Pförring
Gefragte Zeitreise

Die ersten Römertage der Dorfgemeinschaft Forchheim am Kastell Celeusum stießen auf großes Interesse

13.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:47 Uhr
Die ersten Römertage am Kastell Celeusum bei Pförring: Die Führungen von Eduard Albrecht (Mitte in weißer Toga) stießen auf großes Interesse der Besucher. −Foto: Foto: Kügel

Pförring (DK) Die ersten Römertage am Kastell Celeusum, die die Dorfgemeinschaft Forchheim am Wochenende auf die Beine stellte, stießen auf große Resonanz. Allein an den drei Führungen von Eduard Albrecht nahmen über 250 interessierte Besucher teil.

"Ich bin Julian Cäsar, ich bin Julian Cäsar", rief ein Forchheimer Bub in Römerkleidung, während er Pfeil um Pfeil auf Zielscheiben abschoss, die an einem Mini-Kastelltor befestigt waren. Ähnlich begeistert wie Julian waren die 120 Besucher, die Eduard Albrecht am Sonntag bei seiner dritten und letzten Führung über das Kastellgelände und ein Stück weit auch durch die römische Geschichte folgten und nun vom großen, stählernen Nachbau des Osttors aus den Blick über die Biburg und das Donautal zwischen Marching und Pförring schweifen ließen.

"Ich bin kein Römerexperte", hatte der Neustädter Heimatpfleger vorausgeschickt. Das tat dem Interesse an seinen Ausführungen aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Nachdem der in Pförring als Musikant und Gstanzlsänger bekannte und ausnahmsweise nicht mit bayerischer Tracht, sondern römischer Toga bekleidete Marchinger seine Zuhörer mit ein paar Gstanzln begrüßt hatte, erzählte er, ganz wie ihm der Schnabel gewachsen war, vom römischen Limes, der sich vom Rhein auf 550 Kilometern bis nach Eining an der Donau erstreckt; über das Kastell zwischen Forchheim und Pförring, das vor 500 Jahren schon Aventin, der Vater der bairischen Geschichtsschreibung, erforschte. Und von den Menschen, die hier einst lebten: den 500 Reitersoldaten, der Bauinschrift nach etwas ganz Besonderes, nämlich römische Bürger, die trotzdem recht spartanisch zusammen mit ihren Pferden untergebracht waren. Und vom Vicus, dem Lagerdorf mit seinen Handwerkern und Händlern, und der Villa rustica, dem Gutshof, dessen Therme im Zuge des Baus einer Gaspipeline gerade ausgegraben und damit auch zerstört wurde.

"Zahllose Überreste aus der Römerzeit schlummern noch im bayerischen Boden", sagte Albrecht. Das Problem, vor dem die Archäologen stünden, sei, wie man etwas von diesem Erbe sichtbar machen könne, ohne es zu zerstören. Bei der sogenannten touristischen Inwertsetzung des Kastells Celeusum habe man vor einigen Jahren genau diesen Spagat gewagt. Die schon von der Reichslimeskommission ergrabenen Fundamente des Nordturms und des Nordosttors seien nach der archäologischen Untersuchung wieder überdeckt und damit konserviert worden. An der Bundesstraße 299 habe man einen Informationspunkt mit Rundweg errichtet. Und schließlich habe man durch ein mit Planen bewehrtes Stahlgerüst die beeindruckenden Dimensionen des Nordosttors veranschaulicht. "Das Tor hat man schon von Marching aus gesehen", sagte Albrecht und plädierte dafür, das seit einiger Zeit nackte Stahlgerüst mit Lärchenholz zu verkleiden, ähnlich wie den Römerturm bei Hienheim.

Während Albrecht für alle Interessierten - noch einmal mithilfe eines Leintuchs, das er seiner Frau abgeschwatzt und mit dem Kastellgrundriss bemalt hatte - den Aufbau des Kastells erklärte, stürmte die Mehrheit bereits die Essens- und Getränkestände, die die Forchheimer Römerinnen und Römer für ihre Gäste unter dem Tornachbau aufgeschlagen hatten.

Ursprünglich wollten die Forchheimer das Römerfest zum Marktjubiläum abhalten, berichtete Ernst Habazettl. Um das Jubiläumsfest nicht auseinanderzureißen, habe man die Aktion zwei Wochen vorverlegt. "Dafür können wir jetzt den Festumzug am Sonntag und das ganze Wochenende genießen", freute sich der Ortssprecher. Eduard Albrecht warb derweil schon für eine Neuauflage. "Jetzt wisst ihr schon, wie es geht, und ich kenne da ein paar Römergruppen, die machen ganz tolle Vorführungen."

Sebastian Kügel