Ingolstadt
Ein bisschen WM an der Manchinger Straße

Bayern-1-Moderatoren Karlheinz Kas und Uwe Erdelt moderieren DFB-Spiel live im VW-Zentrum

17.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Knapp vorbei ist auch daneben: Da half spontaner Jubel nichts, der Freistoß von Toni Kroos ging nur an die Querlatte. Was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. −Foto: Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Stimmung zum WM-Auftakt war super. Das lag aber nicht an der deutschen Nationalmannschaft, sondern an den Bayern-1-Fußballkommentatoren Karlheinz Kas und Uwe Erdelt, die das Match gegen Mexiko im VW-Zentrum Ingolstadt live kommentiert haben. Da spielte am Ende das 0:1 nur eine untergeordnete Rolle. 250 Zuschauer hatten ein paar Stunden mächtig Spaß.

"Ihr habt Euer Bestes gegeben", rief Erdelt nach dem Schlusspfiff in die Menge. "An Euch hat es nicht gelegen", ergänzte Kas. "Deutschland kann immer noch Weltmeister werden", machte Kas noch etwas Hoffnung. Und Erdelt verabschiedete sich mit einem "Hier in Ingolstadt ist die Stimmung weltmeisterlich." Zwei Sieger gab es gestern Abend im VW-Zentrum Ingolstadt auf jeden Fall: Kas und Erdelt.

Falsch: Es gab drei: Thomas Betz, Angestellter des Betriebs. Er hatte doch wirklich - als Einziger - 0:1 getippt. "Wenn wir intern tippen, habe ich nie eine Chance. Ich musste einfach auf Risiko gehen." Das hat sich rentiert. Er durfte nicht nur flüssige Nahrung in Kastenform mit nach Hause nehmen, sondern darf auch eine Brauerei besichtigen - mit neun Freunden.

Essen und Getränke hatte Bayern 1 mitgebracht. Der Sender hatte dieses "Heimspiel" verlost, stellte die drei mal fünf Meter große Leinwand, die beiden Mikrofonhelden und eben die Verpflegung. Tische und Bänke organisierten vor allem Corinna Moser, Martina Schichl, Marion Walter und Kerstin Bacher. "Als begeisterte Bayern-1-Hörerin habe ich von der Verlosung gehört und mit Martina die Bewerbung aufgesetzt", erzählte Moser. Es kam wie es die beiden erhofft hatten. Die Begründung, warum das "Heimspiel" nach Ingolstadt kommen soll: Wegen der Dieselaffäre müssten so viele im Betrieb die Wut der Kunden einstecken. Da täte ein "Heimspiel" gut.

Tat es auch. 250 waren gekommen. Die Zusage von Bayern 1 kam kurzfristig, per Mail wurden alle Mitarbeiter angeschrieben und um schnelle Antwort gebeten. "Wir hatten Angst, dass am Ende vielleicht nur 20 kommen", sagt Moser. Dem war aber nicht so. Kas war begeistert: "Wir haben ja schon in Vereinsheimen moderiert oder beim Roten Kreuz. Aber das hier ist Fünf-Sterne-Luxus für uns."

Ohne Kas und Erdelt hätte gestern im zum WM-Stadion umgestalteten Schauraum wohl gar keiner mehr gelacht. Aber auch nach dem 0:1 fiel die Stimmung nicht in den Keller. Laola-Wellen, Fragerunden und stetes Lob aus berufenem Munde gestalteten das sich anbahnende Debakel erträglich. "Neuer muss ran - der Fuß hält." "Jogi schaut gut aus. Er ist aber angespannt. So wie wir hier in Ingolstadt." Die beiden blickten aber auch in die Tiefen dieses Ballsports: "Kasi, das hat sich angedeutet", meinte Erdelt nach dem 0:1. "Wann stellt Jogi um? Das Problem mit dem linken Flügel erkennt in der Bayernliga jeder Trainer viel früher." Okay, Erdelt lag bei einem "eindeutigen Handspiel" auch mal daneben. Was soll's. Sagte: "Ich habe die rosarote Brille auf" und forderte dann regelmäßig den Pfiff des Schiedsrichters - natürlich wegen Handspiels. Mangels Toren klatschten die Besucher schon mal bei einem Fehlpass der Mexikaner, aber auch beim Lattenfreistoß von Toni Kroos. Apropos Kroos: Viele kamen natürlich im DFB-Trikot. Kroos war dabei, Gomez und Neuer. Lahm, Götze, Klose und Schweinsteiger tummelten sich auch im Publikum. Sie waren und sind wenigstens bekannt. Als vor dem Spiel "Kasi" und Erdelt die Vornamen der deutschen Spieler in den Raum riefen, hallte es auf "Manuel" laut zurück "Neuer". So laut war kein zweiter Name. Aber auf "Marvin" kam gar keine Antwort. So spielte Plattenhardt dann auch.
Die Prognose der Fußballexperten, Deutschland habe laut Statistik zuletzt bei Eröffnungsspielen immer gewonnen, meist sogar deutlich, hatte keiner mehr im Kopf, als es 0:1 endete. Dabei ist die Statistik doch so viel. "Wir haben vor dem Spiel 95 Seiten mit Infos bekommen, haben uns 6, 7 rausgesucht und brauchen davon vielleicht 20 bis 30 Zeilen", verrieten die B1-Profis.

Als die Feier zu Ende und der BR abgereist war, kamen die guten Geister: "Es ist alles organisiert. Wir räumen heute hier noch auf. Am Montag schaut es in der Frühe definitiv wieder so aus wie immer", versprach Schichl. Fast so unvorstellbar wie das 0:1 gegen Mexiko.