Ingolstadt
Eine Familie außerhalb der Familie

Das Spatzennest bereitet Zwei- und Dreijährige behutsam auf den Kindergarten vor - Am Sonntag ist Tag der offenen Tür

15.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:25 Uhr
Gemütlich spielen und basteln im Spatzennest: Die Erzieherin Petra Schleicher leitet eine der zwei Gruppen mit je zehn Kindern. −Foto: Hammer

Ingolstadt (sic) Zwei Tage vor der Ankunft der Gäste optimieren die Kleinen noch einmal die Dekoration ihres Spatzennests.

Sie lernen gemeinsam mit ihrer Erzieherin Petra Schleicher den gekonnten Umgang mit Schere, Kleber und Farben kennen. Die gemütliche kleine Einrichtung im Kinderzentrum ViaVitae an der Levelingstraße 7 ist bereit für die Besucher. An diesem Sonntag, 17. März, ist von 10 bis 12 Uhr Tag der offenen Tür. Die Erzieherinnen stellen sich den Eltern vor, ebenso Vertreter des Trägers des Vorkindergartens: der Verein Interessengemeinschaft (IG) Ingolstädter Eltern.

Das Überschaubare, Heimelige des Spatzennests ist Teil des Konzepts, sagt Nathalie Hasselbacher, Mitglied im Vorstand der IG Eltern. Im Spatzennest schätze und pflege man die sehr familiäre Atmosphäre.

Der Vorkindergarten versteht sich keinesfalls als Gegenentwurf zur Krippe, sondern als eine weitere Option für die Eltern, also eine zusätzliche Wahlmöglichkeit für die Betreuung und Bildung der Kinder. Ein großer Unterschied zur Krippe ist, dass in der Regel nur Zwei- und Dreijährige das Spatzennest besuchen, keine Jüngeren. Ein deutlicher Unterschied zum Kindergarten besteht in der Gruppengröße: "Wir sind viel kleiner, bei uns gibt es zwei Gruppen mit je zehn Kindern", erzählt Nathalie Hasselbacher. "Da kann man sehr gut individuell auf die Kinder eingehen", ergänzt Petra Schleicher. "Hier sammeln sie erste soziale Erfahrungen wie Rücksichtnahme oder das Lösen von Konflikten. Und sie gewinnen bei uns an Selbstsicherheit", berichtet die Erzieherin. Ihre Kollegin Kristina Schwab-Lazarus leitet die zweite Gruppe der Einrichtung.

Der größte Unterschied zwischen dem Konzept des Vorkindergartens und dem von konventionellen Kindertagesstätten betrifft die Betreuungszeiten: Die Kleinen kommen - immer im Wechsel - mal zwei, mal drei Mal pro Woche in das Spatzennest. Ab 8.30 Uhr können sie gebracht werden, um 11.30 Uhr werden sie wieder geholt. "Das ermöglicht eine sanfte Eingewöhnung", sagt Petra Schleicher. "Die Kinder sind nicht zu lange von der Familie getrennt und in der Obhut von Fremden. " Eine behutsame Vorbereitung auf den Kindergarten. Und ein Angebot für Eltern, "die ihre Kinder nicht jeden Tag in eine Einrichtung bringen wollen - und dann auch nur kurz. "

Neben dem Spatzennest gibt es betreute Spielgruppen, ebenfalls ein (separates) Angebot der IG Eltern. Die bürgerschaftliche Initiative entstand 1979, auf ihre politische und konfessionelle Unabhängigkeit legte sie seit jeher großen Wert. Der Verein ist Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund, im Förderkreis für integrierte Erziehung, ferner bei ADHS Deutschland, im Verein Down-Syndrom-Netzwerk sowie bei Elisa, dem Verein zur Familiennachsorge. Engagierte Eltern gründeten das Spatzennest in den 90er-Jahren "als Reaktion darauf, dass es damals zu wenig Kindergartenplätze gab", erzählt Nathalie Hasselbacher.

Engagierte Mütter und Väter sind nach wie vor gern gesehen. "Unsere kleinen Gruppen führen auch dazu, dass sich die Eltern schneller kennenlernen, weil es weniger sind", sagt Nathalie Hasselbacher. Gemeinsame Feste stärken die Kontakte.