Ingolstadt
Landler mit dem Schwyzerörgeli

Trio Polca im Bauerngerätemuseum: Jazzförderpreisträgerin Vroni Schnattinger an der Harfe und der Geige

11.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:15 Uhr
Hochkonzentriert und voller Spielfreude: das Trio Polca mit (von links) Evelyn und Kristina Brunner sowie Vroni Schnattinger. Die kleine Handharmonika ist ein Schwyzerörgeli. −Foto: Foto: Pehl

Ingolstadt (DK) Der Name ist Programm.

Jedenfalls ein kleiner Teil davon. Trio Polca, das sind drei junge Frauen, die seit nunmehr vier Jahren frei interpretierte Musik aus dem alpenländischen Raum spielen und keine Berührungsängste vor anderen Genres haben. Vroni Schnattinger sowie Kristina und Evelyn Brunner präsentierten den zahlreichen Zuhörern im Veranstaltungsraum des Bauerngerätemuseums in Hundszell zwei alte Stücke aus der Schweiz, eine Polka aus Appenzell und den Tascher Schottisch, sowie jede Menge eigene Kompositionen: Walzer, Landler und Polkas, Stücke nach französischer Art der Musette oder auch freiere, atmosphärisch dichte Vertonungen wie "Wetterhorn", benannt nach einem Berg in der Schweiz.

Dass die Eidgenossenschaft immer wieder vorkommt, ist kein Zufall. Denn die Geschwister Brunner stammen aus Bern und haben wie Vroni Schnattinger an der Hochschule Luzern studiert, wo sie sich auch kennengelernt haben. Als Reminiszenz an ihre Heimat kam bei dem Auftritt in Hundszell neben Cello und Kontrabass wiederholt auch ein Schwyzerörgeli zum Einsatz. Es handelt sich dabei um eine diatonische Handharmonika, bei der jedoch - vereinfacht ausgedrückt - die Töne irgendwie anders angeordnet sind. Was man aus diesem so unscheinbar wirkenden Instrument alles herausholen kann, bewiesen die beiden mit Preisen bedachten Brunner-Schwestern, die seit Jahren in der neuen Schweizer Volksmusik unterwegs sind, mehrmals sehr eindrucksvoll.

Eine Könnerin ihres Fachs ist auch Vroni Schnattinger - ob an der chromatischen Harfe oder an der Geige. Sie hat Jazzvioline an der Uni Linz studiert und wurde 2012 mit dem Jazzförderpreis der Stadt ausgezeichnet - der Stadt, in der sie auch ihre Jugend verbracht hat. Mit ihren jazzigen Geigensoli setzte sie in einigen Stücken wirklich besondere Akzente, die man ansonsten auch in der neuen Volksmusik kaum hört.

Die drei jungen Frauen haben am Freitagabend in Hundszell gezeigt, wie man - mit der nötigen spielerischen Klasse und dem entsprechenden musiktheoretischen Rüstzeug - altes Material neu interpretiert und Grenzen scheinbar mühelos überschreitet, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Die Freude am Musizieren und ein Grundverständnis als Trio war in jeder Sekunde des Auftritts spürbar. Grundlage der so leichtgängig klingenden Kompositionen sind oftmals persönliche Erlebnisse oder Beobachtungen in Cafes, aber auch Stücke anderer Gruppen oder einfach das Getränk Absinth, wie in "Die grüne Fee". Auch die Pflege der Tradition liegt den Frauen am Herzen. So stellten sie dem Publikum Leben und Wirken der außerhalb der Schweiz kaum bekannten Volksmusiksammlerin Hanni Christen vor.

Nach den Auftritten von Beltango und Felz Orange war das Konzert des Trios Polca zweifellos eine weitere Bereicherung der Reihe "Tango mit der Ziach"
im Bauerngerätemuseum in Hundszell. Neben einem gewissen Stammpublikum waren - wohl wegen des Heimspiels von Vroni Schnattinger - ziemlich viele jüngere Besucher im Publikum, darunter laut T-Shirt sogar ausgewiesene Metallica-Fans. Was Museumsleiter Max Böhm besonders gefreut hat, ist heuer erstmals die vermehrte Nachfrage nach Kombikarten. Seinem Fazit kann man nur beipflichten: "Die Leute wissen, dass bei uns im Museum gute Musik geboten wird. " Die vierteilige Reihe schließt heuer am Freitag, 13. Juli, mit dem Monica Drasch Quartett.