Wettstetten
Spielplatztest in Wettstetten: Herrlich normal

Familie Beyer testet beliebten Platz an der Vorwerkstraße - neue DK-Serie

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

−Foto: Gülich, Anne, Wettstetten (Anne Gülich)

Wettstetten (DK) Auf dem Spielplatz an der Vorwerkstraße in Wettstetten gibt es keine spektakulären Geräte. Aber gerade das Normale, Unaufgeregte macht den Charme des bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebten Spielplatzes aus. Familie Beyer hat ihn für eine neue DK-Serie getestet.

Talita und Lennert haben eigentlich gar keine Zeit für irgendwelche Fragen. Kurz darf Talitas Puppe Hannah schaukeln, während Lennert sich kopfüber von den Reckstangen baumeln lässt, dann kennen beide erst einmal nur noch ein Ziel: die Wasserpumpe.

Talita und Lennert sowie ihre Eltern Sandra und Stefan Beyer sind perfekt geeignet als Spielplatztester – schließlich wohnen sie direkt nebenan und kennen den Vorwerkstraßenspielplatz zu jeder Tages- und Jahreszeit. Grün und schattig ist es hier, ein bisschen hügelig. Es gibt viel Platz, übliche Spielgeräte wie Rutschen, Schaukeln und Wippen sind vorhanden. Dazu ein großes Holzklettergerüst – auf dem es sich wunderbar „Erde“ spielen lässt –, Reckstangen und die beiden größten Attraktionen: Gebüsch mit Kletterbäumen, Felsen und Höhlen aus Ästen – und die Wasserpumpe mit Matschstation sowie viel Sand.

Lennerts Lieblingsplatz sind die Büsche mitten auf dem Gelände: „Die sind super! Schau mal, wie ich da drinnen klettern und mich verstecken kann.“ Der fünfjährige Kindergartenbub ist begeistert – und erst mal für eine ganze Weile verschwunden. Seine siebenjährige Schwester Talita findet die grüne Insel mitten auf dem Spielplatz auch klasse, „aber am allertollsten ist die Wasserpumpe“, erklärt die Siebenjährige. Wie herrlich man da matschen kann, wenn jemand die Pumpe bedient und sich der Wasserstrom erst in eine Holzrinne und von da aus in den Sand ergießt.

Die Eltern Sandra und Stefan, von Beruf Ergotherapeutin und Ingenieur, halten zusammen mit ihren Kindern Plus- und Minuspunkte des Spielplatzes fest: „Pluspunkte sind Tisch und Bänke, der schöne Schatten, wenn es heiß ist, die Babyschaukel und natürlich die Wasserpumpe und das Klettergebüsch“, zählt Stefan auf. „Die Sackgasse an der Seite ist prima zum Rollerfahren. Und nicht zu vergessen: der Schlittenhügel. „Auch wenn der noch so klein ist, bietet er den Kindern im Winter stundenlang viel Spaß“, fügt seine Frau hinzu.

Als Minuspunkt werten sie die Wippe, die für Kinder zu hoch und sehr schwergängig ist. „Und alles ist halt schon ein bisschen älter, vor allem die Bäume. Da sollten vielleicht besser schon mal vorsorglich neue gepflanzt werden“, schlägt Sandra vor. Dass sie ab und zu schon Flaschen und Ähnliches im Gebüsch gefunden hat, sei auch nicht schön, komme aber halt mal vor. „Es gibt sicher aufsehenerregendere Spielplätze als den Vorwerkstraßenspielplatz, aber ich würde sagen, dass viele davon auch schneller langweilig werden“, fasst die Wettstettenerin zusammen. Sandmatschen und Höhlenbauen im Gebüsch, das fasziniere die Kinder einfach für längere Zeit.

Und wenn sie sich noch etwas wünschen dürften für ihren Spielplatz? „Der gefällt uns ja so auch schon prima“, sagt Stefan. Aber wünschen sei natürlich immer gut. „Ich wünsche mir ein Karussell. Das gibt’s in Wettstetten gar nicht“, ruft Talita wie aus der Pistole geschossen. „So eins, wo man im Kreis sitzt und in der Mitte an einem Rad dreht und dann ganz schnell rumgewirbelt wird.“ Lennert fände Fußballtore nicht schlecht. „Und ich einen neugepflanzten Kastanien- und einen Walnussbaum“, merkt Sandra an. Das Sammeln mache den Kindern im Herbst immer so großen Spaß. Toll wäre auch ein Klettergerüst für ältere Kinder, wo sie herausgefordert werden, dafür müsse man aktuell bis nach Ingolstadt fahren, so Stefan. „Aber Hauptsache, es gibt das Wasser“, stellt Talita fest und legt mit ihrer Schaufel einen neuen Kanal im Sand an. „Und eine Höhle“, nickt Lennert – und verschwindet im Gebüsch.

 

Für viele Familien heißt es, in den Sommerferien zu Hause zu bleiben. Aber auch Kinder, die mit ihren Eltern für einige Wochen in den Urlaub fahren, möchten in der restlichen Zeit beschäftigt werden. Da bietet sich ein Abstecher zum Spielplatz an. Für eine neue DK-Serie haben wir deshalb gemeinsam mit Familien ausgewählte Anlagen in den Gemeinden rund um Ingolstadt getestet.

Heute sehen wir uns in Wettstetten um, wo es einige Spielplätze gibt: Vier im Ort, drei im Wohngebiet „Feuergalgen“, einen in Echenzell. „Spielplätze sind Oasen und Treffpunkte für große und kleine Einwohner“, sagt Bürgermeister Gerd Risch. Allerdings könne man nicht einfach irgendwo ein paar Spielgeräte auf eine Wiese stellen. Abstandflächen und Fallhöhen müssen beachtet, der Zustand der Geräte in festem Turnus überprüft werden.

Der Wettstettener Bauhof führt laut Risch wöchentlich „visuelle Sichtkontrollen“, wie es im Amtsdeutsch heißt, durch, um Mängel, die durch Vandalismus, Benutzung oder Witterung entstanden sind, schnell zu beseitigen. Ausführlichere Funktionskontrollen seien alle ein bis drei Monate vorgesehen. Einmal im Jahr komme ein externer Prüfer vom TÜV, der die Spielgeräte kontrolliert.

„Was wirklich schön ist: dass wir vieles, was die Spielplätze betrifft, unkompliziert in Eigenregie regeln können. Zweiter Bürgermeister Anton Katarzynski ist unser ‚Feuerwehrmann für Holz’, das ja doch ziemlich witterungsanfällig ist. Oder Herr Scholz vom Bauhof: Der hat neulich den Platz für die neue Tischtennisplatte im ,Feuergalgen’ kurzerhand selbst gepflastert.“

Pro Jahr gebe die Gemeinde etwa 500 Euro pro Spielplatz für den Unterhalt aus – plus im Schnitt 5000 Euro im Jahr insgesamt für neue Spielgeräte, so der Rathauschef. Er lacht, als er erfährt, dass der Vorwerkstraßenspielplatz der Testspielplatz des Orts wird: „Da habe ich als Kind selbst schon gespielt“, erinnert er sich. Das Beste seien früher die Holzkutsche und die Seilbahn gewesen – und natürlich die Wiese zum Kicken mit der Schaukel als Tor.