Ingolstadt
Frische Kunst fürs Klinikum

Gnadenthal-Schülerinnen malten Acrylbilder für das Wohnzimmer auf der Palliativstation

17.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:40 Uhr
Schülerinnen der Gnadenthal-Mädchenrealschule übergaben gestern auf der Palliativstation des Klinikums ihre selbstgemalten Bilder Stationsleiter Thomas Fiedler (rechts). Mit dabei waren auch Kunstlehrerin Renate Endler und Schulleiterin Camilla Hering (hintere Reihe, 1. u. 2. v. r.) −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Seit 2004 gibt es am Klinikum eine Palliativstation.

Ungefähr genauso lange schmückt dort ein Gemälde eine Wand im sogenannten Wohnzimmer, einem wohnlich eingerichteten Aufenthaltsraum zum Entspannen für Angehörige todkranker Patienten. Nun zieht neue Kunst in den Raum ein.

Gestaltet haben die Bilder Schülerinnen der Gnadenthal-Mädchenrealschule in Ingolstadt. Gestern brachten sie die kleinen Kunstwerke im Beisein ihrer Lehrerin und der Schulleiterin auf die Station, wo sie Stationsleiter Thomas Fiedler in Empfang nahm. Er war es auch, der den Anstoß zu der Neugestaltung gab und zu Beginn des Schuljahres mit dem Anliegen an die Schule herantrat. Für die Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren war es ein beeindruckender Termin an einem außergewöhnlichen Ort. Das wurde deutlich, als Fiedler die Gruppe in den Raum der Stille bat, um den jungen Besucherinnen dort zu erläutern, was die Aufgabe einer Palliativstation ist. Derzeit gibt es dort Platz für zehn Patienten, die unheilbar krank sind. Die Betroffenen leiden oft unter Schmerzen und anderen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Verwirrtheit, Angst oder Depression. Aufgabe der Palliativmedizin sei es, diese Beschwerden zu lindern und so die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Anschließend konnten die Schülerinnen Fragen stellen, wovon sie auch reichlich Gebrauch machten. So wollten sie wissen, wie lange die Menschen auf der Station bleiben, wie viele Pflegekräfte sich um sie kümmern, ob manche von ihnen wieder vollständig geheilt werden können und ob es Patienten gibt, die mehrmals auf die Station kommen. Alle diese Fragen konnte Fiedler mit viel Geduld und Einfühlsamkeit beantworten.

Die Mädchen haben im Rahmen des Wahlfachs Kunst insgesamt 15 Acrylbilder angefertigt, auf denen Motive aus der Pflanzen- und Tierwelt abgebildet sind. Der Schmetterling gehörte dabei mit zu den favorisierten Motiven. Auch Lotte (11) aus Hepberg und Rebecca (11) aus Ingolstadt haben sich für das bunte Insekt entschieden. "Ich wollte eigentlich zuerst eine Blume malen, sie ist aber nicht so schön geworden, wie ich mir erhofft hatte", sagt Rebecca. Der Besuch auf der Palliativstation hat die beiden Mädchen auch nachdenklich gemacht. "Ich war ein bisschen traurig zu erfahren, dass die Menschen hier unheilbar krank sind. Aber ich finde es gut, dass es Menschen gibt, die ihnen helfen, sich besser zu fühlen", fasst Lotte ihre Eindrücke zusammen. Rebecca erging es ähnlich. "Ich war traurig darüber, dass die Menschen auf der Station unheilbar krank sind und sterben müssen. Aber es ist auch total schön, dass es einfühlsame Menschen gibt, die ihnen helfen", sagt sie.
Lina (14) aus Ingolstadt hat ein blaues Veilchen gemalt. "Ich mag diese Blume einfach. Bei uns zu Hause steht sie im Sommer auf der Terrasse", erzählt sie. Den Besuch auf der Station fand sie "sehr interessant", wie sie sagt. "Es ist nur ein bisschen bedrückend zu sehen, dass es den Leuten hier gar nicht gut geht. Deshalb ist es toll, dass es eine solche Einrichtung gibt und Pflegekräfte, die sich um sie kümmern. " Kunstlehrerin Renate Endler würdigt die Arbeit ihrer Schülerinnen: "Ich bin stolz, dass viele sich bereiterklärt haben, mitzumachen. Alle haben das Thema super umgesetzt. " Schulleiterin Camilla Hering betont zudem den pädagogische Mehrwert. "Wir haben die Palliativstation schon einmal im Rahmen des Religionsunterrichts besucht", sagt sie. Ihr sei der Besuch wichtig, weil das Thema Krankheit zum Leben dazugehöre. "Es zeigt einen Teil des Lebens in all seinen Schattierungen. "

Michael Brandl