stadtgeflüster
Mehr Pferdestärken im Geiste Gretas

20.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:01 Uhr
Der Halter dieses PS-gewaltigen Kraftfahrzeugs, das am Donnerstag vor der TH parkte, zeigt dem Klimawandel-Superstar Greta Thunberg die Rücklichter. −Foto: sic

(sic) Eine sehr nette ältere Dame aus Haunwöhr erzählte uns mal eine bezeichnende Geschichte: Als sie 1958 von München nach Ingolstadt heiratete, hätten ihre Freundinnen entsetzt gerufen: "Um Gottes Willen!

Doch nicht nach Ingolstadt! Da ham's noch eine Pferdebahn! "

Das stimmte nicht ganz. Die so genannte Pferde-Tramway war 1958 bereits Geschichte. Aber das heruntergekommene Ingolstadt sah damals in der Tat so aus, als würden hier jeden Moment Pferdegespanne voller Fahrgäste um die Ecke biegen. Möglich, dass viele Münchner bis heute glauben, in Ingolstadt verkehren noch Pferdetrams.

Die legendäre einrossige Ingolstädter Bahn - mehr Gäule konnten oder wollten sich die Schanzer offenbar nicht leisten - bediente die (einzige! ) Linie Münster - Rathausplatz - Central-Bahnhof (später Hauptbahnhof) von 1878 bis 1921.

Die Fahrt mit der Pferdetram vom Münster bis zum Bahnhof dauerte 25 Minuten. An der kleinen Steigung vor der Donaubrücke mussten die Fahrgäste nicht selten aussteigen und 100 Meter zu Fuß laufen, weil das arme Viech sonst gequält worden wäre. War die Bergetappe geschafft, halfen die Passagiere beim Anschieben des Waggons. "Wenn's pressiert, muss man zu Fuß gehen! ", lästerten die Bürger, wie der Bahnexperte Leonhard Bergsteiner in einem Buch über die Schanzer Tramway erzählte. Die Liebe der Ingolstädter zum Öffentlichen Personennahverkehr war eben schon immer eher untertourig.

Weil die Pferdetram 1920 täglich mit 300 Mark subventioniert werden musste, stieg die Stadt 1921 auf motorgetriebene Busse um. Drei Stück. In dieser Traditionslinie steht die INVG.

Um so größere Begeisterung löst jetzt die Initiative des Arztes Markus Stockmeier aus, Ingolstadt mit einer modernen Straßenbahn aus der Verkehrsmisere zu rangieren. In Teilen des Stadtrats stößt er allerdings auf deutliche Skepsis. Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Ingolstadt führt wieder eine Pferde-Trambahn ein! Sie wäre nachhaltig, ökologisch vorbildlich, 100 Prozent klimaneutral, und die Pferdeäpfel eignen sich super zum Düngen. Mit einer Pferdetram würde Ingolstadt zum Kult-Ort der Fridays-for-Future-Kinder in aller Welt avancieren! Kein Ingolstädter Autofahrer wagt es dann mehr, blöde Sprüche über Klimawandel-Superstar Greta Thunberg zu reißen (Foto). Und mit einer Kutsche zieht man bei uns im Berufsverkehr sowieso locker an jedem SUV vorbei.