Ingolstadt
Mobilitätsknoten für Künstliche Intelligenz

Ministerpräsident Söder verspricht Professorenstellen und ein neues Digitalgebäude an der THI

10.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:55 Uhr
Ein großes Anwendungsfeld für Künstliche Intelligenz ist die Mobilität und das autonome Fahren. Der Computer soll Fahrentscheidungen schneller und sicherer treffen können als der Mensch. −Foto: obs/Recogni Inc.

Ingolstadt/München (DK) "Ingolstadt ist unser Mobilitätsknoten." Das betonte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern in seiner Regierungserklärung im Landtag, in der es um die wissenschaftliche Förderung der Künstlichen Intelligenz ging. Mit der KI-Mobilitätsinitiative der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) sollen KI-gestützte Automobilproduktion sowie autonomes Fahren und unbemanntes Fliegen erforscht werden.

"Die Entwickler stehen in Ingolstadt schon in den Startlöchern. Jetzt kann es losgehen", sagte Söder gestern. Er versprach auch die notwendigen Mittel für einen Neubau für die digitalen Lehrstühle an der THI. Loslegen könne nun zudem sofort der Campus Neuburg der TH Ingolstadt.

OB Christian Lösel freut sich über die guten Nachrichten aus München: "Ingolstadt wird das Spezialzentrum für die Mobilität der Zukunft! Damit zahlt sich die bisherige Arbeit aus und wir können unsere Initiativen zu einem Gesamtpaket bündeln. Das unterstützt unsere lokale Arbeitsmarkt-Strategie in bestmöglicher Weise. " Lösel kündigte weiter an, beide Hochschulen, also die THI und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, gegebenenfalls sogar als Hochschul-Gemeinschaft bei den weiteren Bewerbungen zu unterstützen.

Walter Schober, Präsident der THI, ist ebenfalls von den Ankündigungen der Regierungserklärung hocherfreut: "Wir können damit unsere Forschungsstärke auf dem Feld der Mobilität in Verbindung zu Technologien der Künstlichen Intelligenz signifikant ausbauen. Auch die Bestätigung des Campus Neuburg freut uns - denn damit kommen wir unserer Vision von 10000 Studentinnen und Studenten bis 2030 ein Stück näher. " Ingolstadt werde das größte neue Zentrum für Künstliche Intelligenz in Bayern.

Bereits heute ist die THI laut Schober als eine der bundesweit forschungsstärksten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Bereich der KI-Forschung aktiv: Über 40 Wissenschaftler arbeiten derzeit an aktuellen KI-Themen; von KI-gestützter Schadenserkennung in der Produktion über lernfähige Batteriesysteme bis zu KI-Anwendungen im automatisierten Fahren.

Auch in den Studiengängen der THI werde KI in Zukunft eine große Rolle spielen: Nachdem im aktuellen Wintersemester der Bachelorstudiengang Künstliche Intelligenz mit rund 70 Studentinnen und Studenten gestartet ist, folgen im kommenden Jahr die Bachelorstudiengänge Robotik, Vernetzte und Automatisierte Mobilität, Computational Life Sciences und Digitale Gesundheitstechnologie. Weitere Studiengänge mit KI-Bezug sind geplant, bestehende Studiengänge werden auf Digitalisierungsanforderungen angepasst.

In der Regierungserklärung wurde auch der neue Digitalbau auf dem Campus der THI angekündigt. Dieser wird den Campus an der Esplanade im Süden abrunden. Dort wird ein Gebäude mit rund 4000 Quadratmetern Hauptnutzfläche mit Laboren, Hörsälen und Arbeitsplätzen rund um die KI angesiedelt.

Auch Hans-Joachim Rothenpieler, Vorstand für Technische Entwicklung bei Audi, begrüßt Söders Ankündigung. Automatisiertes Fahren habe das Potenzial, das zukünftige Mobilitätsverhalten massiv zu verändern. Künstliche Intelligenz sei eine Schlüsseltechnologie für automatisiertes und autonomes Fahren sowie für andere technische Bereiche wie neue Mobilitätsdienste. "Ingolstadt soll so ein wichtiger Entwicklungsstandort für KI-Anwendungen im Mobilitätsbereich werden. Durch diesen engen Schulterschluss profitieren nicht nur die beteiligten Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft, sondern letztlich die gesamte Region", so Rothenpieler.

Lösel und Schober hatten zuvor bereits einige Details des Ausbaus der Künstlichen Intelligenz (KI) in Ingolstadt bekannt gegeben. Danach will der Freistaat in den nächsten Doppelhaushalten insgesamt fünf Professuren mit fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern zur Verfügung stellen - weitere sollen folgen. Um mit der Umsetzung nicht bis zur endgültigen Bereitstellung der Mittel durch den Freistaat warten zu müssen, schlägt der OB jetzt dem Stadtrat vor, übergangsweise die Finanzierung zu übernehmen. Bis längstens 2023 sollen mit einer Gesamtsumme von 700000 Euro bis zu drei Professuren mit wissenschaftlicher und administrative Infrastruktur im Bereich der Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens gefördert werden. Laut Schober handelt es sich um die Felder KI und Big Data, Sicherheitssysteme sowie Bildverständnis in Echtzeit, was für autonomes Fahren unerlässlich ist. Durch die Förderung könnten die Stellen unmittelbar ausgeschrieben werden. Der Antrag soll nächste Woche am Mittwoch und Donnerstag im Kultur- beziehungsweise Finanzausschuss und am 24. Oktober im Stadtrat behandelt werden. Lösel ist sehr zuversichtlich, dass die Stadträte zustimmen.

Mit dem Antrag entspricht der OB auch einer Bitte der THI und des Aufsichtsrates von AININ, des "Artificial Intelligence Networks Ingolstadt" - dem vormaligen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen Ingolstadt. Dazu Schober: "Wir befinden uns in einem starken Wettbewerb um gute KI-Spezialisten. Je schneller wir unsere Professuren ausschreiben und besetzen können, umso schneller können wir Ingolstadt als Forschungszentrum für KI-Anwendungen national und international positionieren. " Bereits im Dezember 2018 hatte der Stadtrat zur Förderung der THI eine Beteiligung am Netzwerks beschlossen.

 

EIN DUTZEND PROFESSUREN FÜR KÜNSTLICHE INTELLIGENZ GEPLANT

Zwölf Professuren für Künstliche Intelligenz (KI) plus die gleiche Zahl an wissenschaftlichen Mitarbeitern sind an der Technischen Hochschule fest eingeplant. Vier wurden bereits europaweit ausgeschrieben. Laut THI-Präsident Walter Schober sind rund 50 Bewerbungen eingegangen - mit unterschiedlicher Qualität. "Wir werden mehrfach ausschreiben müssen", ist er sich sicher.

Von den zwölf KI-Professuren hat der Freistaat fünf bereits zugesagt - weitere sollen noch folgen. Der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl spricht von insgesamt zehn KI-Lehrstühlen für die Hochschule. Davon will die Stadt drei vorfinanzieren, damit die Ausschreibungen beschleunigt werden können. Hinzu kommen eine Ethik-Professur der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie sechs Stiftungsprofessuren, von denen die Stadt Ingolstadt (anwendungsorientierte Forschungen), Audi, Media/Saturn und das Fraunhofer-Institut jeweils eine und das Klinikum zwei finanzieren.

Derzeit sind an der THI bereits etwa 40 Wissenschaftler beschäftigt. Mit Künstlicher Intelligenz werde an der Hochschule ein Umsatz von rund vier Millionen Euro gemacht. "Jetzt müssen wir den Turbo einschalten, um neue Felder abzudecken", fordert Präsident Schober.

Alexander Kain, Bernhard Pehl