stadtgeflüster
Morgendliche Schlacht am Pool

25.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr

(rl) Richtig ausspannen!

Alle fünfe grade sein lassen, zumindest in den letzten Urlaubstagen faul am Strand oder Pool liegen, sich mit einem Cocktail in der Hand die Sonne auf den Bauch scheinen lassen - was gibt es Schöneres! So geschehen dieser Tage in Marokko, wo wir nach einer durchaus nervenaufreibenden Erkundung des sich als Labyrinth erweisenden Souk in Marrakesch und der Abwehr der Händler und Straßenessenverkäufer am Platz der Gaukler und Schlangenbeschwörer Djemaa el Fna für ein paar Badetage in Agadir angekommen sind.

Der großzügige Hotelpool - schon vom Balkon unseres Zimmers aus eine Augenweide. Angesichts der Poolbar in unserem All-Inclusive-Tempel und der deutlich wärmeren Wassertemperatur des Schwimmbeckens im Vergleich zum Atlantik ziehen wir die Liege am Pool einem Badetuch am Meeresstrand vor. Sollten wir denn eine bekommen. . .

Wir wundern uns schon am ersten Tag, den Blick morgens vom Balkon auf den wunderschönen Pool gerichtet, was sich hier abspielt. Lange vor dem Frühstück liegen auf den Liegen die ersten Badetücher aus. Nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. "Typisch, die Deutschen wieder", scherzen wir und machen uns auf zum Frühstücksbuffet. Eine Stunde später sehnen uns auch wir nach zwei bequemen Liegen. Nur ist weit und breit keine mehr frei.

Irgendwie schaffen wir es doch noch. Im hintersten Eck wittern zwei uralte Plastikliegen vor sich hin. Na ja, besser als nichts, denken wir und steuern zielstrebig auf sie zu. Irgendwann wird sicher eine der schicken Aluliegen in der ersten Reihe frei. Möglichst eine mit Sonnenschirm, denken wir. Von wegen.

Am dritten Tag geben wir unsere Devise, uns nicht aufzuführen wie typisch Deutsche, auf. Vor dem Frühstück macht sich der Herr des Hauses auf, organisiert beim Servicemann am Pool zwei dunkelblaue Handtücher und breitet sie auf zwei Aluliegen mit Sonnenschirm direkt neben dem Pool aus. Wieder im Zimmer, fällt uns ein, dass man zur späteren Identifikation auf dem Beistelltisch noch ein Buch ablegen sollte. Gesagt, getan. Dass zwischenzeitlich an dem doch so schönen Plätzchen zwei farblich ein klein wenig von den von uns ausgelegten Hoteltüchern ausgelegte Badetücher auf ihre Besitzer warteten, haben wir zunächst gar nicht bemerkt. Erst, als wir uns niederlassen wollten, fällt uns auf, dass zwar netterweise unsere Urlaubslektüre, Dieter Moors "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" (Untertitel: "Geschichten aus der arschlochfreien Zone") noch da ist, irgendjemand jedoch dreist unsere Handtücher abgeräumt hat. Kein Deutscher übrigens, die wir in Verdacht hatten, waren Holländer. Was die Diskussion um das doppelt belegte Pool-Plätzchen nicht eben erleichtert hat. Aber, wir wollen uns ja nicht aufregen, sondern entspannen. Relaxen, wie es auf Neudeutsch heißt. Außerdem: Wie sagt man so schön: Der Klügere gibt nach. Eben!