Kösching
Prägend für die Kunst und Kultur

Für Vater und Sohn: Im Heimatmuseum Kösching ist eine "Schnurer-Ecke" geplant

03.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:49 Uhr
Friedrich Lenhardt
  −Foto: Frühmorgen

Kösching - Die beiden vergangenen Jahre waren aus lokalhistorischer Perspektive zum Vergessen.

So verhinderten die Umstände die lange geplante Retrospektive zum 100. Geburtstags des renommierten Künstlers Knut Schnurer. Dabei waren die Kontakte zu den Verwaltern seines Erbes, Claire und Franz Krutzenbichler, vielversprechend. Großzügig überließen sie dem Geschichtsverein Entwürfe zu seinen Köschinger Werken an der Schule und im Hallenbad.

Zunächst verhinderte die Fehlbelegung des Gartenhauses und des anschließenden Museumsgartens eine ansprechende Präsentation - dann fiel die schon geplante Ausweichausstellung in der Rudolf-Winterstein-Schule bei allem Entgegenkommen der Schulleitung den seuchenprophylaktischen Maßnahmen zum Opfer.

Danach entschloss sich der Geschichtsverein, seiner Verantwortung für das Museum gerecht zu werden und dessen Attraktivierung durch zwei neue Abteilungen zu steigern. Die eine wird in Hinblick auf das kommende Erinnerungsjahr 2021 an 50 Jahre Zusammenschluss von Kasing, Bettbrunn und Kösching der Geschichte dieser Orte gedenken.

Die zweite Abteilung will sich zwei bedeutenden Persönlichkeiten Köschings widmen. Sie läuft zunächst wegen des begrenzten Museumsraumes unter dem Arbeitstitel "Schnurer-Ecke". Sie gilt einmal dem Vater, der zentralen Kulturfigur der 20er- und 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, Franzjosef Schnurer, zum anderen dessen Sohn Knut Schnurer, der dominanten Künstlerpersönlichkeit im Ingolstadt der 50er- bis 70er-Jahre.

Franzjosef Schnurer wurde in Bad Reichenhall geboren. 1917 kam er als Lehrer nach Kösching an die Knabenschule. Schnurer wurde in herkömmlicher Weise als Organist und Kantor eingesetzt. Neben der Musikalität zeichnete ihn schon früh sein Organisationstalent aus. 1921 war er Mitbegründer des Arbeitergesangvereins Frohsinn. Von 1922 bis 1925 war ihm auch die Leitung des bürgerlichen Musikvereins Kösching übertragen. Neben der Musik galt seine Passion dem Theaterspielen. Bei seiner dominanten Persönlichkeit blieben Streitigkeiten nicht aus. Er bat um Versetzung. Nach gut zwei Jahren Jahren in Appertshofen kam er zurück, wurde Schulleiter und widmete seine Kraft wieder dem kulturellen Leben.

Während des NS-Regimes bekam er eine Stelle in Ingolstadt und widmete sich -unterstützt von seiner Frau Frieda (+1943) - dem Aufbau der dortigen Volksbibliothek. 1936 wurde er ihr ehrenamtlicher Leiter, was er in kleinerem Umfang schon in Kösching gewesen war. 1941 erhielt der Lehrer die Leitung des Schülerheims Canisiuskonvikt. Auch stellte er sich den Machthabern zur Verfügung. Der Zweite Weltkrieg kostete ihn aber zuletzt das Leben. Franzjosef Schnurer kam beim Bombenangriff vom 9. April 1945 im Schutzraum unter der Augustinerkirche ums Leben.

Knut Schnurer wurde am 12. Januar 1920 in Kösching geboren. In der kulturellen Atmosphäre des Lehrerhauses wuchs der junge Knut auf. In Ingolstadt besuchte er das Humanistische, heute Reuchlin-Gymnasium. Hier förderte sein von ihm hochverehrter Kunstlehrer Wilhelm Krauß seine künstlerische Entwicklung, die sich seit 1935 an zahlreich erhaltenen Skizzenbüchern ablesen lässt. Mit 17 Jahren verließ er die Bildungsanstalt, um einen praktischen Beruf zu erlernen. 1939 wurde Schnurer zum Kriegsdienst einberufen. Dieser führte ihn nach Norwegen, wo er hinreichend Zeit für seinen weiteren künstlerischen Weg fand.

Nach dem Krieg ließ sich Schnurer mutig als freier Künstler in Ingolstadt nieder, wo er zu der zentralen Künstlerpersönlichkeit wurde. Der Weg war mühsam und Schnurer - als Maler Autodidakt - musste mit Gelegenheitsunterricht den Lebensunterhalt seiner jungen Familie bestreiten. Im Verlauf der 50er-Jahre setzte sich Schnurer auch in Ingolstadt durch. Er bekam Aufträge, auch von öffentlicher Hand.

Sein Geburtsort sicherte ihm Arbeit für die neue Schule am Stadtweg, für ihre Erweiterung in den heutigen Rudolf-Winterstein-Schulen und im ehemaligen Hallenbad am Weidhausberg. Die Plattenmosaike verharren im negativ belasteten Begriff der "Kunst am Bau". Mit der Verleihung des Kunstförderpreises der Stadt Ingolstadt 1963 war der Durchbruch geschafft, Schnurer als Künstler endlich anerkannt. In einer großen Retrospektive wurde er 1985 geehrt, 1995 und 2005 nochmals.

Knut Schnurer starb am 20. April 2007.

DK

Friedrich Lenhardt