Ingolstadt
Steht das Denkmal der Moderne zum Verkauf?

Eigentlich wollte Hans Mayr die "Zigarrenkiste" am Brückenkopf für eigene Zwecke nutzen – nun hat er andere Pläne

27.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Es spiegelt die typische 50er-Jahre-Architektur wider: Das Gebäude am Brückenkopf, in dem bis 2009 die Versicherungskammer Bayern untergebracht war. Der Neuburger Unternehmer Hans Mayr hat die denkmalgeschützte Immobilie gekauft und ist dabei, sie zu sanieren - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es ist ein Bauwerk mit besonderem Charme: die „Zigarrenkiste“, wie das 1959 von den Architekten Johann Lang und Reinhard Kolb am Brückenkopf erbaute Haus genannt wurde. Bauunternehmer Hans Mayr wollte es als Ingolstädter Dependance herrichten. Doch seine Pläne haben sich geändert.

Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, sagte Mayr, der das Anwesen 2011 von der Versicherungskammer Bayern gekauft hat, gestern auf Anfrage des DONAUKURIER. Nicht zuletzt deshalb herrscht auf der Baustelle Stillstand. Seit einiger Zeit sind die Bauarbeiter abgerückt, ein Zaun sperrt das Gelände vor ungebetenen Besuchern ab. Der Neuburger Hans Mayr wollte den bungalowartigen Bau (mit seinem auf drei stützenden Säulen und einer Mauer stehenden, herausragenden Obergeschoss) als Ingolstädter Firmensitz. In den hinteren Teil des Geländes kommt ein Anbau. Doch jetzt denkt er darüber nach, die attraktive Immobilie zu vermieten – oder zu verkaufen. Für sein Baugeschäft hat er einen anderen Standort im Auge: in einem weiteren Geschäftshaus Mayrs in der Münchener Straße – oberhalb des dm-Marktes. Die hier freien 150 Quadratmeter Bürofläche würden ihm reichen – zumal Mayr erst vor Kurzem eine Filiale in München eröffnet hat.

Nicht etwa Probleme mit dem Denkmalschutz waren es also, die die Bauarbeiten haben stocken lassen, sondern Gedanken über die künftige Nutzung. Überdies habe der Bauunternehmer aufgrund voller Auftragsbücher und anderer Projekte, die Vorrang gehabt hätten, seine eigenen Baupläne etwas hintangestellt. So hat Mayr erst vor vier Wochen das Ingolstädter Theresiencenter verkauft. Die SV Sparkassen Versicherung mit Sitz in Stuttgart ist neuer Eigentümer des 2013 generalsanierten, denkmalgeschützten Gebäudekomplexes.

Doch zurück zur „Zigarrenkiste“. Auch der die typische 50er-Jahre-Architektur widerspiegelnde Komplex ist seit 2007 Baudenkmal. Der bekannte Architekt Johann Lang (1910– 1966) hatte hier nach seinen eigenen Plänen sein Büro geschaffen und damit ein Zeichen der Zeit gesetzt. Den Baumeister ereilte einige Jahre später leider ein schlimmes Schicksal: 1966 wurde er zusammen mit seiner Tochter in seinem Hochhaus in der Goethestraße umgebracht – einer der spektakulärsten Mordfälle in Ingolstadt.