Ingolstadt
Das Ballereignis in Ingolstadt

Schanzer Nacht der CSU verwandelt Stadttheater in einen kochenden Hexenkessel

17.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:58 Uhr
Ausverkaufter Festsaal: Die Schanzer Nacht der CSU ist das Ballereignis in Ingolstadt. Im Festsaal spielte die Coverband eXXtra music zum Tanz auf (oben rechts), die Eggspatzen aus Egweil traten im Foyer auf, der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl kam mit Freundin Ines Held (Foto unten rechts) −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es hat schon fast Seltenheitswert: So viele Besucher wie die Schanzer Nacht der CSU dürfte das Stadttheater schon lange nicht mehr gesehen haben. Ein mit 900 Sitzplatzkarten ausverkaufter Festsaal und rund 1200 verkaufte Flanierkarten - insbesondere die Flanierer verwandelten das Stadttheater am Samstagabend in einen kochenden Hexenkessel und feierten bis zum Morgen.

Ingolstädter Ballnacht der SPD? Gibt's schon länger nicht mehr. Gastronomenball? Fehlanzeige. Zu viel Kritik, zu wenig Besucher. Selbst dem "Fechterball Reloaded", den die BGI im vergangenen Jahr mit großem Erfolg veranstaltet hatte, drohte schon nach dem ersten Mal die Luft auszugehen. Wenngleich BGI-Chef und Schanzer-Nacht-Besucher Christian Lange ihn fürs nächste (Wahl)-Jahr auf Nachfrage unserer Zeitung verspricht. Fakt ist: Das Ballleben in Ingolstadt hat ganz schön Federn lassen müssen. So ist die Schanzer Nacht der CSU heuer das Ball-Großereignis in Ingolstadt - neben Krönungsball, Landwirtschaftsball und Wiener Ballnacht (am nächsten Samstag) einer von nur noch wenigen Bällen im Stadttheater. Kein Wunder, dass die Ingolstädter - und etliche Besucher aus dem Umland - sich das gesellschaftliche Ereignis nicht entgehen lassen wollen.
Stefan Huber, der die Schanzer Nacht zusammen mit Markus Meyer, Sybille Gruber und Thomas Buchhold organisiert, kann die Zurückhaltung der anderen Parteien in Sachen Faschingsball gut verstehen. "Übrig bleibt da nichts", sagt er beim Sektempfang zu Beginn der Schanzer Nacht unserer Zeitung. Und einen Haufen Arbeit beschert ein Ball dieser Größenordnung auch. Spätestens im Mai, sagt Huber, müssten die Bands fürs nächste Jahr gebucht werden. Viel Zeit zum Verschnaufen hat das Organisationsteam nicht: Nach der Schanzer Nacht ist vor der Schanzer Nacht.

Beim Ball am Samstagabend im Stadttheater waren die Christsozialen - und nicht nur sie - jedenfalls mächtig in Feierlaune. Zwei Bands und mehrere DJ verwandelten das Stadttheater in einen Partytempel. Als "politisches Schwergewicht" wartete der CSU-Kreisverband Ingolstadt diesmal mit der stellvertretenden CSU-Parteivorsitzenden und Europaabgeordneten Angelika Niebler auf, die zwei Tage vor ihrem Geburtstag sozusagen in Ingolstadt vorfeiern konnte - am Tisch von Oberbürgermeister Christian Lösel mit Ehefrau Carolin und dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl, der seine in München lebende Freundin Ines Held dabeihatte, um sie in dieser Ballsaison, wie er später im Foyer verriet, "in die Gesellschaft einzuführen". Brandl war quasi direkt von der in München stattfindenden Sicherheitskonferenz zur Schanzer Nacht gekommen - mit kurzem Zwischenstopp zum Umziehen vermutlich.

Noch bevor das Organisationsteam die Gäste zum "größten Schwarz-Weiß-Ball der Region" begrüßte, gab es die erste Einlage: Das Rock-'n'-Roll-Casino Ingolstadt sorgte mit dem auf Platz 8 der Weltrangliste stehenden Paar Julia Geishauser und Patrick Pfaller sowie weiteren drei Tanzpaaren für einen rasanten Auftakt. Zyla, eine "Freiwillige" aus den Besucherreihen, die sich urplötzlich im Mittelpunkt der Veranstaltung wiederfand, stockte der Atem, als sie Akrobatik-Figuren wie "Scherenteller", "Schulterkugel" oder den "Todessturz" zu sehen bekam und hörte, dass sie eine der gezeigten Figuren zum nachtanzen wählen sollte. Sie entschied sich wagemutig für "Akrobatik Nummer drei", den "Todessturz", nahm dann aber den Rat der Profis an, es doch lieber mit der "Schulterkugel" zu versuchen. Auf High Heels ließ sich Zyla von ihrem Profi-Tanzpartner Patrick mehrmals um dessen Schulter wirbeln und sicher absetzen. Der Applaus der Ballgäste war ihr sicher.

Die Egweiler Eggspatzen, die laut Programmheft um 21 Uhr im Mittelfoyer auftreten sollten, mussten wegen einer noch laufenden Theateraufführung warten. Wer um 21.30 Uhr sehen wollte, wenn die Narrwalla mit ihren diesjährigen Regenten Manuela I. und Michael IV. im Festsaal durch die Galaxie reist, hat sie verpasst. Geboten war aber ohnehin noch sehr viel mehr: Dance Venture und ihre atemberaubende Akrobatik im Mittelfoyer, die schon allein wegen der begrenzten Deckenhöhe im Foyer unbedingt in den Festsaal gehört hätte, die für die Schanzer Nacht obligatorische Austern-Bar, in der unter anderem auch SPD-Stadtrat Klaus Mittermaier, langjähriger Organisator des SPD-Balls, mit seiner neuen Partnerin Susanna Mayer anzutreffen war, das balleigene Casino, in dem unter den (Spielgeld-)Zockern der OB gesehen wurde, unter die Haut gehende Bässe im Blauen Saal, wo die DeeJays Tom Taylor & Frank Master auflegten, und Christian von Dobschütz, Bürgermeister der Gemeinde Diespeck und stellvertretender CSU-Bezirksvorsitzender in Mittelfranken, alias DJ Chris Deluxe, der nicht nur beim jährlichen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, sondern auch im Mittelfoyer bei der Schanzer Nacht auflegte. Für tanzfreudige Stimmung sorgten im Foyer Keep Cool aus Oberösterreich und im Festsaal die Coverband eXXtra music. Den im Programmheft aufgezeichneten Grundschritt fürs Walzertanzen beherrschten die meisten Besucher auch so.

Ruth Stückle