Ingolstadt
"Ein Wissenschaftler mit Herz"

Ehemaliger Kulturreferent und Stadtheimatpfleger Siegfried Hofmann ist am Wochenende gestorben

02.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Siegfried Hofmann

Ingolstadt (DK) Er galt als das Gedächtnis der Stadt. Kaum ein anderer wusste so viel über Ingolstadt wie Siegfried Hofmann. Der promovierte Historiker schrieb unter anderem die Ingolstadt-Bände. Einen weiteren Teilband zu vollenden, blieb ihm verwehrt. Im Alter von 84 Jahren ist Siegfried Hofmann am Wochenende gestorben.

„Er ist friedlich eingeschlafen“, berichtete gestern Alt-OB und Ehrenbürger Peter Schnell. Hofmanns Frau habe ihm die Nachricht vom Tod ihres Gatten überbracht. Schnell beschreibt den ehemaligen Kulturreferenten, Stadtheimatpfleger und Stadtarchivar als „exzellenten Mann, der sich sehr um die Stadt und die Kultur dieser Stadt verdient gemacht hat“.

Dabei ist Siegfried Hofmann eigentlich gar kein Schanzer. Er kam am 13. Februar 1930 in Nürnberg auf die Welt. Seine Kindheit verbrachte er im Altmühltal, in die Oberschule ging er in Eichstätt. Später studierte Siegfried Hofmann an der Ludwig-Maximilians-Universität München Historische Hilfswissenschaften, Bayerische Geschichte, Geschichte und Theologie. 1956 promovierte er mit einer Dissertation über das „Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294“. In München besuchte Hofmann die Bayerische Archivschule, die er 1960 mit der Staatsprüfung für den höheren Archivdienst abschloss. Am 1. Juli 1960 trat er die Stelle des Leiters von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Bibliothek und Schlossmuseum an.

„Das geschichtliche Erbe einer Stadt bedarf einer besonderen Pflege und Vermittlung, unermüdlicher Forschung und Publikationen und nicht zuletzt einer Person, die dieses Erbe glaubwürdig und intensiv weiterträgt, mit vielen Disziplinen verbindet und den Menschen nahebringt“, schreibt Heimatforscher Kurt Scheuerer in seiner „Materialsammlung zur Geschichte von Ingolstadt“. Die Stadt Ingolstadt habe „das große Glück, gerade mit Herrn Dr. Siegfried Hofmann jene außerordentliche Begabung gefunden zu haben, Kultur auf vielen Gebieten zu fördern und zu gestalten“. Hofmann gehöre zu den „herausragendsten und vielseitigsten Forschern Ingolstadts“, der es verstanden habe, Stadtgeschichte mit einer unerreichten Fülle an Themen der Theologie, Kunstgeschichte und Geschichte zu verbinden. Oder, wie es Peter Schnell formulierte: „Er war ein Wissenschaftler mit Herz.“

Von 1961 bis 1997 war Siegfried Hofmann Stadtheimatpfleger. Sein besonderes Anliegen galt der Erhaltung historischer Bausubstanz. 1971 wurde er zum Vorsitzenden des Historischen Vereins Ingolstadt gewählt. Als das Stadtmuseum 1981 im Kavalier Hepp neu eröffnet wurde, trug das Gesamtkonzept die Handschrift Hofmanns. 1990 wurde er Kulturreferent der Stadt. Dieses Amt hatte Hofmann bis zu seiner Pensionierung 1994 inne.

Als Siegfried Hofmann 2006 den Kulturpreis der Stadt Ingolstadt verliehen bekam, bezeichnete ihn der damalige Oberbürgermeister Alfred Lehmann als „engagierten, begeisterungsfähigen und temperamentvollen Sinnenmensch“. In unermüdlichem Akten- und Quellenstudium habe Hofmann grundlegende Werke zu fast allen Epochen der Stadt und der Region geschaffen – gekrönt von dem zweibändigen Ingolstadt-Werk, das Hofmann 1974 zusammen mit Professor Theodor Müller und Dr. Wilhelm Reissmüller herausgebracht hatte.

Vor einem Jahr – im Oktober 2013 – wurde Hofmann mit der Goldenen Bürgermedaille ausgezeichnet. Lehmann nannte ihn in diesem Zusammenhang einen „typischen Unruheständler“, der nach Ende seiner Dienstzeit bei der Stadt enorm viel Zeit in seine wissenschaftliche Arbeit gesteckt und sich „die Erforschung der Stadtgeschichte zur Lebensaufgabe gemacht“ habe.

Auch lange nach seiner Zeit als Kulturreferent war Hofmann bei Kulturveranstaltungen gefragter Gast – etwa als Redner bei Ausstellungseröffnungen. Hofmann redete nicht so schnell, dafür aber meist deutlich länger als sein Nachfolger im Amt.

Kulturreferent Gabriel Engert betonte gestern, Hofmann habe „für das Kulturleben der Stadt die entscheidenden Weichen gestellt“.