Stammham
Mastanlage: Verein kritisiert Gemeinde

Bürgerinitiative gegen den Bau des Großprojekts bei Stammham beklagt mangelnde Transparenz

25.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:29 Uhr
Küken auf engstem Raum: Bei Stammham soll eine Hähnchenmastanlage für bis zu 206000 Tiere entstehen. Jetzt kritisiert der Verein ""respekTIERE unsere Heimat" die Gemeinde wegen offenbar mangelnder Transparenz. −Foto: Archiv

Stammham - Einige Anschuldigungen des Vereins "respekTIERE unsere Heimat" sind heftig: Mangelnde Transparenz im laufenden Bebauungsplanverfahren zum Bau einer großen Hähnchenmastanlage bei Stammham wirft die Bürgerinitiative der Gemeinde vor.

 

Außerdem bemängelten die Vorsitzenden Natalie Besl (Stammham) und Uwe Bodendiek (Hepberg): "Der Verein hat Akteneinsicht in das laufende Verfahren beantragt, das uns aber durch die Bürgermeisterin verwehrt wurde. "

Die Kritik wurde in der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins laut, zu der rund 30 der insgesamt 80 Mitglieder in die Gaststätte Högnerhäusl gekommen waren. Zunächst ging es um den aktuellen Stand hinsichtlich der geplanten "Mega-Mastanlage" (Bürgerinitiative) und um die Gespräche mit Vertretern der Gemeinde Stammham, mit Bürgermeisterin Maria Weber (CSU) und dem Bauherrn Richard Wermuth.

Wie berichtet, will der Stammhamer Landwirt nahe der Autobahn A9 eine Mastanlage für bis zu 206000 Küken bauen. Die Tiere sollen in vier Ställen untergebracht werden. "Zudem möchte ich beidseitig an den Gebäuden einen großen Wintergarten als geschützten Bereich für die Hähnchen anbauen", wie Wermuth am Freitag auf Anfrage des DONAUKURIER informierte. Das gesamte Areal soll nach seinen Aussagen rund 1,3 Hektar groß werden. "Das entspricht einer Fläche von zwei Fußballfeldern. "

Nachdem die Pläne im Winter bekannt geworden waren, regte sich großer Widerstand in der Bevölkerung. Und zu einer Informationsveranstaltung des Betreibers im Februar in Appertshofen kamen mehr als 250 Besucher. Dabei gab Wermuth sein Ehrenwort: "Sie werden von der Anlage nichts riechen! "

Zum Zeitpunkt der Versammlung waren bereits 270 Einwendungen von Bürgern gegen das umstrittene Vorhaben im Stammhamer Rathaus eingegangen - am Ende der sogenannten frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung waren es rund 340 Einwände. Diese schickte die Gemeinde Anfang Mai anonymisiert zur Bearbeitung an das Ingolstädter Büro Weinzierl Landschaftsarchitekten, das Bauherr Richard Wermuth mit der Planung des Großprojekts beauftragt hat.

Dieser bislang "lange Bearbeitungszeitraum" zeigt nach Ansicht des Vereins "respekTIERE", dass die Einwendungen "sehr stichhaltig und begründet sind", wie es in der jüngsten Versammlung hieß. Mitglieder kritisierten dabei, dass der Bürgerinitiative Akteneinsicht in das laufende Verfahren verwehrt worden sei. Das habe mit Transparenz nichts zu tun. Anwesende stellten sogar die Frage: "Gibt es etwas seitens der Gemeinde zu verbergen? "

Der Vorstand des Vereins berichtete auch über Gespräche mit Bürgermeisterin Maria Weber, Landrat Alexander Anetsberger (CSU) und mit Bauherr Richard Wermuth im Frühjahr. "Dabei wurden dem Betreiber nochmals Alternativen zu der jetzigen Planung aufgezeigt. Der Verein würde beispielsweise einem Bio-Mastbetrieb neutral gegenüberstehen", sagte zweiter Vorsitzender Uwe Bodendiek.

Einen Bio-Betrieb lehnt Wermuth allerdings kategorisch ab. "Für die hier erzeugten Produkte würde ich keinen Abnehmer in der ganzen Region Ingolstadt und darüber hinaus finden", argumentierte der Landwirt am Freitag. Außerdem würde für einen solchen Betrieb viel mehr Fläche als jetzt benötigt.

In der Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative wurde der Vorstand erweitert. So bestimmten alle Anwesenden Martin Kozlik zum Schriftführer. In den Verwaltungsrat des Vereins wurde Jürgen Bauer gewählt.

Natalie Besl kündigte an: "In den nächsten Monaten wird der Vorstand intensive Gespräche mit den Verantwortlichen der Gemeinde Stammham führen. " Zudem werden nach ihren Worten auch die Beratungen mit den Trägern öffentlicher Belange - unter anderem sind das umliegende Gemeinden, die Autobahndirektion und die Deutsche Bahn - fortgeführt.

khh