Ende der Durststrecke?

29.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Der Maler ist auf und davon: So sieht es derzeit im Ingolstädter Hof aus. An eine Übergabe ist daher nicht zu denken. - Foto: kx

Ingolstadt (sic) Peter Königsberg ist am Freitag gleich auf die Bank, "um nachzuschauen, ob das versprochene Geld da ist". Doch leider: Fehlanzeige. Der ehemalige Betriebsleiter und Betriebsratschef von Ingobräu wartet auf sein Gehalt für drei Monate, so wie die meisten der früheren Kollegen.

Entsprechend frohgemut reagierte er, als er der Zeitung entnahm, dass Ingobräu seinen Firmensitz verkauft hat. Gleich nach dem Notartermin würde Geld fließen, hat die Geschäftsführung laut Königsberg vor einer Woche angekündigt. Der Brief von Nicola Hackner sei freundlich gewesen, sagt er. Sie habe ein baldiges Ende der Durststrecke versprochen. Aber der Braumeister begegnet seinem früheren Arbeitgeber mit Skepsis. "Ich glaub’s erst, wenn ich das Gehalt am Konto seh’."

Doch nicht nur die einstige Belegschaft wartet auf ihr Geld. Die Liste der Gläubiger von Ingobräu ist länger. Insider berichten von Kontopfändungen, ausstehenden Pachtzahlungen, gescheiterten Übergaben und anderen offenen Rechnungen aller Art. Entsprechend hoch ist jetzt die Erwartung, dass die GmbH die Ausstände begleicht, nachdem sie ihren Besitz für 13 Millionen Euro verkauft hat. Auch Nikolaus Lang schöpft Hoffnung. Er ist der Eigentümer des Ingolstädter Hofs an der Regensburger Straße, der seit einem Jahr leer steht. Ingobräu hatte die Gaststätte gut 30 Jahre lang gepachtet, am 31. Dezember 2007 sei der Vertrag ausgelaufen, die Übergabe stehe aus. "Es ist ein Drama, wie’s da drinnen aussieht!", berichtet Lang. "Die Verkleidung ist runtergerissen, überall liegt Gerümpel" – die Spuren einer abgebrochenen Renovierung; als der Maler kein Geld mehr gesehen hätte, habe er die Arbeit eingestellt. Weil er sein Lokal nicht weiterverpachten könne, "obwohl es Interessenten gibt", entstehe ein Schaden von rund 3000 Euro im Monat. Jetzt klagt Lang über die Kanzlei Habicher auf Nutzungsentschädigung.

Die komplette Sanierung des Hauses müsse Ingobräu auch noch leisten, geschätzte Kosten 40 000 Euro. Die Pacht sei "oft nur nach anwaltlichem Druck eingegangen", behauptet Lang.

Auch wegen des leer stehenden Cafés Namenlos am Pulverl, der verlassenen Wirtschaft daneben, einer Altstadtkneipe oder eines Köschinger Gasthofs dürfte es bald vor Gericht gehen, heißt es. Der Grund ist immer der selbe: ausstehende Pachtzahlungen oder Mieten.