Kösching
"Es ist Zeit, die Bürger entscheiden zu lassen"

Köschinger CSU stellt Antrag auf Stopp des Verfahrens zum geplanten Holzheizkraftwerk

11.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:59 Uhr
Der Köschinger CSU-Fraktionssprecher Andreas Schieferbein. −Foto: Berger (Archiv)

Kösching - 2142 Unterschriften sagen für die CSU-Fraktion alles: Ein großer Teil der Köschinger Bürger will das bei Desching geplante Holzheizkraftwerk nicht.

Die Christsozialen beantragen deshalb, das laufende Verfahren zu stoppen.

In Kösching hat es schon so einige Bürgerbegehren gegeben. 2001 zum Beispiel gegen den Verkauf des Bads an die Kristallbäder-Gruppe, 2011 gegen den Bau eines neuen Friedhofs an der Kasinger Straße und ein Jahr später für ein Baugebiet "Fohlenweide" im Osten der Gemeinde. "Aber so viele Unterschriften wie diesmal gab es nur selten", meint CSU-Fraktionssprecher Andreas Schieferbein im Gespräch mit dem DK. Über 2000 Köschinger haben wie berichtet im Zuge des Bürgerbegehrens der Bürgerinitiative "Stoppt das Kraftwerk" unterzeichnet, um einen Bürgerentscheid gegen das vom Ingolstädter Energieversorger Prolignis geplante Holzheizkraftwerk zu erwirken. "Das ist ein Drittel der stimmberechtigten Einwohner, und das in Corona-Zeiten! " Für Schieferbein heißt das: "Es ist Zeit, die Bürger entscheiden zu lassen. "

Im Namen der CSU-Fraktion im Köschinger Marktrat hat er deshalb einen "Antrag auf Aufhebung des Beschlusses Prolignispark vom 15.10.2020" gestellt. Dieser liegt der Redaktion vor und enthält neben dem Ziel, den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans für das Grundstück zwischen TAL und Gunvor zurückzunehmen, die Forderung, das laufende Verfahren zu stoppen. Für die im Zuge des Bürgerbegehrens angesetzte Sondersitzung am Dienstag steht der laut Schieferbein rechtzeitig gestellte CSU-Antrag zwar nicht auf der Tagesordnung - "Da bin ich ein bisschen überrascht. " -, doch die nächste reguläre Sitzung ist schon für den 25. Februar terminiert.

Der Marktrat glaubt allerdings nicht so recht daran, dass der Antrag durchgehen wird. "Ich bin Realist", sagt Schieferbein, der kein Mitglied der Bürgerinitiative ist. "Ich weiß, wie die Kolleginnen und Kollegen bisher zu dem Thema abgestimmt haben. " Und zwar - ausgenommen die gesamte CSU-Fraktion sowie ein, zwei Grünen- und UW-Mitglieder - mit einer knappen Mehrheit für das Verfahren. "Vielleicht lässt sich ja noch jemand umstimmen", hofft Schieferbein. Die Diskussionspolitik im Gremium bezüglich des Werks empfindet er inzwischen als "harsch". Als Möglichkeit stellt er ein Ratsbegehren in den Raum, über das der Marktrat die Entscheidung an die Köschinger abgeben kann, sollte es nicht zu einem Bürgerentscheid kommen.

Der CSU-Fraktionssprecher selbst sieht das Prolignis-Projekt nach anfänglicher Befürwortung mittlerweile kritisch. Schieferbein bezweifelt nicht nur den Standort, sondern auch einige Aussagen des Energieversorgers. "Die sind nicht unbedingt falsch, aber auch nicht immer vollständig. " So glaubt er zum Beispiel nicht an die Umsetzbarkeit eines Fernwärmenetzes für Kösching, sind die nächsten Baugebiete doch im Norden der Gemeinde und damit in weiter Entfernung zum angedachten Standort geplant.

Grundsätzlich hält Schieferbein Holzenergie für einen richtigen Weg, CO2 einzusparen. Pläne für die Nahwärmeversorgung öffentlicher und privater Bauten hatte die CSU bereits für die "Fohlenweide". Aber "in der passenden Größe", betont der Fraktionssprecher. Als Alternativen nennt er mehr Solar- und Photovoltaikanlagen. "Dann bleibt die CO2-Einsparung auch bei uns. "

DK

Tanja Stephan