Ingolstadt
"Manchmal tut Ordnung in der Welt gut"

Einzelausstellung von Beate Diao in der Harderbastei öffnet am Samstag

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Zweite Heimat Harderbastei: Beate Diao bei den Vorbereitungen ihrer Ausstellung, die am Samstag eröffnet wird. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) In der Reihe "Kunststücke" präsentiert Beate Diao ab Samstag Zeich nungen, Messer- und Linolschnitte in der Harderbastei. Es ist seit Längerem wieder eine Einzelausstellung der Ingolstädter Künstlerin, die vielen vor allem als Leiterin der Kunstschule Kunst- und Kuturbastei bekannt ist.

Die Arbeit von Beate Diao prägt - zumindest indirekt - seit Jahren das Ingolstädter Kunst- und Kulturleben. Alleine die Projekte, die Kinder und Jugendliche aus ihrer Kunstschule in der Harderbastei regelmäßig auf die Beine stellen, bereichern das kreative Programm der Stadt auf hohem Niveau. Zuletzt haben einige von ihnen mit der Gemeinschaftsausstellung "Blank" einige Beachtung gefunden und damit neben ihren eigenen Arbeiten auch das Ergebnis von Diaos Engagement präsentiert. Bei all ihrem Einsatz für den kreativen Nachwuchs gerät leicht in Vergessenheit, dass Diao selbst Künstlerin ist. Ab Samstag bringt sie diese Tatsache mit einer eigenen Ausstellung in Erinnerung.

Eigentlich ist Diao Bildhauerin. In der Ausstellung wird sie aber neben Zeichnungen vor allem Linol- und Messerschnitte zeigen. Sie sieht in den Techniken dabei durchaus Parallelen. "Es geht darum, mit einem Werkzeug ein Material zu bearbeiten und es in die gewünschte Form zu bringen", erklärt sie. Eine gewisse Dreidimensionalität schafft Diao in einigen ihrer Arbeiten auch durch Mehrfarbigkeit und Schattenwürfe.

Über zweieinhalb Jahre hat Diao am Konzept der Ausstellung gearbeitet. Ihre Inspirationsquellen sind vielfältig. Lotte Reinigers Film "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" aus dem Jahr 1926 hat ihr den Scherenschnitt nähergebracht. In ihren Arbeiten kombiniert sie die kitschigen Scherenschnitt-Klischees kleiner Kinder in "Poesiealbum-Ästhetik" mit martialischem Tötungsgerät: Die Silhouette eines lesenden Mädchens, über dem vier Bomben schweben. Es ist die Flut von Bildern aus dem Syrien-Krieg, die Diao zu dieser und anderen Arbeiten inspiriert hat. "Das war einfach zu viel." In einer Serie schreiender menschlicher Gesichter hat sie versucht, der Verzweiflung der Betroffenen näherzukommen. Über ein Jahr hat Diao an einem Bild der zerstörten Stadt Homs gearbeitet. 200000 einzelne Punkte hat sie auf das Papier gebracht, die sich zu den zerstörten Häuserfassaden zusammensetzen. "Die Städte lösen sich auf im Krieg", sagt die Künstlerin. "Die Menschen fliehen, werden getötet, Häuser, Kunstwerke, alles verschwindet." In weiteren Arbeiten thematisiert die Künstlerin Fragen der Umweltzerstörung, globale Ausbeutung und der Waffenindustrie.

Ästhetische Anregung fand Diao in den Bildern von allerlei Tieren. Dabei faszinieren sie vor allem solche, die nicht bei jedem als besonders ansehnlich gelten. Käfer und Gottesanbeterinnen, Quallen und Kopffüßler haben es ihr angetan. Auch Trilobiten finden sich in der Ausstellung. Diao kombiniert sie zu grafischen Gebilden. "Mich interessieren Ornamente", erklärt die 48-Jährige. "Sie haben etwas Ordnendes - und manchmal tut ein bisschen Ordnung in der Welt ganz gut."

Eine kleine Serie widmet Diao dem Ausstellungsort. Der Druck einer Detailansicht der schweren Eingangstür zur Galerie bildet das Titelbild der Ausstellung. "Die Harderbastei ist ja schon fast meine zweite Heimat", sagt sie. Ein guter Ort also, um die Künstlerin Beate Diao kennenzulernen. Die Vernissage der Ausstellung ist am Samstag, 22. September, ab 19 Uhr.

"Kunststücke" von Beate Diao vom 22. September bis 14. Oktober in der Harderbastei, Oberer Graben 55. Geöffnet von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr.

Johannes Hauser