Ingolstadt
Aus Würzburger Fehlern lernen

In Unterfranken gab es viel Kritik an der Gartenschau - in Ingolstadt geht es am 24. April 2020 los

08.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:36 Uhr
Ottmar Engasser
Es geht voran: 2020 wird auf dem Gelände zwischen Westpark (rechts) und GVZ die Landesgartenschau in Ingolstadt eröffnet. −Foto: Schalles

Ingolstadt/Würzburg (DK) Jetzt wird es allmählich ernst mit der Landesgartenschau 2020 in Ingolstadt. Die Fahne der bayerischen Landesgartenschauen ist am Sonntag im Rahmen eines Festakts von Würzburg an Ingolstadt weitergereicht worden.

"Wir haben den Staffelstab übernommen", sagte Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel und lud die Würzburger zum Besuch 2020 in Ingolstadt ein. Die Landesgartenschau (LGS) Würzburg dauerte 179 Tage und ist am 7. Oktober zu Ende gegangen. Ingolstadt hat nun rund 18 Monate Zeit, die Baumaßnahmen auf dem Gelände zwischen Westpark und Güterverkehrszentrum abzuschließen. Eröffnung ist am 24. April 2020.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Ingolstadt auf Würzburg folgt. Die Frankenmetropole war 1990 Veranstalter einer Gartenschau, Ingolstadt folgte 1992. Während die LGS 1990 in Würzburg als großer Erfolg gefeiert wurde, war die Stimmung in diesem Jahr weit weniger gut. In den örtlichen Medien und den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik an langen Wegen und an der nüchternen Atmosphäre. "1990 war ganz Würzburg stolz, jetzt wird diskutiert, wer was vermasselt hat", hieß es in der in Würzburg erscheinenden Main Post. Statt der erwarteten 950000 Besucher kamen nur rund 700000, was geringere Einnahmen und damit ein höheres Minus bedeutet, welches die Stadt Würzburg zu tragen hat. Der Stadtrat wird sich noch damit zu beschäftigen haben. Die Ingolstädter Verantwortlichen sollten sich also genau anschauen, was in Würzburg möglicherweise falsch gemacht worden ist. Mit strikten geometrischen Formen, langen Wegen, den üblichen Wasserspielen und großen, leeren Grünflächen lassen sich die Besucher jedenfalls nicht begeistern. Die Planer sollten nicht vergessen, dass Gartenschauen die Sinne ansprechen sollen: Schauen, Hören, Riechen.

Dass es vielfältige Kritik gab, räumte der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt ein. Zwar nicht im Vorfeld, wie Schuchardt dem DK sagte, aber während der Veranstaltung. Trotzdem sei die Gartenschau ein großer Erfolg für Würzburg, schließlich bekomme die Stadt einen neuen Park, der das Herzstück eines komplett neuen Stadtteils sein wird, der auf dem Gelände einer ehemaligen amerikanischen Airbase entsteht. Die Kernaufgabe einer Gartenschau, die Konversion eines alten Militär- oder Industriegeländes, wird damit also erfüllt - übrigens im Gegensatz zu Ingolstadt, wo lediglich Ackerland in einen Park verwandelt wird.

Von den kritischen Stimmen, die auch Roland Albert, Vorsitzender der Bayerischen Landesgartenschaugesellschaft, ansprach und auf "unterschiedliche Betrachtungsweisen" zurückführte, war am letzten Tag der LGS Würzburg sonst aber nichts zu spüren. Das Wetter zeigte sich am Sonntag von seiner besten Seite, die Besucher - darunter auffallend viele junge Familien mit Kindern - strömten in Massen auf das Gelände und ließen sich nicht zuletzt von den Programmbeiträgen, die Ingolstadt mitgebracht hatte, begeistern. Ingolstadt präsentierte sich einerseits mit Trachtlern und Goaßlschnalzern traditionell oberbayerisch, andererseits mit coolem Jazz von "Mallet & Friends" modern und weltoffen. Die Trachtler um den Vorsitzenden des Donaugau-Trachtenverbands, Xaver Dietz, waren allerdings ein wenig "verschnupft", dass sie bei der Fahnenübergabe nicht auftreten durften.

In ihren Reden erläuterten die beiden Oberbürgermeister die Konzepte "ihrer" Gartenschauen und sprachen dabei unisono viel von "Nachhaltigkeit". Gartenschauen seien längst keine temporären Veranstaltungen oder Blümchenschauen mehr, sondern wesentliche Beiträge zur Stadtgestaltung. Würzburg bleibt von der LGS ein großer Stadtteilpark, Ingolstadt schafft im dicht bebauten und industriereichen Nordwesten ein neues Naherholungsgebiet.

Auf die Bedeutung der Gartenschauen für die Stadtentwicklung wies auch Claudia Knoll hin, Geschäftsführerin der LGS Würzburg, die schon 1992 in Ingolstadt tätig war. Deshalb seien auch nicht allein die Besucherzahlen ein Maßstab für den Erfolg einer Gartenschau, sondern der langfristige Gewinn für eine Stadt. Die enttäuschende Besucherzahl in Würzburg sei nicht zuletzt auf den heißen Sommer zurückzuführen, sagte Knoll. An besonders heißen Tagen seien gerade mal 1000 Besucher gezählt worden.

Schließlich hatte auch noch der Würzburger Landrat Eberhard Nuss seinen Auftritt. Er überreichte OB Lösel die Schlüssel eines Pavillons, in dem sich der Landkreis Würzburg den Gartenschaubesuchern präsentiert hatte. Der Pavillon wird in den nächsten Tagen abgebaut und auf dem LGS-Gelände in Ingolstadt wieder aufgestellt. Auch das ein Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit.

Ottmar Engasser