Vohburg
"Es ist die Schuld des Halters"

Reh stirbt wegen zwei nicht angeleinten Hunden - Jäger Sigi Rettermayer appelliert an Hundebesitzer

22.02.2021 | Stand 26.02.2021, 3:33 Uhr
Jäger Sigi Rettermayer und seine Hunde Arko und Xaver. −Foto: Privat

Vohburg - "Bei uns", sagt Sigi Rettermayer aus tiefster Überzeugung, "hat das Tierwohl oberste Priorität.

Da ist es egal, ob es um Hund und Katze, die Hühner auf meinem Hof oder um das Wild draußen in unserer Jagd geht. " In der vierten Generation ist die Familie nun schon für die Vohburger Jagd verantwortlich. In der vierten Generation steht sie, auch das betont Rettermayer, "für eine verantwortungsvolle, nachhaltige Jagd. Wir machen das aus Überzeugung. Genauso wie ich aus Überzeugung seit 25 Jahren Biolandwirt bin. Etwas anderes käme für mich nie in Frage. "

Umso mehr schmerzt es ihn, dass in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Tiere, Rehe und Hasen, von freilaufenden Hunden gerissen wurden. Im jüngsten Fall haben zwei Hunde in der Nähe des Biendl-Weihers ein Reh gefangen. Ein Ehepaar beobachtete den Vorfall, verscheuchte die Hunde zunächst. Als das Reh aber davon lief, setzten ihm die Hunde nach. Einer kam wenig später blutverschmiert zurück. "Wir haben das Reh gesucht, aber nicht gefunden. Das ist irgendwo elendigst verendet, und so etwas darf ganz einfach nicht passieren. "

Vorfälle wie diesen möchte Rettermayer in Zukunft vermeiden und appelliert deshalb an die Vernunft der Hundehalter: "Ich bin ganz sicher nicht gegen Hundehaltung, im Gegenteil, ich habe ja selbst Hunde und auch Katzen und ich mag meine Tiere sehr", betont er. Ihm sei auch völlig klar, dass ein Hund Auslauf brauche, dass er toben und spielen und eben nicht immer nur an der kurzen Leine unterwegs sein möchte und muss. "Das gehört alles zur Natur eines Hundes und ein guter Halter muss ihm das auch ermöglichen", betont Rettermayer und verweist auf gute und verantwortungsvolle Alternativen wie die kontaktlose Hundespielstunde, die sein Bekannter, Hundefachwirt Hans Scharl, am Schielein-Weiher bei Geisenfeld eingerichtet hat.

"Ich kann wirklich jedem nur empfehlen, da hinzugehen. Die Hunde können spielen, ihrem natürlichen Sozialverhalten nachkommen und sich auspowern", sagt er und erklärt, warum spielende Hunde, selbst dann, wenn sie nicht jagen, in Wald und Flur gerade im Winter ein fatales Problem für das Wild sind: "Das Reh", sagt er, "weiß ja nicht, dass der Hund freundlich ist und ihm nichts tun wird. Das Reh läuft erst einmal weg. Im Winter ist sein Energiestoffwechsel aber auf Sparflamme. Wenn es ständig aufgescheucht wird, verbraucht es viel zu viel Fett und stirbt irgendwann. Das muss man wissen. Dann bekommt man vielleicht auch ein anderes Verständnis dafür. "

Eindringlich bittet er deshalb Spaziergänger, im Winter auf den Wegen zu bleiben und darauf zu achten, dem Wild seinen Freiraum zu lassen. Verständnis für die Menschen, die gerade jetzt in der Corona-Zeit in die Natur wollen, hat er dennoch. "Das ist doch ganz normal", sagt er und bittet um ein vernünftiges und verantwortungsvolles Miteinander.

Gleiches gilt übrigens auch für die Hunde, die dem Wild nachstellen: "Als Jäger bin ich eigentlich verpflichtet, wildernde Hunde zu erschießen. Ich kann dazu nur sagen, ich habe nie und werde auch nie einen Hund oder eine Katze erschießen. Es ist nicht die Schuld des Hundes, wenn er das macht. Es ist aber die Schuld des Halters, wenn er es nicht mit Sachverstand und vernünftigem Handeln verhindert. "

Das ist auch der Grund, warum Rettermayer im jüngsten Fall Anzeige erstattet hat und das auch in Zukunft tun wird, sollte es erneut zu ähnlichen Vorfällen kommen. "Ich will keinen Schadensersatz. Das hilft dem Reh auch nichts. Ich will aber, dass die Leute zur Vernunft kommen. Dass sie Regeln wie die Hundeverordnung der Stadt Vohburg, laut der in den Donauauen, im Bereich südlich der Ilm bis zur B16 und eben auch am Biendl-Weiher Leinenpflicht besteht, einhalten und dass sie einfach auch mal nachdenken. Dann würde so etwas nämlich nicht passieren . "

DK