Ingolstadt
Der Herr über 450 Zimmer

01.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:40 Uhr

Spitzenposition: Mit dem Hotel Enso an der Südlichen Ringstraße baut Jürgen Kellerhals seine führende Stellung im Ingolstädter Übernachtungsgewerbe weiter aus. Das Viersternehaus mit 175 Zimmern soll im August eröffnet werden - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Stadtführung gibt sich noch alle Mühe, Optimismus zu verbreiten: Mit dem Kongresszentrum und dem Hotel auf dem Gießereigelände muss es einfach klappen! Einer, der die örtliche Hotelszene wie kein Zweiter kennt, hat größte Zweifel, ob diese Rechnung aufgehen kann: Jürgen Kellerhals.

Zwei Männer, ein Thema. Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine, Herbert Lorenz, ist 63 Jahre alt, seit langem als Verwaltungsjurist bei der Stadt Ingolstadt beschäftigt, derzeit Chef der Tochtergesellschaft IFG. Sein Ziel in den letzten Monaten seiner Karriere: ein Kongresshotel auf dem Gießereigelände. Der andere, Jürgen Kellerhals, ist 45 Jahre alt, millionenschwerer Geschäftsmann und Bauherr von Gewerbeimmobilien. Anders als Lorenz muss er sich nicht auf die mühsame Suche nach einem Investor machen. Er baut sein Hotel selber. Im August eröffnet er das größte der Stadt.

„Die neue Hoteldirektorin ist seit einer Woche da“, sagt Kellerhals beim Gespräch mit dem DK, hoch droben in der obersten Etage des blauen Geschäftshauses an der Nürnberger Straße, auch dies ein Objekt seiner Firma JKV. Auf der anderen Straßenseite: das Ara-Hotel Comfort, ebenfalls Eigenbau. „Wir sind der Marktführer in Ingolstadt“, weiß der Investor, ohne dass er dabei groß nachrechnen müsste.

Der Sohn von Mediamarkt-Gründer Erich Kellerhals nennt alles in allem 450 Hotelzimmer sein Eigen, davon 360 im Viersternesektor. Der Nächstgrößere in der Ingolstädter Hotelszene folgt in weitem Abstand mit 160 Zimmern. Der Markt im örtlichen Beherbergungsgewerbe sei 2009 und 2010 geschrumpft, hat der JKV-Chef beobachtet, „Wir sind noch unter dem Niveau von 2008.“

Roland Hörner (46), Geschäftsführer der JKV-Hotels und rechte Hand von Kellerhals, erklärt den Rückgang in den beiden vergangenen Jahren vor allem damit, dass die Zulieferer von Audi „massiv gespart“ hätten. „Ingolstadt ist gegen den Trend gefallen.“

Als Investor JKV – vor der Wirtschaftskrise – entschied, an der Südlichen Ringstraße ein großes neues Viersternehaus zu bauen, gab es noch einen klaren Aufwärtstrend. „Wir hatten damals auch einen Kongressbereich geplant“, erklärt Kellerhals, „aber das macht keinen Sinn, wenn gleichzeitig auf dem Gießereigelände ein öffentlich subventioniertes Kongresszentrum entstehen soll.“

Warum ist er dann an der Schlosslände nicht gleich selbst eingestiegen? An den nötigen Investitionsmitteln kann es ja nicht gelegen haben. „Da reden mir zu viele Leute mit“, wehrt Kellerhals ab. Ohnehin hält er diese ganze verschachtelte Konstruktion mit unterschiedlichen Teileigentümern und Bauherren auf dem Gießereigelände für nicht gerade Erfolg versprechend.

Auch sein Urteil über das geplante Kongresszentrum fällt negativ aus. Wenn schon, dann müsste die Stadt gleich eine richtige Kongresshalle hinstellen, glaubt der Marktführer. „Das wäre von der Darstellung her viel besser.“ So aber, mit einigen bescheidenen Tagungsräumen, gehe alles „ein bisserl unter“. Nach Darstellung von Kellerhals wird das Zimmerangebot im Viersternebereich durch sein eigenes Hotel um rund 35 Prozent wachsen.

Käme noch ein weiteres Haus in dieser Größenordnung auf dem Gießereigelände hinzu, wären die Folgen für Ingolstadt klar: „Man sieht, dass schon eine Überversorgung da ist. Damit werden nur weitere Überkapazitäten aufgebaut.“

Kellerhals scheint die Sache gelassen anzugehen. Jedenfalls kann man das Motto seines neuen Hauses so deuten. Das Logo auf der Hotelfassade (Enso) steht für den Kreis, der in der buddhistischen Lehre ein Symbol für innere Sammlung und seelische Ausgewogenheit ist. Die Geschäftsleute, die dort nächtigen, sollen Ruhe und Erholung finden. Speisen können sie unten im neuen japanischen Restaurant Hokkaido. Hinter dem Hotel gibt es übrigens noch ein großes Grundstück der IFG. Und das, bemerkt Kellerhals, wäre eigentlich der richtige Standort für ein Kongresszentrum. „Da sollte man mal eine Diskussion anstoßen.“