Elf Sanierungsfälle übrig

03.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Vom ehemaligen Storchenwirt bleibt nur noch der Storch: Das markante Eckgebäude an der Griesbadgasse wurde saniert, fünf Wohnungen sind entstanden, aber keine neue Wirtschaft. - Foto: Herbert

Ingolstadt (smr) Immer mehr einst verfallene Altstadthäuser zeigen sich wieder in voller Pracht. Kein Zweifel: Das Ingolstädter Leerstandsmanagement ist erfolgreich. So erfolgreich, dass sich inzwischen andere Städte dafür interessieren – und die Sanierungsfälle langsam knapp werden.

Schlecht für einen wie Helmut Grabmann, der mit solchen Objekten sein Geld verdient und in den vergangenen Jahren rund einem Dutzend Altstadthäusern zu neuem Glanz verhalf. Der Ingolstädter begann vor elf Jahren in Zwickau mit den Kauf und Verkauf denkmalgeschützter Häuser, seit 2004 ist er auch in seiner Heimatstadt tätig.

Zuletzt betreute Grabmann verschiedene Objekte wie das Ensemble Am Bachl 8 bis 14, an der Schmalzingergasse 2, Gymnasiumstraße 1 oder an der Münzbergstraße 15. Beteiligt war der Kaufmann auch bei Sanierung des alten Storchenwirts. Sie wird im August abgeschlossen sein: Dort sind fünf Wohnungen entstanden, die letzten Mieter ziehen gerade ein. Weiter geht es dann für Grabmann mit dem Goldenen Stern: Im Erdgeschoss soll ein italienisches Lokal eröffnet werden, darüber sind vier Wohnungen geplant.

Nun wäre der geschäftstüchtige Ingolstädter bereit für neue Taten – allein, er findet keine geeigneten Objekte mehr in der Altstadt. "Die Eigentümer wollen immer mehr Geld, und dann rechnet es sich nicht mehr", meint der Immobilienhändler. "Es ist ja ganz schwierig, solche Projekte im Denkmalschutzbereich zu verwirklichen: Der Käufer bekommt das Haus schlüsselfertig zum Festpreis, wir hingegen tragen das volle Risiko. Bei der Schmalzingergasse zum Beispiel sind uns die Kosten davongelaufen wegen der Statik – da haben wir nichts verdient."

Architekt Andreas Mühlbauer bestätigt Grabmanns Einschätzung, was das finanzielle Risiko von solchen Sanierungen betrifft. Immerhin: "Die Stadt unterstützt die Investoren, damit das Rad nicht überdreht wird. Die Preise für Wohnraum müssen ja vertretbar bleiben." Mühlbauer betreut zurzeit unter anderem das so genannte Mißlbeckhaus (ehemals Badisches Weinhaus) an der Kanalstraße 5, in dem ein kleiner Laden im Erdgeschoss vorgesehen ist, darüber eine kleine Wohnung und eine größere für eine Familie. Mitverantwortlich für die teils überzogenen Preisvorstellungen der Eigentümer ist nicht nur der Trend zum Wohnen im Stadtzentrum, sondern auch die Knappheit des Angebots. "Ja, die Leerstände gehen uns langsam aus", bestätigt Siegfried Dengler, Leiter des Stadtplanungsamts – doch er sagt es mit zufriedenem Unterton. "Wir waren unheimlich erfolgreich in den vergangenen drei Jahren."

Von den seit 2004 im Leerstandskataster aufgenommenen Objekten sind 24 Projekte bereits oder weitgehend verwirklicht: Entstanden sind 140 Wohnungen und 17 gewerblich genutzte Einheiten. Im Bau oder kurz davor befinden sich elf Projekte mit rund 53 Wohnungen, bei weiteren elf Vorhaben laufen Verhandlungen oder Vorplanungen: Zum Beispiel für die Häuser am Unteren Graben 45, an der Griesbadgasse 2 oder an der Johannesstraße 1. "In der Warteschleife" befindet sich laut Dengler das Anwesen am Schleifmühlplatz 2 bis 6 ("Färberbauer"). Gespräche liefen für das Gebäude an der Schulstraße 9 sowie das freie Grundstück daneben.

Ein Sahnestück aus städtebaulicher Sicht ist das Eckhaus direkt an der Donaubrücke, Am Münzbergtor 1, wo bisher der Stani sein Bistro hatte. Architekt Mühlbauer gerät ins Schwärmen: "Dort wäre ein Dachcafé mit Blick auf die Donau ideal – eine tolle Nummer." Bisher nur eine Idee.

Ein paar Häuser weiter geht seit Jahren gar nichts voran: Beim Anwesen vom ehemaligen Grünen Baum, das sich hinter bis zum Bachl zieht, werden sich die Eigentümer nicht einig. "Dabei täte es der Donaustraße gut, wenn sich dort etwas bewegen würde", erklärt Dengler. Beim Georgianum nahe der Hohen Schule hingegen pressiert es dem Stadtplaner überhaupt nicht. Hier fehlt noch eine zündende Idee für die Nutzung: Denkbar wäre zum Beispiel eine Erweiterung der Universität. Siegfried Dengler: "Dieses Objekt ist so wertvoll – da muss man einfach Geduld haben."