Ingolstadt
Helfer erwünscht

Gelungener Auftakt: Bürger und Vereine treffen beim ersten Ehrenamtstag im Stadttheater aufeinander

14.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:46 Uhr
Ein Herz für Hasen: Die jungen Besucherinnen Luzia (v. l.) und Lara sowie Andrea List von "Hoppel im Glück" freuen sich auf dem Ehrenamtstag über viele Besucher. Daneben: Sylvia Kuffer und zwei ehrenamtliche Helferinnen. Bereits zu Beginn der Veranstaltung fanden sich zahlreiche interessierte Besucher im Foyer des Stadttheaters ein und informierten sich an den Ständen (links). −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Alltagshelden waren am Samstagvormittag im Foyer des Stadttheaters gesucht.

Dorthin luden das Bündnis Ingolstädter Ehrenamtliche (BINE) und die Freiwilligenagentur Ingolstadt zum ersten Ingolstädter Ehrenamtstag ein. Rund 30 Vereine und Organisationen stellten sich und ihre Aufgabenfelder vor.

Die Atmosphäre glich in etwa der auf einer Jobbörse - mit dem Unterschied, dass hier nicht potenzielle Arbeitnehmer und -geber aufeinander trafen, sondern Menschen mit Interesse am Ehrenamt und Stellen, die freiwillige Helfer benötigen. Die Idee, beide Seiten direkt in Kontakt miteinander zu bringen und zugleich einen Überblick über das Ehrenamt in Ingolstadt und der Region zu verschaffen, ist neu und erlebte einen vielversprechenden Auftakt.

So freute sich Christian Lange, Vorsitzender der Freiwilligenagentur, über den regen Besuch. "Das Ehrenamt in Ingolstadt scheint zu funktionieren", sagte er. Wer sich ehrenamtlich einbringen wolle und das Passende suche, könne seine Aufgabe hier finden und zum Alltagshelden werden, so Lange.

"Wir wissen genau, was Ehrenamt bedeutet, weil auch wir darauf angewiesen sind", sagte Gastgeber Knut Weber, Intendant des Stadttheaters, und nannte als Beispiel das Café International. Ehrenamt sei "extrem wichtig" und verbinde die Gesellschaft, ergänzte er.

Eva Gottstein, Bayerische Ehrenamtsbeauftragte und Landtagsabgeordnete der FW, betonte, dem Ehrenamt in Bayern gehe es gut. "Jeder zweite Bürger über 14 Jahre übt eines aus" sagte sie. Der Freistaat wisse das zu schätzen, deshalb habe das Ehrenamt Verfassungsrang. Allerdings unterliege es einem Wandel. Viele wollen sich demnach locker engagieren und nicht festlegen. Zudem werde die Bürokratie oft als Hindernis angesehen. "Das lässt sich teilweise aber nicht verhindern", so Gottstein.

Manchen Rentnern sagt man nach, sie seien im Ruhestand unausgelastet und strapazierten Familienangehörige oder Nachbarn, weil sie ihre Freizeit nicht sinnvoll zu nutzen wüssten. So weit will es ein Ehepaar aus Ringsee offenbar nicht kommen lassen. "Wir sind frisch in Rente und suchen etwas, was uns und anderen gut tut", sagen sie. Der Tag habe ihnen die Augen geöffnet: "Ich finde es fast tragisch, was Ehrenamtliche alles stemmen müssen. Das bekommt man als Außenstehende gar nicht mit", so die Frau. Beide wollen sich für die Entscheidung Zeit nehmen, da sie sich längerfristig engagieren möchten. Informiert hätten sie sich unter anderem bei der Ingolstädter Tafel. Linda Qasem und Besa Krasniqi stellten Elterntalk vor, ein Angebot des Vereins NefAS. "Es handelt sich dabei um moderierte Gesprächsrunden für Eltern von Kindern von 0 bis 14 Jahren. Ziel ist der Erfahrungsaustausch zu Themen wie Medienerziehung und Suchtvorbeugung", sagt Qasem. Gesucht seien Moderatoren, also Mütter und Väter, die Gruppen in ihrer Umgebung bilden und gerne mit Menschen zu tun haben. "Wir möchten die Leute zu Hause erreichen", so Qasem. Viele scheuten sich demnach davor, mit Problemen nach draußen zu treten oder seien alleinerziehend. Bedarf gebe es aktuell an deutschsprachigen Moderatoren.

Die einen helfen Menschen, andere engagieren sich für Tiere. So wie Sylvia Kuffer, die in Geisenfeld "Hoppel im Glück", eine Auffangstation für Kaninchen, betreibt. Derzeit beherbergt der Gnadenhof etwa 50 Langohren. "Wir suchen nach Helfern fürs Füttern, Fahrten zum Tierarzt und Fellpflege", nennt sie einige Beispiele. Voraussetzungen seien ein Herz für Tiere und Spaß daran, draußen zu arbeiten - "auch bei schlechtem Wetter", so Kuffer. Dafür erhalte man von den Tieren viel Dankbarkeit, weiß sie. Künstlerisch umrahmt und ergänzt wurde der Tag mit Darbietungen des Kunstzentrums Besondere Menschen sowie Kurzinterviews mit Ehrenamtlichen.
 

Michael Brandl