Ingolstadt
Ein Band mit der Geschichte

OB Lösel stellte erste Ideen für 60 Informationsplatten im Pflaster der umgebauten Fußgängerzone vor

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Die Vorarbeiten für den Umbau der Fußgängerzone laufen schon. In der Georg-Oberhäuser-Straße beim Kaufhof sind gerade die Stadtwerke aktiv. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Da staunten die vielen Stadträte in dem überschaubaren Kreis an Zuhörern bei der Spezialbürgerversammlung für den Bezirk Stadtmitte, die sich allein mit dem Umbau der Fußgängerzone beschäftigte. OB Christian Lösel stellte erstmals vor, wie er sich sein Geschichtsband im Pflaster vorstellt.

Der Umbau der Fußgängerzone wird eine langwierige Operation am offenen Herzen der Innenstadt. Bis mindestens 2021 soll auf der Strecke vom Paradeplatz bis zur Mitte der Theresienstraße nicht nur der Belag ausgetauscht werden, sondern auch im Untergrund bei den sogenannten Sparten (Gas, Wasser, Strom und so weiter) viel passieren. Was genau sich wann abspielen soll, das erläuterte OB Lösel mit städtischen Spitzenbeamten am Donnerstagabend ein weiteres Mal vor Bürgern in der Altstadt. Im Juni hatte es Anliegerversammlungen für Gewerbetreibende und Häuserbesitzer gegeben. Vielleicht war deshalb die Schar der Interessierten, die ins Gewerkschaftshaus kam, sehr übersichtlich; etwas mehr als ein Dutzend Bürger. Dem gegenüber zehn Stadträte, sowie weitere Vertreter von politischen Parteien und der Innenstadtfreunde.

Für das neue Pflaster, das nach den Vorarbeiten ab 2018 vom Paradeplatz ausgehend nach und nach in fünf Bauabschnitten (siehe eigenen Artikel rechts) verlegt wird, trägt OB Lösel die Idee einer Geschichtsachse im Boden mit sich herum. Er hatte, wie er den Zuhörern sagte, das Stadtmuseum um ein Konzept für die Wegmarken gebeten. 60 Platten mit chronologischer Auflistung wichtiger Ingolstädter Meilensteine sind herausgekommen: von der ersten urkundlichen Erwähnung Ingolstadts 806 bis in die Gegenwart. So stellte es Gerd Riedel vom Stadtarchiv an Lösels Seite vor und sprach auch von der "Herzoglichen Achse", einem Begriff, den Stadtmuseumschefin Beatrix Schönewald geprägt habe. Immerhin soll sich das Geschichtsband im Pflaster annähernd vom Münster zum Neuen Schloss durch Ingolstadts historische Stube ziehen.

Die städtischen Geschichtsexperten wollen also 60 Jahreszahlen in den Boden einlassen und diese erklären. Der Inhalt der Intarsien, wie sie Lösel übrigens auch am Roten Platz in Moskau begeistert entdeckt hat, könne natürlich noch überarbeitet werden, sagte der Rathauschef. Vielleicht gehört auch nicht jeder geschichtlich sicher bedeutende Professor der einstigen Landesuniversität in der Hohen Schule zu den für Flanierer fesselnden Lektüren.

Gesucht ist auch noch die Form der Präsentation: Ob in das Steinpflaster gefräst, in ein noch zu wählendes Metall graviert oder ebenfalls eingefräst. Viel ist laut Lösel offen - nur ganz plan mit der Oberfläche wird alles werden, damit keiner ins Stolpern kommt.

Der Projektleiter des ganzen Fußgängerzonenumbaus aus dem Tiefbauamt reichte Ausdrucke mit ersten Gestaltungsentwürfen im Saal herum. Der Stimmungstest unter den Zuhörer lieferte für Lösel die Erkenntnis: "Grundsätzlich positiv, muss aber optimiert werden." Auch eine Anbringung an Hauswänden und nicht nur im Pflaster solle geprüft werden. Auf allzu viel digitalen Schnickschnack im öffentlichen Raum werde man aber aus Sorge um Vandalismus verzichten, so der Rathauschef. Da bis zum ersten Einbau noch mindestens ein Jahr vergehe, "kommen wir wieder", versprach er - mit neuen Plänen für die Bürger.