Ingolstadt
"Kennenlernen heißt verstehen lernen"

20 Jahre Evangelische Aussiedlerarbeit in Ingolstadt werden am 30. Juni gefeiert

19.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Das Team der Evangelischen Aussiedlerarbeit mit Pfarrer Helmut Küstenmacher (stehend, Mitte), der den Aufbau dieses Netzwerks vor 20 Jahren maßgeblich initiiert hat. −Foto: Foto: Evangelische Aussiedlerarbeit

Ingolstadt (DK) Auf bewegte 20 Jahre kann heuer Pfarrer Helmut Küstenmacher zurückblicken, der 1998 die Evangelische Aussiedlerarbeit initiiert und gegründet hat.

Längst im beruflichen Ruhestand, ist Küstenmacher auch heute noch engagiert mit dabei. Die Aufgaben haben sich jedoch seit damals verändert. "Inzwischen kümmern wir uns, wie es die Bundesregierung mit Recht fordert, nicht nur um Spätaussiedler, sondern auch um Migranten und sozial benachteiligte Menschen. "

Dabei war und ist Netzwerkarbeit ein Schwerpunkt des rührigen Ruhestandspfarrers. Bereits 1999 begann er, Gruppenreisen in die ehemalige Sowjetunion zu organisieren. Er war seitdem jährlich mindestens einmal in dem riesigen Land oder anderswo. Bis heute lernt er Russisch, will für die Probleme der Deutschen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion sensibilisieren und Vorurteile abbauen. Denn nach wie vor gilt für Küstenmacher die Devise: "Kennenlernen heißt verstehen lernen. "
Im Jahr 1999 wurde das Aussiedlerforum gegründet, ein Netzwerk für alle Gruppen und Personen, die sich für Aussiedler einsetzen. Stadträtin Simona Rottenkolber wurde erste Vorsitzende eines gleichnamigen Vereins. Das Netzwerk wurde 2006 zum Migrationsforum erweitert. Das Aussiedlerforum besteht bis heute und bietet neu ankommenden Aussiedlern konkrete Hilfen und Projekte an. Sprecherinnen des Migrationsforums sind heute die Sozialpädagogin Janett Fritsche und die Beauftragte für Migration und Christlich-Islamischen Dialog im Dekanat, Pfarrerin Maren Michaelis. Mit Blick auf die Situation der Flüchtlinge in Deutschland fordert die Seelsorgerin, dass man alle, die hier sind, ordentlich behandeln müsse, denn "Christ sein, heißt Mensch sein". Küstenmacher pflichtet dem bei. Er erinnert an das Gebot "Liebe deinen Nächsten". "Wir fördern die Leute, nehmen ihr Menschsein an und plädieren auch an Kirchengemeinden, sich den Flüchtlingen zu öffnen. "
Ein weiteres Dauerprojekt der Aussiedlerarbeit ist der Jugendmigrationsdienst (JMD). Hier kümmern sich derzeit drei Mitarbeiter um die Anliegen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Und in der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) erhalten erwachsene Zuwanderer Unterstützung. Seit 2016 finden auch Asylberechtigte hier kompetente Ansprechpartner.

Die Evangelische Aussiedlerarbeit ist gut aufgestellt mit weiteren Gruppen, Kreisen und vielen Projekten, beispielsweise wird ein Deutschkurs angeboten. Regelmäßig treffen sich Kinder im Kindercafé am Freitagnachmittag im Gemeinschaftshaus an der Permoserstraße, aber auch der Seniorentreff und Musikgruppen beleben das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Büro der Aussiedlerarbeit. Eine "Bildungswerkstatt" unterstützt Schulkinder bei den Hausaufgaben. Jährlich finden das Kindertheater INKI und ein Zeltlager für Kinder am Baggersee statt. Das neueste Projekt ist eine Fahrradwerkstatt.
Feste kommen bei der Aussiedlerarbeit nicht zu kurz - so wird das 20-jährige Bestehen auf dem diesjährigen Sommerfest am Samstag, 30. Juni, von 13 bis 17 Uhr sicherlich gebührend an der Permoserstraße gefeiert. "Migranten sind eine Bereicherung für Deutschland", betont Pfarrer Küstenmacher. "Wir lernen viel voneinander, und die Überalterung der Bevölkerung in Deutschland wird entschärft. Von gelungener Integration können alle nur profitieren. "