Winden am Aign
Gelingt es, die Mitglieder wachzurütteln?

Klappt das nicht, wird der Windener Schützenverein Eichenlaub an diesem Samstag aufgelöst

08.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:40 Uhr
  −Foto: Vogl

Winden am Aign (DK) Es kommt sehr selten vor, dass sich gestandene, in der Dorfgemeinschaft verankerte Vereine auf Nimmerwiedersehen verabschieden.

Dass es ab und zu dennoch passiert, könnte sich am heutigen Samstagabend in Winden am Aign zeigen: Der SV Eichenlaub Winden/Aign, traditioneller Schützenverein des Reichertshofener Ortsteils, versucht, auf einer Versammlung ab 17 Uhr eine neue Vorstandschaft zu wählen. Gelingt dies nicht, ist im Vereinsheim ein Termin im direkten Anschluss angesetzt. Einziger Punkt: die Auflösung des Vereins zu beschließen.

"Ich bin nicht mehr bereit, mich für ein funktionierendes Vereinsleben zu engagieren, weil keine Resonanz kommt", sagt die Erste Schützenmeisterin Martina Kupfer. Sie wird an diesem Samstag definitiv und mit sofortiger Wirkung von ihrem Posten zurücktreten. Ebenso die Zweite Schützenmeisterin Ute Pfab. "Ich bin traurig, es tut mit in der Seele weh", betont Kupfer. "Aber eine Vorstandschaft, die aus drei Personen besteht, kann nicht alles organisieren. " Schriftführer oder Sportleiter gibt es schon lange nicht mehr. "Die Aufgaben übernehmen wir ja noch zusätzlich. " Ein Fahnenträger fehlt auch.

Das bedeutet: Es muss eine neue Vorstandschaft her. Am Samstag ab 17 Uhr. Sonst ist Schluss mit den Eichenlaub-Schützen Winden/Aign nach dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung. "Ich habe vorab mit unserer Gauschützenmeisterin Elisabeth Meier gesprochen, damit wir nichts falsch machen", sagt die Erste Schützenmeisterin. Sicher ist: Gibt es keine Neuwahlen, kann die Auflösung des Vereins direkt im Anschluss beschlossen werden.

Die Diskussionen von vor einigen Jahren, als es um die Miete an die DJK Winden für die Benutzung ging, spielt keine Rolle. Kupfer: "Da gibt es einen neuen Mietvertrag, alles ist in Ordnung. " Grund ist nur das Desinteresse der Mitglieder, Verantwortung zu übernehmen. Kupfer: "Man kann machen, was man will, es kommt nichts. "

Auf der Homepage des Vereins, die eigentlich schon offline sein sollte, finden sich nach wie vor Schießzeiten - mittwochs von 18 bis 20 Uhr und sonntags von 17 bis 20 Uhr. Kupfer: "Trainiert wird schon lange nicht mehr. Das letzte ,Drei-Städte-Turnier' der Gemeinde musste sogar ausfallen, weil wir keine Mannschaft stellen konnten. Vereinsmeister oder Schützenkönig wurden zuletzt auch nicht mehr ermittelt. "

Kupfer erzählt, viele hätten ihr Mut zusprechen wollen: Solche Phasen würden viele Vereine, zurzeit besonders Schützenvereine, durchmachen. Aber es käme auch immer wieder ein Bergauf. "Dies sehe ich aber nicht. "

Bürgermeister Michael Franken macht sich natürlich Sorgen. "Es gibt wohl kein funktionierendes Vereinsleben mehr, eine aktive Mannschaft fehlt", sagt er. Ein Verein, eben auch die Eichenlaubschützen, hätte in einer Gemeinde eine gesellschaftliche Aufgabe. Gibt es die Schützen nicht mehr, bleiben in Winden nur noch die DJK, die Feuerwehr und der Krieger- und Soldatenverein.

Kupfer gibt die Hoffnung nicht auf: "Vielleicht sagt am Samstag ja doch jemand ,Bevor der Verein aufgelöst wird, mache ich es bis zur nächsten Wahl im Januar 2021'. "

Aus der Chronik des Vereins

Winden am Aign (DK) Im Oktober des Jahres 1924 gründeten 14 Windener Bürger den Schützenverein Eichenlaub Winden/Aign.Das Gasthaus Reim in Winden war die erste Heimat des Vereins, dessen Geschicke Georg Schmidl als Erster Schützenmeister leitete.In den Wirren des Zweiten Weltkrieges - so steht es auf der Homepage des Vereins - erfuhr der Verein, der bis dahin 20 Mitglieder zählte, eine vorläufige Auflösung. In dieser Zeit ging auch eine goldbestickte Vereinsstandarte aus den Gründerjahren verloren.Dem Verein liegen Statuten einer "Zimmerstutzengesellschaft Winden a. Aign" vor, die zwar keine Datumsangabe beinhalten, aber auf eine bereits früher existierende Schützenvereinigung im Ort hinweisen.1953 lebte der Schützenverein Eichenlaub Winden a. Aign - wiederum unter Schützenmeister Schmidl - neu auf. Ein wichtiger Meilenstein für das künftige Vereinsleben war der Beschluss vom 26. Januar 1985, den Verein ins Vereinsregister eintragen zu lassen und damit als eingetragener Verein zu firmieren. Das herausragende Ereignis 1985 war nach langer Bau- und Finanzierungsplanung der Schießstandanbau und gleichzeitige Anbau des Feuerwehrgerätehauses an das Vereinsheim des DJK SV-Sportheimes in Winden. 1986 wurde dort der Schießbetrieb auf einer Sechsstand-Anlage aufgenommen.Der Verein war auf 99 Mitglieder angewachsen, als Jakob Reichart im Jahr 1988 die Vorstandschaft übernahm. Drei Mannschaften beteiligten sich an den Gaurundenwettkämpfen, eine Mannschaft an der Sektionsrunde. Die Erste Mannschaft stieg bis in die Gauoberliga auf. Als wesentliche Termine im Jahresplan hatten sich Veranstaltungen wie Bürgerfestschießen, Marktmeisterschaft, "Drei-Städte-Turnier", Gaurundenwettkämpfe, Nuss-, Faschings-, Oster-, Königs- und Meisterschießen etabliert. DK