Ingolstadt
Im Reich der vier Ringe

Vor Deutsch-Chinesischem-Automobilkongress in Ingolstadt: Stadt empfängt Delegation und Botschafter

16.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:36 Uhr
Die chinesische Delegation und ihre deutschen Gastgeber posierten gestern nach dem Empfang vor dem Alten Rathaus. Dann ging es weiter in einen Biergarten. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der chinesische Botschafter kam mit der Bahn aus Berlin zum Autokongress nach Ingolstadt.

Obwohl er das erste Mal hier sei, habe er schon beim Aussteigen gespürt, "dass in Ingolstadt eine besondere Atmosphäre herrscht", erzählte Weidong Wong gestern (von einer Dolmetscherin übersetzt) beim Empfang der Stadt im Alten Rathaus. Da freuten sich die deutschen Zuhörer. Sie boten den Gästen aus China ein großes Willkommen: Erst eine Werksführung bei Audi, dann der Empfang mit Bürgermeister Sepp Mißlbeck. Von dort ging es weiter in einen Geisenfelder Biergarten, "um den Gästen aus Fernost die bayerische Gemütlichkeit näher zu bringen", wie es im Ablaufplan der Stadt steht.

Die Chinesen sind in automotiver Mission unterwegs: Heute findet in Ingolstadt der 3. Deutsch-Chinesische-Automobilkongress statt. Die Gastgeberländer sind im Wechsel China und Deutschland. Der erste Kongress fand 2017 in Wuppertal statt, der zweite 2018 in den Städten Nanjing und Nanchang - und heuer kommt man in der Audi-Stadt zusammen. Das Programm sieht unter anderem eine Podiumsdiskussion mit Herstellern von Elektroautos vor; auf diesem Geschäftsfeld liegen die Chinesen mit weitem Abstand in Führung.

Aber von Konkurrenzverhältnissen oder anderen Reibungspunkten zwischen deutschen und chinesischen Industriellen, gar globalen Handelskonflikten war auf dem Empfang wenig überraschend nichts zu hören. Gäste und Gastgeber versicherten sich gegenseitig ihren festen Willen zu Austausch, Freundschaft und Zusammenarbeit, und zwar nicht nur, das hoben alle drei Redner hervor, auf dem Terrain der Wirtschaft, sondern auch dem der Bildung, der Kultur und des Sports.

Bürgermeister Sepp Mißlbeck, ist ein enthusiastischer China-Fan. Sieben Mal war er schon dort, bald wird er erneut mit einer Delegation gen Fernost aufbrechen. Er legt Wert darauf, dass hier eine chinesisch-bayerische Partnerschaft gepflegt werde; die Basis der Beziehungen bietet das 2015 gegründete China-Zentrum Bayern (CZB). Es sei wichtig, neben Wirtschaft und Politik "auch eine menschliche Verbindung zu schaffen, sich in die Gesichter zu schauen und mit einem Lächeln Grüß Gott zu sagen", so Mißlbeck.

Obgleich Chinesen eher selten Grüß Gott sagen, das Lächeln der Gäste war Mißlbeck an dieser Stelle gewiss. Ingolstadt pflege "auf verschiedenen Ebenen Verbindungen zu China". Über die Partnerstadt Foshan, das Audi-Konfuzius-Institut, den Austausch von Schulen und Hochschulen oder auf dem Feld des Fußballs. Und nun erstmals mit dem Deutsch-Chinesischen Automobilkongress. "Das ist hoffentlich der Beginn einer neuen Zukunft", sagte Mißlbeck, und der Begriff "hoffentlich" ließ Rückschlüsse auf die latente Verunsicherung am Standort Deutschland zu.

Der Ingolstädter Bürgermeister nannte Ursachen: Der Wandel in der Automobilindustrie werde "sehr emotional" aufgenommen und "wirft intensive Wellen in die Politik". Auf dem Kongress wolle man "in großem gegenseitigen Vertrauen" auch "über Konfliktthemen reden".

Dianxun Liu, Direktor der Investment Promotion Agency of Ministry of Commerce in China (CIPA), bedankte sich in seinem Grußwort für den Empfang und die guten Vorbereitungen in Ingolstadt für den Kongress. Die Stadt sei in seiner Heimat "bestens für den Automobilbau bekannt", sagte Liu (ebenfalls gedolmetscht). Man werde sich darum bemühen, über "professionelle Zusammenarbeit" den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zu stärken.

Botschafter Wang zählte drei Maximen auf, die für eine gelungene Kooperation wichtig seien. Erstens: Früh anfangen mit dem Aufbau von Beziehungen. Zweitens: "Ausdauer". Der Diplomat würdigte hier ausdrücklich das China-Zentrum Bayern, das zahlreiche chinesische Unternehmen fördere. Und drittens: Vertrauen. "Nur mit Vertrauen in China hat man gute Chancen auf gute Beziehungen! ", betonte Wang.

Ein Partner des China-Zentrums ist das Ingolstädter Existenzgründerzentrum (EGZ), das derzeit 29 junge chinesische Unternehmen betreut. Hannes Schleeh, der Geschäftsführer des EGZ, nannte auf Nachfrage Gründe für diese fernöstliche Erfolgsgeschichte: "Wir lassen uns auf die fremde Kultur ein und versuchen, sie zu erfassen, um auf eine Wellenlänge zu kommen. " Eine große Hilfe seien die der chinesischen Sprache mächtigen Mitarbeiterinnen im EGZ. "Die Betreuung der chinesischen Unternehmen in deren Muttersprache ist sehr wichtig! So gibt man ihnen ein gutes Gefühl und bekommt einen Ruf. " Das ziehe weitere Unternehmen aus China an.

Vom Automobilkongress verspricht sich Schleeh nicht zuletzt "mehr Außenwirkung über die Region hinaus". Der EGZ-Chef: "Wir machen Werbung für Ingolstadt, auf dass die Stadt weiter boomt! "
 

Christian Silvester