Ingolstadt
Der Bildungsbürgermeister

Kulturreferent Gabriel Engert wird am heutigen Montag 60 Jahre alt

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

"Ingolstadt ist meine Heimat, und ich bin mit den Dingen, die ich hier tue, wirklich sehr verbunden!": der gebürtige Unterfranke Gabriel Engert. ‹ŒArch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es liegt natürlich nicht nur an seiner ambitionierten Frisur, dass Gabriel Engert eine sehr intellektuelle Aura umgibt. Sie steht ihm gut, schließlich amtiert der Referent für Kultur, Schulen und Kindertagesstätten sozusagen auch als oberster Bildungsbürger der Stadt. Am Montag feiert Gabriel Engert seinen 60. Geburtstag.

Oft gesehener Gast im Stadttheater, in Konzertsälen, Museen, Kleinkunstbühnen, Galerien oder bei Vernissagen. Manche Ingolstädter, die Engert nicht gut kennen, könnten den Eindruck gewinnen, er pflege einen vornehmlich feuilletonistischen Zugang zum Leben, aber damit tun sie dem Kulturreferenten unrecht. Der Mann kennt in den Ingolstädter Schulen und Kindergärten jede Sprossenwand! Und sicher auch jeden Hausmeister. Engert kommt schließlich ständig zu Besuch. Vermutlich könnte man ihn nachts mit dem Ruf wecken "Reuchlin-Gymnasium, Raumprogramm nach dem Umbau!" - und er würde sofort die Quadratmeterzahlen Klassenzimmer für Klassenzimmer unfallfrei herunterrattern. Mit Betonung auf unfallfrei. Und natürlich auf rattern. Rattern kann er auch richtig gut.

Engert vermag es, ein herzliches Grußwort mit intellektuellem Format in zwei Minuten 30 zu sprechen und dabei niemanden zu vergessen; das danken ihm die Zuhörer vor allem dann, wenn sie noch Redner ertragen müssen, die nicht so kompakt formulieren können, was in der städtischen Verwaltungswirklichkeit oft passiert. Auch wenn es mal heftig wird - bei Podiumsdiskussionen etwa oder in Aussprachen mit Eltern - verliert Engert niemals seine Besonnenheit und Freundlichkeit. Was auch geschehen mag: Sich ihn zeternd, wütend oder gar wehklagend vorzustellen, ist schlicht unmöglich. Am heutigen Montag feiert Gabriel Engert seinen 60. Geburtstag.

Sein Berufsleben begann er als Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte. Bald wechselte er an die Spitze des Kulturamts seiner Heimatstadt Würzburg. Aber Ingolstadts OB Peter Schnell warb den Unterfranken ab. Im Februar 1994 wählte der Stadtrat Engert mit 29 Stimmen bei drei Mitbewerbern als Nachfolger Siegfried Hofmanns zum Kulturreferenten.

Eine Rückkehr nach Franken habe er längst ausgeschlossen, das betont er. "Ingolstadt ist meine Heimat, und ich bin mit den Dingen, die ich hier tue, wirklich sehr verbunden!"

Dass er bei der CSU ist, merkt man ihm selten an, oft auch gar nicht. Parteipolitik interessiert ihn kaum. Engert trieb schon den Ausbau der Kinderkrippen und Ganztagsklassen voran, als viele Parteifreunde über so was noch die Nase rümpften.

Der anstehende runde Geburtstag "fällt mir nicht ganz leicht", bekannte er drei Tage vorher. "Denn umso älter man wird, desto klarer wird das Endliche. Ich setze mich jetzt bewusster damit auseinander, was ich im Leben noch machen will und was nicht mehr." Mit seiner "Gesamtbilanz" sei er bisher "sehr zufrieden". Engert ist auch dankbar dafür, "dass es mir gesundheitlich noch sehr gut geht". Eine elementare Voraussetzung für einen Job mit randvollem Terminkalender an sechs bis sieben Tagen in der Woche. Am Freitag erreichte der DK Engert auf einer Dienstreise in Berlin (er ist stets ansprechbar), am Samstagvormittag nahm er schon wieder den ersten Termin in Ingolstadt wahr. So geht das jetzt seit 23 Jahren.

Engert und seine Mitarbeiter bekommen das rapide Wachstum der Stadt ungebremst ab. Seit 2012 gilt es auch noch, den Geburtenboom zu bewältigen. Da müssen Kinderkrippen und Kindergärten en masse her. Und dann noch mehr Krippen und Kindergärten. Und Schulen. Eine Menge Schulen. Engert hat einen umfangreichen Schulentwicklungsplan vorgelegt, der sehr viele Neubauten und Sanierungsprojekte vorsieht. Geplantes Investitionsvolumen für die nächsten 20 Jahre: 170 Millionen Euro, davon 60 Millionen für kurz- und mittelfristige Maßnahmen bis 2020. "Ich kämpfe Punkt für Punkt für die Umsetzung", sagt Engert.

Der Begriff Kampf trifft es gut in einer Stadt, die einfach nicht aufhören will, derat schnell zu wachsen. Der Kulturreferent ist an vielen Fronten daheim. Auf die Einweihung des neuen Museums für Konkrete Kunst und Design freut er sich ganz besonders. Er wird sie, wenn es gut läuft, noch als Würdenträger erleben, ebenso den ersten Vorhang in den Kammerspielen. Nächstes Jahr endet seine vierte Amtszeit. Einmal will er noch zur Wahl antreten.

Ein Berufsleben mit derart hoher Schlagzahl muss man schon mögen, sagt Engert. "Wer Kommunalpolitik macht, weiß, dass das nur mit einem großen Zeiteinsatz geht." Doch wenn er weniger Stress hätte, wäre es ihm bestimmt langweilig, glaubt er. "Die enge Kombination von Beruf und Leben finde ich interessant. So wird das Leben vom Beruf miterfülllt." Seine Frau Sabine unterstütze ihn dabei voll und ganz, betont er. "Ich könnte es mir nicht vorstellen, dass ich im Büro sitze, bis um 16 Uhr der Hammer fällt, und erst dann fängt das Leben an."

Dass bei Gabriel Engert um 16 Uhr der Hammer fällt, steht wirklich nicht zu erwarten. Auch jetzt mit 60 Jahren nicht.