Ingolstadt
Horchposten an der Basis

Die IG Metall ruft zur Wahl ihrer Vertrauensleute in den Betrieben auf

04.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:02 Uhr
Werbung für die Vertrauensleutewahl: Ingolstadts Erster Bevollmächtigter der IG Metall, Bernhard Stiedl (links), die Zweite Bevollmächtigte Tamara Hübner und Jörg Schlagbauer, Chef der IGM-Vertrauensleute bei Audi, mit einem Plakat, das zum Mitmachen in den Betrieben ermuntert. −Foto: Eberl

Ingolstadt - "Wir machen Gewerkschaft" lautet der selbstbewusste Slogan, der auf den Plakaten prangt, die die Ingolstädter IG-Metall-Geschäftsstelle in diesen Tagen in der Stadt aufgehängt hat.

 

Die Poster laufen ein wenig Gefahr, im Endspurt zur Kommunalwahl im allgemeinen Plakatwald der Parteien unterzugehen, aber die Gewerkschaft rührt auch noch an anderen Stellen die Werbetrommel - in den Medien und vor allem in den Betrieben.

Es geht um ein wichtiges Anliegen: Bis zum Mai werden in den Metall- und Elektrounternehmen der Region die sogenannten Vertrauensleute der IGM neu gewählt. Sie sind die Bindeglieder zwischen der Gewerkschaft und ihren Mitgliedern, praktisch der direkte Draht der Funktionäre zur Basis - und natürlich auch umgekehrt. Mehr noch als die (ebenfalls oft von der IGM dominierten) Betriebsräte der Metall- und Elektrobranche sind sie die Sensoren und Antennen der Organisation, was die Alltagssorgen und die mitunter auch je nach Firma oder Abteilung in Großunternehmen spezifischen Themen der Arbeitnehmer angeht.

Mit rund 3000 - durchweg ehrenamtlichen - Vertrauensleuten in 25 größeren Betrieben der Region hat die Ingolstädter IGM, die mit gut 50000 Mitgliedern ohnehin die größte Geschäftsstelle der Gewerkschaft in Bayern und eine der größten im Bundesgebiet darstellt, ein weit und breit einzigartiges Netzwerk geschaffen, auf das man durchaus stolz ist. Erster Bevollmächtigter Bernhard Stiedl: "So etwas hat hier kein anderer Verein oder Verband. "

Die Zweite Bevollmächtigte Tamara Hübner ergänzt, dass sich die Ingolstädter IGM diese wichtige Struktur auch etwas kosten lässt: Regelmäßige Schulungen halten die Statthalter der Metaller an der Basis ständig auf dem neusten Stand, was sozialpolitische und tarifliche Themen angeht. Gerade in der Tarifpolitik, so erläutern die Spitzen der hiesigen IGM, ist es Aufgabe der Vertrauensleute, in die Belegschaften hineinzuhorchen, Stimmungen und Erwartungen aufzunehmen und zu melden. Wenn die Gewerkschaft gegenwärtig ohne eine fixe Prozentforderung in die neue Tarifrunde geht, dann ist das auch Resultat dieser Feinabstimmung an der Basis, wo angesichts der großen strukturellen Brüche in der Arbeitswelt - besonders aktuell in der für Ingolstadt so wichtigen Automotivbranche - vielen Beschäftigten die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen gegenwärtig doch ein wenig wichtiger scheint als das liebe Geld.

Jörg Schlagbauer, Chef der Vertrauensleute bei Audi, sprach gestern bei Vorstellung der Wahlkampagne von einem ungebrochenen Interesse und Engagement der Kolleginnen und Kollegen für dieses Netzwerk der IGM. Allenthalben stünden für die neue Amtsperiode, die wieder vier Jahre dauern wird, mehrere Kandidaten für einen Vertrauensposten zur Verfügung. Bei Audi ist die Wahl zwangsläufig auch organisatorisch eine Herausforderung: Allein hier gibt es 1700 Vertrauensleute.

DK

Bernd Heimerl