Ingolstadt
Im Galopp in den Koboldblock

Reithalle wird zu teuer: Digitales Gründerzentrum startet in der Fußgängerzone

30.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:23 Uhr

Als eines von zwölf vom Freistaat initiierten Digitalen Gründerzentren wird das Ingolstädter DGZ an der Ecke Am Stein/Schulstraße interimsmäßig seinen Betrieb aufnehmen. Nach voraussichtlich drei Jahren sollen erste Teile davon aufs Gießereigelände umziehen. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Das Digitale Gründerzentrum wird von vielen als Heilsbringer für die Zukunft Ingolstadts und der Region gesehen. Die Tüftlerschmiede wird aber nun doch nicht, wie lange geplant, in der Reithalle im Klenzepark ihren Betrieb aufnehmen, bis der Kavalier Dallwigk saniert ist. Sie zieht zunächst in die City.

Die Überraschung aus München war dann doch perfekt, als der Brief der Immobilien Freistaat Bayern bei der Stadtverwaltung eintrudelte. Bereits Anfang Dezember hatte sich der Stadtrat festgelegt, dass das Digitale Gründerzentrum (DGZ) in der Reithalle im Klenzepark starten solle. Es lag aber noch kein unterschriftsreifer Vertrag vor, wie damals auch bekannt war. Nun wurden von der Immobilientochter des Freistaats erstmals die Bedingungen für die Interimsnutzung und die Höhe des Mietzinses definiert, die für den alten Festungsbau aufgerufen werden. "In der Summe würden sich die Kosten um weitere 100 000 Euro erhöhen", heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung, mit der sich im aktuellen Sitzungsdurchlauf die Stadtratsgremien beschäftigen - am Dienstag als Nächstes der Finanzausschuss. Gedeckelt zusammen 600 000 Euro sollten für einen Baukostenzuschuss und eine Kapitaleinlage zur Finanzierung investiert werden.

Nun aber die bittere Nachricht. Nicht nur die 100 000 Euro zusätzliche Kosten (unter anderem Miete) mehr, die der Staat aufrief, er wollte auch eine Rückbauverpflichtung für alles, was die Stadt für ihr Gründerzentrum installieren wollte. "Damit ist die geplante städtische Folgenutzung auch nicht möglich", so das ernüchterte Fazit aus der Stadtverwaltung.

Und auf eine interessante Weise wenig überraschend kam bei der Untersuchung der Nutzbarkeit der Reithalle heraus: Aufgrund der Raumhöhe sei sie nicht optimal für den Betrieb des Digitalen Gründerzentrums geeignet. Beheizung und Abdichtung der Fenster seien schwierig und "bergen ein nicht unerhebliches Risiko", so offenbar Ergebnis einer Machbarkeitsuntersuchung, die sich die Stadt laut Sitzungsvorlage 25 000 Euro hat Kosten lassen.

Diese Summe schluckt sie nun und ging die Stadt im Galopp auf die Suche nach Alternativen zur Reithalle. Auf einem kleinen und teuren Ingolstädter Immobilienmarkt wurde man fündig: Ein einziges Objekt war geeignet und verfügt auch über die "gewünschte Mietdauer". Die Start-up-Unternehmer und sonstigen Entwickler sollen ab Sommer in das Gebäude Ecke Am Stein/Schulstraße ziehen, den Koboldblock, benannt nach der einstigen Brauerei dort.

Aus der Not könnte die Stadt hierbei eine Tugend gemacht haben. Denn wie sie selbst annimmt: Der Standort im Stadtzentrum führe "zu einer deutlich höheren Wahrnehmung des Digitalen Gründerzentrums durch die Bevölkerung". Man wolle das auch mit öffentlichen Angeboten unterstützen.

Völlig klar sind die Kosten, die für die Stadt im Koboldblock entstehen. Die Interimsräume sollen vom städtischen Bauunternehmen INKoBau für vier Jahre angemietet werde und für bis zu 150 000 Euro umgebaut werden. Im Erdgeschoss (zuletzt unter anderem ein Sonnenstudio) und im 2. Stock entstehen Büros und Co-Working-Spaces. Auf 700 Quadratmeter Nutzfläche sollen weiterhin rund 60 Arbeitsplätze für Start-ups und junge Unternehmensgründer aus der Digitalszene entstehen. Die Betreiber-GmbH des DGZ mietet sich fest für drei Jahre ein und zahlt 14,50 Euro pro Quadratmeter. Dazu gibt es die Option auf zweimalige Verlängerung um je ein Jahr. Diese könnte nötig werden, weil die Sanierung des Kavaliers Dallwigk als großes Zentrum wohl deutlich länger dauert. Innerhalb von drei Jahren könne man wohl nur den geplanten Anbau an dem Festungsbau auf dem Gießereigelände bezugsfertig hinbekommen.