Ingolstadt
Modernes Wohnen mit historischem Antlitz

An der Stelle des alten DONAUKURIER-Verlagsgebäudes in der Donaustraße soll ein neues Quartier entstehen

13.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Eine Einheit: Der geplante Neubau an der Stelle des alten DONAUKURIER-Verlagsgebäudes in der Donaustraße (rechts neben dem Eckhaus) und in der Münzbergstraße (links neben dem Eckhaus) fügt sich ins Ensemble der anderen Altstadthäuser. Mit dem Bau würde frühestens im kommenden Jahr begonnen, doch das Baugenehmigungsverfahren steht noch ganz am Anfang. Grafik: Architekturbüro Uez

Ingolstadt (DK) Es ist ein Projekt, das eine große Chance für die Entwicklung der Innenstadt bietet: Dort, wo jetzt noch das alte Verlagsgebäude des DONAUKURIER steht, sollen etwa 50 moderne Wohnungen entstehen.

Außerdem geplant sind Ladenflächen mit Tiefgarage. Damit wäre ein großer Leerstand beseitigt. Das Umfeld der historischen Altstadt aufgreifen und in eine zeitgemäße Architektursprache übersetzen – so verstehen die Planer des Münchener Architekturbüros Uez ihr Konzept, das sie für den Bauherrn Georg Schäff, den Herausgeber des DONAUKURIER, umsetzen wollen. „Wir wollen eine bürgerfreundliche und wirtschaftliche Lösung schaffen“, sagt Schäff.

Äußerlich gleicht der Neubau, dessen zwei Fronten auf Linie der anderen Gebäude in der Donaustraße und der Münzbergstraße verlaufen, den Bürgerhäusern der Altstadt. Die Planer stellen sich unter anderem Giebeldächer vor, die den Eindruck erwecken, dort entstünden mehrere kleinteilige Häuser, obwohl es sich um ein zusammenhängendes Gebäude handelt, dessen Steilgiebel durch Querdächer verbunden sind, die der Betrachter vom Boden aus nicht sehen kann. Dazu soll ein großer begrünter Innenhof gestaltet werden, auf den künftige Bewohner von ihren Dachterrassen aus blicken können.

Die Fassade soll, trotz vorgesehener Erker, modern wirken, schlicht und mit großen Fenstern, die die Räume mit Licht fluten. Durch Betonstelzenkonstruktionen sollen die Wohnungszuschnitte flexibel gestaltet werden können. Stellplätze wird es genügend geben, der Plan sieht eine Tiefgarage mit zwei voneinander unabhängigen Ebenen vor, die eine Zufahrt in der Münzberg-, die andere in der Donaustraße. 65 Stellplätze würden so entstehen. Ein Treppenhaus verbindet alle Teile des Gebäudes miteinander. Und vor der Fassade in der Donaustraße – im Erdgeschoss stellen sich die Planer Läden vor – könnten Bäume gepflanzt werden.

„Es ist eine sehr exponierte Stelle, deswegen ist es wichtig, das Typische aufzugreifen“, sagt Architekt Winfried Uez. Und Bauherr Georg Schäff ergänzt: „Das fügt sich wunderbar in die Altstadt ein.“ Doch bis zur Verwirklichung ist es noch ein weiter Weg. Am Freitag (siehe weiterer Artikel) beschäftigte sich erst einmal der städtische Gestaltungsbeirat mit dem Vorbescheidsantrag. Dabei ging es um grundlegende Fragen wie: Kann das bestehende Gebäude aus städtebaulicher Sicht abgerissen und ein Neubau in der geplanten Dimension errichtet werden? „Es ist ein sensibles Thema, dessen bin ich mir bewusst“, sagt Schäff.

Denn es wäre ein deutlicher Einschnitt. Das bestehende Verlagsgebäude, das in den 50er Jahren vom Ingolstädter Architekten Josef Elfinger und seinem Münchener Lehrmeister Franz Xaver Proebst gebaut wurde, ist mit seiner 32 Meter breiten Stahlbetonfassade zur Donaustraße hin ein imposanter Bau.

Georg Schäff betont: „Ich würde es nicht durch etwas Neues ersetzen, wenn es nicht sinnvoll wäre. Mir gefällt das alte Gebäude gut. Aber der Erhalt ist wirtschaftlich nicht möglich.“ Deswegen sei es auch nichts mit dem preisgekrönten Entwurf geworden, den das Berliner Architektenbüro Brandt und Simon nach seinem Sieg 2011 umsetzen wollte – er basierte auf dem Umbau des bestehenden Gebäudes.

Der Neubau ist dagegen nur 19 Meter tief und bietet damit Platz für den Innenhof. Im in die Jahre gekommenen Gebäude mit seinen rund 28 Metern Tiefe und dunklen Räumen ließen sich nur große Büroflächen unterbringen – dafür aber gibt es offenbar in der Innenstadt keinen Bedarf mehr. „Wir brauchen dringend Wohnungen“, sagt Schäff. Und Parkraum – doch eine Tiefgarage könne man nur schwer unter ein bestehendes Gebäude bauen. Schäff ist auch zuversichtlich, dass sich für die geplanten Ladenflächen im Erdgeschoss Mieter finden: „Es gab schon mehrere Anfragen.“

Die Stadt befürwortet das Projekt grundsätzlich. „Wir sehen die Chancen der weiteren Entwicklung sehr positiv“, sagt Oberbürgermeister Christian Lösel. Auch das Stadtplanungsamt steht dem Plan wohlwollend gegenüber. Der Neubau würde in der Münzbergstraße – dort, wo sich auf dem Grundstück jetzt noch ein asphaltierter Hof mit Gitterabgrenzung befindet – direkt an das Hillenbrand-Gebäude stoßen, ebenso wie schon jetzt in der Donaustraße. Betroffen wäre auch das Haus in der Donaustraße rechts neben dem alten Verlagsgebäude.

Hermann Bacher, der das Nachbarhaus gebaut hat, wurde im Rahmen des Verfahrens schon gefragt. „Ich finde es städtebaulich eine gute Lösung. Das würde das gesamte Quartier schon aufwerten, weil bei der Planung nicht nur auf die maximale Quadratmeterzahl geschaut wurde“, sagt er.

„So zügig wie möglich“ (Oberbürgermeister Christian Lösel) soll der Antrag auf Vorbescheid auch im Stadtentwicklungsausschuss behandelt werden. Lösel hat dafür jetzt auch eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Sollte alles optimal verlaufen, könnte im kommenden Jahr, spätestens 2017, mit dem Neubau begonnen werden.

 

Diskussion mit Emotionen

 

Ums Baurecht geht es im Ingolstädter Gestaltungsbeirat nicht. Die Mitglieder diskutieren in ihren Sitzungen vor allem über die Qualität von Bauvorhaben. Dabei fallen oft deutliche Worte. Bindend ist das, was in dem nicht öffentlich tagenden Gremium von den stimmberechtigten Mitgliedern, fünf Architekten, entschieden wird, für den Stadtrat allerdings nicht.

Am Freitag sahen sich die Architekten sowie einige Stadträte, die ebenfalls im Beirat vertreten sind, die Entwürfe zum Umbau des alten DONAUKURIER-Verlagsgebäudes an. Ein Votum fiel dabei offenbar nicht, allerdings habe es ein paar Empfehlungen für den Bauherrn und die Planer gegeben, wie der Gestaltungsbeiratsvorsitzende Ludwig Wappner unserer Zeitung erklärte. „Es war eine sehr gute Diskussion, die mit gewissen Emotionen verbunden war“, sagte Wappner.

Denn die Architekten betonten die herausragende gestalterische Qualität des bestehenden Gebäudes, das sich bewusst von seiner Umgebung, „dem Träumerischen der Giebeldächer“ (Wappner), abhebe. Wenn es aber – aus wirtschaftlichen Gründen – tatsächlich neu gebaut werden müsste, dann solle der Bauherr noch einmal über die Gestaltung nachdenken. „Es ist ein großes Haus, das aussieht wie drei Häuser“, sagte Wappner. Das sei nicht ehrlich. Und die Giebelbauweise des Entwurfs gefalle vielleicht den Bürgern, aber aus Sicht einiger Beiratsmitglieder sei architektonisch noch Luft nach oben.