stadtgeflüster
"Flasche leer" bei der CSU?

10.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr

(rl) "In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!

" Können Sie sich noch an die legendäre Wutrede des damaligen FC-Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni vor 20 Jahren erinnern? Jene Rede, die mit einem Satz endete, der nicht minder im Gedächtnis haften blieb: "Ich habe fertig! "

Nun gehört Fußball bekanntermaßen nicht zu den leichtesten Sportarten und die Zahl derer, die daran etwas zu meckern hat, deckt sich in etwa mit der Einwohnerzahl. So viel geschimpft wie über Fußball wird bestenfalls noch über ein Thema: die Politik.

Mit welchen Sportarten sich unsere Politiker beschäftigen, ist höchst unterschiedlicher Natur. Eine Disziplin aber gehört für alle dazu. Und es ist eine für Politiker gefürchtete Paradedisziplin: Bis der Satz "Ozapft is" aus der Kehle des Protagonisten und das Bier wenig später durch die Kehlen der Gäste fließen kann, sind bekanntlich einige Hürden zu nehmen, wie nicht nur unser Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl aus leidvoller Erfahrung weiß. Seit seinem ozapferischen Super-GAU vor ein paar Jahren behandeln Politiker den traditionellen Bieranstich bei Stadtteil-, Sommer- oder anderen Festen - insbesondere in Wahljahren - mit auffallend großem Respekt.

Auch der Landtagsdirektkandidat der CSU im Wahlkreis Ingolstadt, Alfred Grob, hatte am Samstagvormittag ein paar Schweißperlen auf der Stirn. Doch er meisterte das Anzapfen mit Bravour. Drei Schläge, dann floss der erste Tropfen Gerstensaft aus dem Zapfhahn - und der Ehrengast beim CSU-Sommerfest auf dem Viktualienmarkt, Bayerns Bauministerin Ilse Aigner, bekam einen Bierkrug zum Anstoßen in die Hand gedrückt.

Aber es hätte durchaus peinlich werden können, wie wir aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zugeflüstert bekamen. Denn neben dem Akt des Anzapfens an sich birgt so eine mobile Ausschankanlage für Getränke noch andere Gefahrenquellen. Am Samstagvormittag jedenfalls, als für den großen Showdown mit den CSU-Größen die mobile Schankanlage zwischen Viktualienmarkt und Sparkasse aufgebaut wurde, herrschte plötzlich aufgeregte Betriebsamkeit. Denn aus der Anlage, aus der ja auch andere Getränke als Bier fließen, so sie denn funktioniert, kam morgens bei der ersten Probe nach dem Aufbau kein einziger Tropfen.

Was war geschehen? , fragten sich die Unionspolitiker und dachten vielleicht schon an einen perfiden Anschlag des politischen Gegners. In der Not holten sich die politischen Schwergewichte Rat bei einem stadtbekannten, nicht minder schwergewichtigen Gastronomen, der denn auch gleich des Rätsels Lösung wusste: Die Schankanlage verfügte zwar über zwei Kohlensäure-Flaschen, die allerdings waren leer. "Flasche leer" also auch bei der Ingolstädter CSU? Das geht nun wirklich nicht. Gut, dass Hilfe nah war: Der Mohrenkopf-Wirt half mit zwei vollen Kohlensäureflaschen aus - und das Sommerfest am Viktualienmarkt konnte beginnen.