Gaimersheim
Gaimersheim als vorübergehende Heimat

Die ersten Flüchtlinge sind in der Turnhalle des Gymnasiums untergebracht worden

05.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:35 Uhr

Der erste Bus mit 53 Flüchtlingen ist gestern Nachmittag am Gymnasium Gaimersheim angekommen. Stefanie Lorenz und Daniela Stößl (vorne, von links) begleiteten sie in die Turnhalle. Am späteren Nachmittag folgte ein zweiter Bus mit 51 Flüchtlingen, heute sollen nochmals zwei Busse mit Asylsuchenden dort ankommen - Fotos: Eberl

Gaimersheim (DK) Gestern Nachmittag, kurz nach 14.30 Uhr: Ein Bus fährt den Hochholzer Berg hinauf, stoppt vor dem Gymnasium, der Fahrer öffnet die Türen und 53 Flüchtlinge betreten Gaimersheimer Boden. Sie sind angekommen an dem Ort, der die nächsten Wochen ihre Heimat sein wird.

Mit müden, aber zugleich hoffnungsvollen Blicken schauen sich die Frauen, Männer und zahlreichen Kinder um, während sie aus dem Laderaum des Busses ihre Koffer, Trolleys, Rucksäcke oder einfach nur Plastiktüten mit ihrem Hab und Gut ausräumen. Die Müdigkeit wundert Stefanie Lorenz von der Betreuungsfirma Jonas Better Place nicht. „Sie sind alle erst in den letzten 24 Stunden in München angekommen“, weiß sie. Von München wurden sie nun nach Gaimersheim gebracht.

„Soll ich was zur Begrüßung sagen“, fragt derweil der Zweite Bürgermeister der Marktgemeinde, Günther Bernhardt, den in Sachen Flüchtlinge schon erfahrenen Georg Stark vom Landratsamt Eichstätt, als die Ankömmlinge ihr Gepäck aufgenommen haben und sich langsam in Richtung Gymnasiumturnhalle in Bewegung setzen. Die beiden Männer einigen sich darauf, von einer Begrüßung abzusehen und den Flüchtlingen erst einmal ihre Ruhe zu lassen.

Noch weiß niemand, aus welchen Ländern die Asylsuchenden überhaupt kommen. Stefanie Lorenz sowie Daniela Stößl vom Landratsamt sichten deshalb als Erstes die Unterlagen der Flüchtlinge, registrieren sie und weisen ihnen ihre jeweiligen Räume in der Turnhalle zu. Zuvor haben sie einen Schnellcheck durch Mitarbeiter des Roten Kreuzes und durch die Helfer der Wasserwacht Gaimersheim, die unterstützend dabei sind, hinter sich gebracht. „Alle sind ziemlich fit“, können Reinhard Nistler und Henning Rasche von der Wasserwacht schon bald ein zufriedenstellendes Zwischenfazit ziehen.

Unterdessen stellt sich heraus, dass recht viele Familien mit dem ersten Bus – ein weiterer kam gestern etwas später an, zwei weitere werden heute erwartet – in Gaimersheim eingetroffen sind. Die meisten der Businsassen stammen aus Syrien, aber auch Flüchtlinge aus Nigeria, Sierra Leone, dem Senegal, aus dem Kongo und aus Afghanistan werden von Lorenz und Stößl registriert und auf die verschiedenen „Zimmer“ in der Turnhalle verteilt. So auch fünf Frauen aus drei Nationen, denen ein „Frauenzimmer“ zugeteilt wird.

Während sich die Reihen im Eingangsbereich der Turnhalle, wo die Flüchtlinge an Biertischgarnituren sitzend auf ihre Registrierung warten, allmählich lichten, kommen die ersten schon wieder von den ihnen zugeteilten Betten zurück und stärken sich mit einem Becher Kaffee.

Mohamed Otba aus dem syrischen Aleppo erzählt von seiner Heimat, aus der er mit seinen Eltern und seiner Nichte geflohen ist. Er habe in einer Apotheke gearbeitet und studieren wollen, aber beides sei wegen der Situation in der umkämpften Stadt nicht mehr möglich gewesen. Nach zehn Tagen Flucht sei er nun seit etwa einem Monat in Deutschland. In Gaimersheim angekommen, setzt er seine ganze Hoffnung darauf, dass er als Flüchtling möglichst schnell anerkannt wird und den Rest seiner Familie nachholen kann.

Die nächsten sechs bis acht Wochen wird er aber erst einmal die Gaimersheimer Turnhalle mit weiteren 200 Flüchtlingen teilen müssen.