Ingolstadt (DK) Die ersten Autos fuhren zwar schon vier Wochen vor der Eröffnung drüber – aber einen Namen bekam sie erst Monate später. Vor 50 Jahren übergab Ministerpräsident Alfons Goppel die Schillerbrücke dem Verkehr. Die Baukosten: 4,5 Millionen Mark.
„Sang- und klanglos nahmen die Autofahrer die neue Brücke in Besitz“, notierte ein etwas erstaunter DK-Beobachter Anfang November 1964. Nach nur 17 Monaten Bauzeit und damit vier Wochen eher als geplant war diese (abgesehen von der Eisenbahnbrücke) zweite Donauquerung in Ingolstadt fertig. Die Arbeiter hatten danach ihr Werkzeug aufgeräumt und waren gegangen, und die Autofahrer fuhren drüber – so einfach war das seinerzeit.
Die Innenstadt vom Verkehr der Bundesstraßen zu entlasten, das war der Grund für die Errichtung der Schillerbrücke. Planungsbeginn war 1961, Baubeginn 1963. Das 191 Meter lange Spannbetonbauwerk entsprach dem damaligen Verständnis von Modernität (und war im Unterhalt günstiger als eine reine Eisenbrücke, was ebenfalls zur Disposition gestanden hatte). Als großzügig und elegant lobten Beobachter die Erscheinungsweise des ganzen Ensembles, zu dem auch die gleichzeitig erbaute Querspange gehört.
Ausgerechnet zur Eröffnung wurde die Brücke wieder für den Verkehr gesperrt. Die Kinder der umliegenden Schulen hatten frei, die Bevölkerung stand Spalier. Schließlich kam genau heute vor 50 Jahren sogar Ministerpräsident Alfons Goppel, der praktischerweise gleich noch den Hebauf für das Theater mitfeiern konnte. Einzig OB Josef Listl hatte was auszusetzen: Mit einer Figur hätte er die Brücke gern geschmückt, konnte aber keine finden, die ihm gefiel.
Nur mit dem Namen taten sich die Schanzer recht schwer. Nach dem DK-Aufruf kamen haufenweise Postkarten und Briefe mit Vorschlägen in die Redaktion. So sollte die neue Brücke an König Ludwig I., die Kelten, die Nibelungen, Bayern oder den Ring (der Straßen um Ingolstadt) erinnern. Viele Leser plädierten für die im Volksmund heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen alte und neue Donaubrücke. Die Mehrheit votierte jedoch für Schlossbrücke, eine Auffassung, der sich auch OB Listl und der Ältestenrat des Stadtrats anschlossen. Ein Leserbriefschreiber verwarf Anfang 1965 (!) beide Vorschläge: Das Schloss sei viel zu weit weg, und außerdem solle ja „später“ noch eine Brücke dazukommen. Während der SPD-Vorschlag Theodor-Heuss-Brücke nur wenig Befürworter fand, stieß der Vorschlag Schillerbrücke (als Verlängerung der Schillerstraße) auf die Zustimmung der UW und vieler Bürger.