Ingolstadt
Tanzen ohne Grenzen

Trainerin Maria Nieves Tietze arbeitet mit behinderten Kindern im Caritas-Zentrum St. Vinzenz

10.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:58 Uhr

Individuell fördern: Dem elfjährigen Enes macht die Tanzstunde mit Maria Nieves Tietze viel Spaß. Er vertraut der Trainerin, die den Kleinen spielerisch zum Mitmachen animiert. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Mit einem neuen Tanzprojekt begeistert die Theaterpädagogin und Tänzerin Maria Nieves Tietze seit September 2013 Kinder und Jugendliche im Caritas-Zentrums St. Vinzenz. Die Buben und Mädchen mit geistiger Behinderung spüren dabei keine Grenzen.

Knapp 20 Buben und Mädchen mit geistigem Handicap werden jeden Montagnachmittag zu kleinen Tanzkünstlern. Gemeinsam mit Maria Nieves Tietze tauchen die Kinder und Jugendlichen eine Stunde in die Welt des Tanzes ein. Mit erwartungsvollen Gesichtern warten sie im Rhythmikraum gespannt darauf, dass sie von ihrer Trainerin namentlich aufgerufen werden. Erst dann stürmen die Kleinen auf die freie Tanzfläche, wo sie sich begeistert und voll konzentriert zu den Klängen ruhiger Instrumentalmusik bewegen. Einige von ihnen beherrschen sogar eine einstudierte Choreographie zur Musik.

„Wir sind alle Tänzer“ nennt sich ein Projekt, das es für die Schüler der Förderschule des Caritas-Zentrums seit 2010 gibt. Den Anstoß dafür gab Nieves Tietze, wobei es vom Verein „Künstler an Schulen“ gefördert wird. Unterstützen möchte es künftig auch der neugegründete Verein „Besondere Menschen“. Das schulische Tanzen habe letztendlich den Impuls für das neue Projekt in der Heilpädagogischen Tagesstätte für Kinder und Jugendliche gegeben, erklärt Schulleiter Roberts Kriegers. Gefördert wird es von der Caritasstiftung Eichstätt – allerdings nur bis Juli 2016, erklärt Thomas Echtler, Geschäftsführer der Stiftung. „Für die späteren Jahre hoffen wir, noch andere Unterstützer zu finden.“ Das Tanzprojekt langfristig fortzuführen liegt dem Bereichsleiter der pädagogischen Tagesstätte Gerhard Doleschal am Herzen: „Das Projekt gibt den Kindern das Gefühl, etwas Besonderes gemacht zu haben, und ist für sie einfach ein schönes Erlebnis.“ Das Projekt sollte „so viele Jahre wie möglich laufen“, findet auch Nieves Tietze. Jedes Kind habe bereits Fortschritte gemacht, aber Tanzen sei eine Form von Kunst, und als solche benötige sie einfach Zeit.

Die Tür steht bei dem Tanzprojekt allen Kindern und Jugendlichen offen. Die aus Argentinien stammende Tanztrainerin berichtet, dass es bei dem Projekt keine Grenzen wegen körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung gebe. Sie fördert und motiviert die jungen Leute zwischen neun und 15 Jahren nach individueller Leistung. Die Kinder und Jugendlichen wissen das zu schätzen, und haben großes Vertrauen in Nieves Tietze: „Unsere Trainerin macht das schön und mir gefällt das gemeinsame Tanzen gut“, schwärmt zum Beispiel die 13-jährige Marina. Sichtlich Spaß macht die Bewegung zur Musik auch Stefanie Magel. Die 15-Jährige ist zwar mehrfach gehandicapt und sitzt im Rollstuhl, das ist aber beim Training kein Problem: Mithilfe eines Gymnastikbands binden sie Nieves Tietze und andere Kinder aktiv in die Tänze ein. „Steffi freut sich schon am Wochenende aufs Tanzen“, berichtet ihre Mutter Tatjana. Ihre Tochter habe sich durch das Projekt richtig geöffnet. Zudem leide sie an Krampfanfällen, die beim Tanzen bisher noch nie aufgetreten seien.

Die Kinder zu begeistern und zu fördern sei das Ziel des Projekts, betont Doleschal. Zwar plant Maria Nieves Tietze mit ihnen dieses Jahr am 24. September unter dem Motto „Fernimas Reise zum Mond“ eine Tanzaufführung, aber Doleschal versichert: „Das ist für uns dann nur noch das i-Tüpfelchen des Projekts.“