu Wort. Die hatte am Nachmittag wie die deutliche Mehrheit der Stadträte (nur 17 kamen mit) und die komplette Stadtspitze nicht an der Waldbegehung des Stadtrates teilgenommen. Bei dem Termin mit anschließender gemeinsamer Einkehr hatten Stadtförster Hubert Krenzler und sein Stellvertreter Andreas Naumann den Räten ihre Arbeit im Forst erläutert und die Ergebnisse der jüngsten Waldinventur vorgestellt.

Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Hans Stachel wertete Kleines Abwesenheit als einen "ausgesprochenen Fauxpas". Stachel weiter: "Wir meinen, dass die Bürgermeisterin gut beraten gewesen wäre, bei dem Termin ihr Fachwissen aufzubessern und den Kontakt zu den städtischen Mitarbeitern in der Forstverwaltung zu pflegen. " Dass sich Petra Kleine zwei Wochen zuvor bei einem eigenen Termin im Neuhau die Ergebnisse der erwähnten Waldinventur von dem beauftragten Gutachter Alfred Raunecker und Alois Hecker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Beisein von Krenzler, Naumann und Umweltreferent Rupert Ebner (Grüne) erläutern ließ (der DK berichtete), ließ Stachel auf Nachfrage des DONAUKURIER am Freitag nicht gelten. Auch, dass kein Stadtrats-Mitglied der CSU (die Fraktion war auf Klausur), der JU, der AfD oder der Linken an der Begehung teilgenommen hatte, sei nicht entscheidend, so Stachel. Nicht erwähnenswert erschien ihm auch. dass aus der Fraktion der Grünen nur Jochen Semle dabei war und auch Vertreter anderer Parteien sowie Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) und die zweite Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (CSU) fehlten. Selbst Umweltreferent Ebner hatte sich nach einer kurzen Begrüßung von der Waldbegehung verabschiedet. Es stünden wichtige Beratungen zum künftigen Personalzuschnitt des Umweltreferates an, erklärte er den Teilnehmern.

Die Einlassungen der Freien Wähler machten am Wochenende in den Sozialen Medien schnell die Runde. Es gab Zustimmung, überwiegend aber auch herbe Kritik. Manch ein Kommentator warf Stachel persönliche Gründe vor und erinnerte speziell daran, dass der FW-Politiker im Stadtrat die Wahl gegen Petra Kleine für das Amt des dritten Bürgermeisters verloren hatte. Zu Wort meldete sich auch die neue Büroleiterin Kleines. Stachel solle sich für das "Niveau" seines Beitrags "schämen". Es laufe dem aktuellen Bestreben des Stadtrats nach einem "neuen Umgangston" zuwider. Auch Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) sah sich zu einem öffentlichen Kommentar veranlasst. "Hat's des braucht? ", fragte er den "lieben Hans" in einem Facebook-Beitrag auf der eigenen Seite.

Am Samstag wandte sich Stachel erneut per Mail an den DK. Es bedürfe einer "Erläuterung" seiner Pressemitteilung vom Vortag. Stachel zielt dabei weniger darauf ab, Kleine ließe durch ihr Fernbleiben nicht nur ein "Desinteresse am Stadtwald erkennen", wie er es tags zuvor formuliert hatte. "Sie zeigt damit auch ihre geringe Wertschätzung für die Mitarbeiter des städtischen Forstamts und der Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats. "

Gegenüber dem DK erklärte Stachel, ihm sei es vor allem darum gegangen, dass es gut gewesen wäre, die Teilnehmer der Waldbegehung hätten mit Kleine "als zuständige Chefin und zukünftige inhaltlich Verantwortliche" während des Waldspaziergangs "ins Gespräch kommen können und ihre Pläne und Überlegungen erfahren können". Es sei schließlich auch kaum vorstellbar, "dass der zuständige Referent für Stadtentwicklung bzw. Hoch-/ Tiefbau bei einer städtischen Baustellenfahrt nicht mitfährt. " Oder der Intendant einem Ortstermin des Stadtrats im Stadttheater fernbleibt, weil er es schon kenne.

Hans Stachel möchte auch die Kritik von Kleines Büroleiterin nicht unkommentiert lassen. "Ich solle mich wegen meiner Kritik schämen, ist schon ein starkes Stück und zeugt von keiner Erfahrung im Umgang mit gewählten Bürgervertretern und ihrer neuen Stellung als städtischer Mitarbeiterin", findet der Fraktionschef.

Petra Kleine erklärte auf Anfrage des DONAUKURIER, sie habe an jenem Freitag schlicht eine "pragmatische Entscheidung" gefällt. "Ich habe eine Menge Unterlagen durchgearbeitet und offenbar unterschätzt, wie viele sich gewünscht hätten, dass ich bei der Begehung dabei bin. " Zu dem Vorwurf Stachels, sie achte die Mitarbeiter des Forstamtes dadurch gering, wollte sie sich "lieber nicht äußern".

DK

Johannes Hauser