Ingolstadt
Stadt muss bei Investitionen in Infrastruktur 1,1 Millionen Euro nachschießen

18.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:51 Uhr
Am neuen Autobahnanschluss Ingolstadt-Süd wird seit geraumer Zeit gearbeitet. Das Projekt hat sich durch aufwendige Leitungsverlegungen und die Neuverlegung eines Glasfaserkabels verteuert. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Es ist wie so oft: Über kleinere Beträge mag man politisch mitunter lang und breit diskutieren - die großen winkt man schnell mal durch.

So hat der Finanzausschuss gestern nahezu einmütig und ohne weitere Aussprache einen Zuschuss zu einem Projekt der Stadttochter Com-IN und eine weitere Geldspritze für den Umbau des Autobahnanschlusses "Süd" bewilligt. Kostenpunkt insgesamt: rund 1,1 Millionen Euro.

Beide Punkte stehen in Zusammenhang mit der Erschließung des Technologieparks IN-Campus, den Audi und Stadt auf dem früheren Raffineriegelände am Ende der Eriagstraße über eine gemeinsame Trägergesellschaft realisieren wollen. Dieses Prestigeprojekt genießt hohe Priorität, weil hier ein regelrechter Cluster für die Entwicklung künftiger Fahrzeugtechnologien und Mobilitätskonzepte entstehen soll. Die Stadt hat begleitend in die umgebende Infrastruktur zu investieren - was jetzt aber teurer wird als ursprünglich gedacht.

Wie schon wiederholt berichtet, will die Audi AG die auf der Autobahn A9 schon länger bestehende Teststrecke für autonomes Fahren über eine sogenannte "letzte Meile" mit dem Campus verbinden, so dass bis in den neuen Hightech-Park hinein (und natürlich aus ihm heraus) Mobilität mit digitalen Techniken erprobt werden kann. Erforderlich ist dafür der bereits laufende Umbau der Autobahn-Anschlussstelle Ingolstadt-Süd, die eine Anbindung an die Straße "Am Auwaldsee" erhält. Veranschlagt waren dafür 3,75 Millionen Euro, die der Stadtrat bereits im Herbst 2017 bewilligt hatte.

Nun hat sich herausgestellt, dass das nicht reichen wird. Wie häufig auf Baustellen der Fall, haben sich nach Darstellung des Baureferats bei den Eingriffen ins Erdreich Probleme und Notwendigkeiten aufgetan, die die Planer zunächst nicht auf der Rechnung hatten. Erhebliche Mehrkosten haben sich der Beratungsvorlage der Verwaltung zufolge durch Verlegungen einer Gas- und einer Fernwärmeleitung ergeben.

Die Autobahndirektion Südbayern, so heißt es, habe "harte Forderungen" gestellt, diese Leitungen aus dem Untergrund des neuen Trassenverlaufs der Zu- und Abfahrt zur A9 herauszuhalten. Die stark befahrene Anschlussstelle, so heißt es bei der Autobahnverwaltung, könne nämlich in einem Havarie- und Reparaturfall bei diesen Leitungen nicht gesperrt werden. Mehrkosten allein für diese beiden Leitungsverlegungen: 835000 Euro. Dabei haben sich die Stadtwerke an den Kosten für die neue Gasleitung bereits mit 30 Prozent beteiligt.

Eine Verteuerung um 106000 Euro hat sich gegenüber dem ursprünglichen Kostenansatz bei den allgemeinen Erdarbeiten ergeben, wobei hier vor allem die allgemeinen starken Preissteigerungen auf dem Bausektor als Ursache ausgemacht worden sind.

Weil die "letzte Meile" fürs autonome Fahren nur funktioniert, wenn auch hier die nötige digitale Infrastruktur für die Kommunikation von Fahrzeug und Umgebung vorhanden ist, wird die städtische Tochtergesellschaft Com-IN, die seit Jahren weite Teile des Stadtgebietes mit einem Glasfasernetz überzieht, auch das neue Straßenstück von der Autobahn zum IN-Campus mit einem Glasfaserkabel und entsprechenden Anschlussknoten ausstatten. Das Projekt ist mit "Digitales Testfeld Ingolstadt - Erste Meile" betitelt und verlangt der Vorlage zufolge Investitionen von rund 405000 Euro, an denen sich die Stadt nun zur Hälfte beteiligen will. Ein ansonsten für das Projekt IN-Campus angezapfter Fördertopf des Freistaates gibt hier nämlich angeblich nichts her.

Das Rechtsamt hat diesen städtischen Zuschuss von (nach Steuern) rund 238000 Euro und auch die Vergabe einer Bau- und Dienstleistungskonzession an die Com-IN auf die Dauer von zehn Jahren laut Verwaltung auf seine Zulässigkeit geprüft. Dass im Baufeld offenbar bereits ein Glasfaserkabel vorhanden, aber für das Campus-Projekt nicht zu nutzen war, geht aus der Vorlage für den Autobahnanschluss hervor. Dort ist von einer "falschen Spartenlage Lichtwellenleiter" die Rede.

Bernd Heimerl