Ingolstadt
Messen, wo die Abgase wirklich sind

Umweltlandesamt will Luftüberwachungsstation in die Münchener Straße umsiedeln

15.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:29 Uhr
  −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Von behördlich verhängten Diesel-Fahrverboten ist Ingolstadt gewiss meilenweit entfernt.

Die (Daten-)Grundlage für eine solche einschneidende Entscheidung ist nicht vorhanden. Das mag zum einen an den klimatischen Besonderheiten liegen, die von der Stadtspitze und namentlich Umweltreferent Rupert Ebner immer wieder vorgebracht werden: Durch die Donau und eine offene Ost-West-Achse herrscht im Stadtgebiet ein guter Durchzug; so könnte man es laienhaft erklären. Und die tatsächlichen und offiziellen Messergebnisse der Lufthygienischen Überwachung des Landesamts für Umwelt (LfU) geben die Basis auch nicht her. 2018 lag der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid an der Ingolstädter Messstation bei 24 Mikrogramm pro Kubikmeter, etwas mehr als die Hälfte des erlaubten Grenzwerts.

Nun ist vielen Bürgern und auch Akteuren auf der politischen Ebene aber schon längst aufgefallen, dass die LfU-Messstation in der Stadt für das Thema Luftsauberkeit aus Laiensicht wohl auch nicht sehr sinnvoll platziert zu sein scheint: gegenüber der Berufsfeuer im Grüngürtel an der mäßig befahrenen Rechbergstraße.

Seit 1. Juni 1989 ist sie in Betrieb. Nach 30 Jahren nun ist das LfU an die Stadt mit der Mitteilung herangetreten, der Standort entspreche nicht mehr den Anforderungen der 39. Verordnung zur zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. Denn sie verlangt für Anlagen: weniger als zehn Meter Abstand zu einer stark befahrenen Straße, mehr als 25 Meter Abstand zu einer verkehrsreichen Kreuzung, Nähe zur Wohnbebauung, Nähe zu einem Fußweg, keine Bäume, anfahrbar mit einem Wartungsfahrzeug.

Auf Basis dieser Vorgaben ging das LfU nun auf die Suche und kam mit fünf möglichen neuen Standorten für die Messstation: Schillerstraße/Abzweigung Kelheimer Straße (gegenüber Donau-City-Center), Audi-Ring zwischen Einmündung Richard-Wagner-Straße und Abfahrt zum Westpark, Kreuzung Goethe-/Nürnberger Straße, Münchener Straße (Auffahrt zur Südlichen Ringstraße) sowie Südliche Ringstraße (Einmündung Manchinger Straße).

Nach Ortsterminen in Ingolstadt ist nun ein Standort an der Münchener Straße ausgewählt worden - auf Höhe der Hausnummer 105; also sogar südlich der Bahnhofskreuzung. Der Straßenabschnitt am sogenannten Prinzenviertel ist mit mehrgeschossigen Häusern lückenlos bebaut.

Warum genau dieser Fleck letztlich ausgesucht wurde, das will ein LfU-Vertreter am kommenden Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung des Stadtrats (16 Uhr, Neues Rathaus) erklären. Dabei werde auch der Zeitplan für die Aufstellung der neuen Messanlage ein Thema sein. Klar ist aber schon jetzt, dass die bestehende Station an der Rechbergstraße zunächst parallel weiterbetrieben werden soll. Die Kosten dafür trägt das Umweltlandesamt. Die Stadt stellt lediglich die Aufstellungsfläche und einen Stromanschluss bereit.

nWeitere Themen des Planungsausschusses in öffentlicher Sitzung: Einmal mehr geht es am Dienstag um die geplanten Kammerspiele - den Ersatz für das Kleine Haus des Stadttheaters und Ausweichspielstätte während der Sanierung des Hämer-Baus. Bis wohl Weihnachten sollen die drei siegreichen Büros des Architektenwettbewerbs ihre Lösungsvorschläge ("Machbarkeitsstudien") für den von ihnen favorisierten Standort auf der Theatertiefgarage abliefern. Nicolai Fall, der Geschäftsführer der mit dem Projekt betrauten Stadttochter INKoBau, wird den Stadträten über den aktuellen Stand berichten.

Außerdem stehen die Pläne von Investor Jürgen Kellerhals für das denkmalgeschützte Körnermagazin an der Esplanade auf der Tagesordnung. Der Aufstellungsbeschluss für das Bebauungsplanverfahren soll verabschiedet werden. Wie mehrfach berichtet, schweben Kellerhals (auch architektonisch) spektakuläre Pläne unter anderem für ein Hotel gegenüber der Technischen Hochschule vor. Sein Vorstoß, den Schandfleck neben dem Lechner-Museum verschwinden zu lassen, stieß vorab auf breiteste Zustimmung. Über die Gestaltung und Dimension wird aber noch zu reden sein.

Christian Rehberger