Ingolstadt
Entspannung während der Arbeitszeit

Die Firma Dr. O.K. Wack Chemie bietet ihren Mitarbeitern neuerdings kostenlose Physiotherapie

12.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:45 Uhr
Halbstündige Auszeit: Franz Wutz genießt die Massage von Physiotherapeutin Tanja Meier. Die Firma Dr.O. K. Wack Chemie bietet das jetzt allen Beschäftigten an. −Foto: Hauser

Ingolstadt (hl) Welcher "Schreibtischtäter" kennt es nicht: Jahrelange Bürotätigkeit kann den Rücken fast genauso ruinieren wie lange einseitige Schwerarbeit.

Die mitunter sogar gröberen Schäden an der Wirbelsäule durch häufiges Sitzen und auch muskuläre Verspannungen lassen mit der Zeit Krankentage anwachsen - für viele Betriebe mit ausgeprägten Verwaltungsstrukturen eine wenig willkommene Begleiterscheinung moderner Arbeitswirklichkeit.

Während manche Unternehmen als Gegenmaßnahme inzwischen zumindest auf externe Gymnastikkurse hinweisen, geht die Firma Dr. O. K. Wack Chemie an der Bunsenstraße seit dem Frühjahr einen anderen Weg: Unternehmer Harald Wack hat einen Vertrag mit einer selbstständigen Physiotherapeutin geschlossen, die tageweise in den Betrieb kommt und seiner Mannschaft dort halbstündige Massagen anbietet - ganz auf individuellen Beschwerden abgestimmt und auf Firmenkosten, ohne Verrechnung mit der Arbeitszeit.

Schon nach wenigen Wochen ist deutlich geworden, dass diese Form der Fürsorge von den Angestellten als großes Plus gewertet wird. Von rund 180 Beschäftigten, so berichtet Antonia Wörlein von der Personalleitung, haben inzwischen etwa 120 "angebissen". Viele haben sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda nach den ersten Einsätzen der Therapeutin vom Angebot überzeugen lassen. Wer seine Massage schon empfangen hat, kann laut Wörlein eigentlich nur Gutes berichten: "Die Kollegen schweben über die Gänge. "

Für Unternehmer Harald Wack ist das neue Angebot ein weiterer Baustein seines Konzepts, die Mitarbeiter über Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen eng ans Unternehmen zu binden. Schon mit der Etablierung einer eigenen Kantine mit täglicher Frischküche und günstigen Pauschalpreisen war ihm da vor Jahren ein wichtiger Schritt gelungen. Weil der Betrieb in den kommenden Jahren nach Baar-Ebenhausen umziehen wird (DK berichtete), schwebt Wack für den Neubau ein integrierter Pausenbereich mit hoher Aufenthaltsqualität und kleinen Fitnessangeboten vor. "Die Leute sollen gerne zur Arbeit kommen, sich darauf freuen", erklärt der Chef seine Unternehmenskultur.

Die firmeneigene Physiotherapie sieht Wack zwar erst mal als Versuchsballon, nach den guten Erfahrungen in der Startphase kann er sich aber bereits vorstellen, das Angebot längerfristig aufrecht zu erhalten. Einige Beschäftigte hätten sogar schon angeboten, sich an den Kosten zu beteiligen, sagt er - mehr Akzeptanz sei wohl kaum denkbar.

Für Physiotherapeutin Tanja Meier, die mit ihrer im Vorjahr in Ingolstadt eröffneten Praxis somit einen lukrativen Auftrag an Land gezogen hat, sind derlei Firmenangebote nichts völlig Neues: In ihrer fränkischen Heimat, berichtet sie, seien bereits einige Unternehmen auf die Idee verfallen, ihren Beschäftigten hausinterne Lockerungsübungen anzubieten. In der Region Ingolstadt dürften kostenlose Massagen am Arbeitsplatz allerdings bislang noch die Ausnahme sein.

Harald Wack wäre nicht abgeneigt, beispielgebend für andere Unternehmen zu sein - auch in anderer Hinsicht. Seit fünf Jahren unterstützt seine Firma zum Beispiel ein spezielles Forschungsprogramm in der Krebstherapie an den Universitäten in Heidelberg, München und Hamburg jährlich im sechsstelligen Bereich, ohne dass darum in der Öffentlichkeit jemals größeres Aufheben gemacht worden wäre. Wacks Einstellung zu solchen Dingen erklärt er in einem Satz: "Es muss nicht alles vom Staat kommen. "