Kathleen
Kunst ohne Grenzen

Kathleen Kornprobst bietet Kurse beim Projekt "Besondere Menschen" an

06.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:34 Uhr

Feste Größe: Kathleen Kornprobst ist seit Jahren in der regionalen Kunstszene präsent, so bei der Vernissage ihrer Ausstellung zur Eröffnung der Jazztage 2008 mit Sparkassen-Vorstandschef Dieter Seehofer (oben). Das Bild unten zeigt Selbstporträts der Workshopteilnehmer aus dem aktuellen Projekt „Besondere Menschen“ für behinderte Kinder und Jugendliche - Foto: Herbert/Ebeling

Kathleen Kornprobst ist gebürtige US-Amerikanerin. Sie war eine junge Frau, als sie zum Studieren nach Europa kam. Vieles war fremd, die Sprache neu und die Umgebung anders. Ihren Platz fand sie schließlich in der Kunst. Seit den 1980er Jahren gibt sie Malkurse für Erwachsene in Ingolstadt und der Region. Vor 20 Jahren ereilte sie ein schwerer Schicksalsschlag. Daran sei ein ärztlicher Fehler schuld gewesen, wie sie sagt. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl. Doch dies eröffnete ihr auch ein neues Betätigungsfeld: Kunst mit behinderten Kindern.

Kornprobst war in der Medizinischen Rehabilitation und zeigte dort ihre Arbeiten in einer Ausstellung. Ein Rektor einer Schule für geistig und körperlich behinderte Schüler sprach sie an, ob sie denn nicht einen Kunstkurs für die Schüler geben könne. „Ich ließ mich auf das Angebot ein und musste feststellen, dass die Tage mit den Schülern zu den schönsten meines Lebens gehörten. Die Arbeit war einfach erfüllend“, erzählt die Künstlerin.

Später in Ingolstadt lernt Kornprobst die Argentinierin Maria Nieves Tietze kennen, weil sie ein Model für eines ihrer Kunstwerke suchte. Tietze war gerade nach Deutschland gezogen. Die Sprache war neu, die Umgebung anders. Die Amerikanerin Kornprobst erkennt sich selbst in Tietze wieder – sie sind sich von Anfang an vertraut. „Maria ist wie eine Tochter für mich“, so Kornprobst. Als sie von Tietzes Projekt „Besondere Menschen“ erfährt, ist sie sofort begeistert. Das gemeinnützige Kunstzentrum bietet künstlerische Workshops für behinderte Kinder und Jugendliche an. Es war genau das, worin Kornprobst ihre Berufung sah.

Seit der Gründung des Projekts in Ingolstadt gibt Kornprobst fortlaufend Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche mit geistiger oder körperlicher Behinderung. „Weil ich im Rollstuhl sitze, bin ich auf der gleichen Höhe mit den Kindern. Das nimmt Berührungsangst“, erklärt sie. Vorgeschriebene Lehrmethoden wie in der Schule gibt es in den Kursen nicht. Die Freiheit, das zu machen, was einen beschäftigt, sei viel wichtiger.

„Ich helfe, wo Hilfe nötig ist und ermutige, wo Zuspruch erforderlich ist“, sagt Kornprobst. Mehr aber nicht. Sie sieht sich als Begleiterin eines Prozesses des Suchens und Findens, des Festlegens und Verwerfens. Sie sei da, unaufdringlich, aber spürbar. Ihre Aufgabe sieht sie darin, den Kindern den richtigen Umgang mit dem Material und der Technik zu zeigen. Manchmal hält sie einen Ellenbogen, um den richtigen Halt für das Malen oder Zeichnen zu geben. Die Kinder arbeiten nicht nur mit Filz-, Bunt- oder Aquarellstiften, sondern auch mit Fingerfarben. So lernen sie nicht nur das Material kennen, sondern erfahren sich auch selbst.

Das Wichtigste in diesem Prozess sei der spielerische Gedanke, erklärt Kornprobst. Ist ein Bild fertig, wird es deshalb auch nicht interpretiert und gewertet. Der Weg der Selbstwahrnehmung ist wichtiger als das Endprodukt. Und auf diesem gebe es kein Richtig und kein Falsch.

Der neueste Kunstkurs des Projekts „Besondere Menschen“ hat kürzlich begonnen. Er findet wöchentlich bis Juli in der Ingolstädter Tanz- und Kulturwerkstatt statt.