Ingolstadt
Neue Generationen im Austausch

Zehn Schüler aus Jerusalem zu Gast am Katharinen-Gymnasium - Gegenbesuch der Ingolstädter für Herbst geplant

15.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:30 Uhr
Gemeinsamkeiten und Unterschiede: In kleinen Gruppen hielten israelische und deutsche Schüler zum Abschluss des Austauschs gemeinsam Referate über Politik, Geschichte, Ökologie und Religion. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Entspannt Fahrrad fahren, kaum Klimaanlagen in den Gebäuden und eine gediegene, kleinstädtische Atmosphäre - so haben die Schüler der Mae-Boyar High School in Jerusalem ihre Eindrücke von Ingolstadt beschrieben.

Zehn Schüler haben im Rahmen eines Austauschs am Katharinen-Gymnasium zehn Tage in Ingolstadt verbracht. Zum Abschluss ihres Aufenthalts präsentierten sie gemeinsam mit der Klasse 9+c in kurzen Referaten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Israel und Deutschland.

Zunächst erläuterte eine Schülergruppe die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ingolstadt - vom 13. Jahrhundert bis zum Holocaust. Versprecher wurden von den Schülern lustig aufgegriffen, bei einem Vortrag auf Englisch kann das schon mal passieren. Eine weitere Gruppe stellte die Unterschiede zwischen dem Christentum und dem Judentum vor: Welche Feiertage ähneln sich, welche gibt es gar nicht und welche gibt es nur in jeweils einer der Religion?

Auch die Unterschiede und Schnittstellen zwischen Bibel und Thora sowie die religiösen Bedeutung von koscherem Essen erklärten die Schüler.

Eine dritte Gruppe beschäftigte sich mit der Gegenüberstellung der politischen Systeme beider Länder und präsentierte jeweils die deutschen und israelischen Parteien. Zu guter Letzt sprachen vier Schülerinnen über die Klimapolitik Israels und Deutschlands. "In Israel hat es auch einen Versuch gegeben, eine Fridays-for-Future-Bewegung zu organisieren, aber die ist gescheitert", erklärte eine der Schülerinnen aus Jerusalem.

Am 1. Juli sind die zehn Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern Shira Baron und Amitai Kraus angereist. "Es gibt in Deutschland kaum Klimanlagen", sagte die 16-jährige Schülerin Mamalia Shai. Das sei ihr sofort aufgefallen. In ihrer Heimat undenkbar. Auch die Atmosphäre der Stadt sei sehr entspannt, man könne mit dem Fahrrad fahren. Das habe sie besonders genossen und einige ihrer Mitschüler stimmen nickend zu. "Jerusalem ist viel hektischer. Ich finde Ingolstadt und die Menschen hier sehr gelassen. "

Negative Erfahrungen haben sie während ihres Aufenthalts keine gemacht. "Wir sind eine neue Generation, wir leben nach dem Motto ?Vergeben aber nicht vergessen'", sagte Josef Yair. Deswegen sei es wichtig, dass der Holocaust nicht zum Tabuthema gemacht werde, und man darüber spreche, meint der 16-Jährige.

Seit einigen Jahren arbeitet das Katharinen-Gymnasium intensiv mit dem Bildungszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zusammen. "Letztlich kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass wir für eine sinnvolle Erweiterung unserer pädagogischen Arbeit auch einen schulischen Partner benötigen", sagt Matthias Schickel, Deutsch- und Geschichtelehrer am Katharinen-Gymnasium.

Gemeinsam mit dem Bayerischen Jugendring, der sich für die Jugendbegegnung mit Israel einsetzt, hatte Schickel im November des vergangenen Jahres die Partnerschaft mit der Mae-Boyar High School unter Dach und Fach gebracht. Knapp 1000 Schüler besuchen die säkulare Schule auf dem Herzlberg in Jerusalem. Vom 23. Oktober bis 1. November ist ein Gegenbesuch der Ingolstädter Schüler in Israel geplant.