Ingolstadt
"Wir haben echt überlegt, ob wir nicht aufhören"

Für den Architekten Florian Brand, Sieger des ersten Gartenschau-Wettbewerbs, erwies sich dieser Auftrag als zweischneidige Angelegenheit

10.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:00 Uhr
Architekt Brand: "Ich kenne keine Stadt, die von der Gartenschau so profitiert hat wie Ingolstadt." −Foto: Rössle/Archiv

Ingolstadt (DK) Für kaum jemand sonst war die Landesgartenschau 1992 so ein einschneidendes Ereignis wie für den Ingolstädter Architekten Florian Brand (82).

Er hatte gemeinsam mit dem Münchner Landschaftsarchitekten Peter Leitzmann 1987 den ersten Preis beim Ideen- und Realisierungswettbewerb für die Landesgartenschau gewonnen und kurz danach den entsprechenden Auftrag von der Stadt bekommen - ein Auftrag, von dem wohl jeder Architekt träumt: in seiner Heimatstadt das Donauufer neu zu gestalten und einen Stadtpark zwischen historischen Klenzebauten zu schaffen. Der Traum entpuppte sich allerdings später als purer Albtraum, weil Brand mit seinen Bauwerken mitten in die Mühlen der Kommunalpolitik geriet.

Herr Brand, wissen Sie noch, was Sie am Nachmittag des 27. September 1990 gemacht haben?

Florian Brand: 1990? (überlegt eine Weile) Weiß ich nimmer. Sie wissen sicher mehr.

Das war der Tag, an dem der Stadtrat stundenlang über die Bauten der Landesgartenschau gestritten hat, die ja zum großen Teil von Ihnen entworfen waren. Haben Sie an den Tag noch besondere Erinnerungen?

Brand: Nein. Gott sei Dank nicht.

Als dann politisch entschieden war, dass Ihr Konzept im Wesentlichen umgesetzt und fertig gebaut wird, wie verlief die weitere Arbeit bis zur Eröffnung im April 1992?

Brand: Immer wenn wieder negativ berichtet wurde, war in unserem Büro schlechte Stimmung. Wir haben echt überlegt, ob wir nicht aufhören.

Also ganz aus dem Projekt aussteigen?

Brand: Ich bin heute noch betroffen von der Sache, auch von dem, was die Politiker damals veranstaltet haben. Die haben sich ja überboten an Kritik. Ich konnte erst in den letzten zwei, drei Wochen der Gartenschau Führungen machen, als sich dann langsam herumgesprochen hatte, wie gut die Ingolstädter Gartenschau ist.

Und am Tag der Eröffnung, am 24. April 1992?

Brand: Ich habe eine Einladung gehabt und dem Herrn Oberbürgermeister geschrieben, dass ich nicht teilnehme, weil ich mir von ihm einmal ein mutiges Wort erwartet hätte. Bei der Eröffnung bin ich nicht erwähnt worden als Architekt. An dem Tag war ich auf der Nordseeinsel Juist, und um elf, als in Ingolstadt die Gartenschau eröffnet worden ist, bin ich mit so einem kleinen Boot rausgefahren und hab die Seehunde beobachtet. Das war schön. Ich hab an die Gartenschau gedacht.