Ingolstadt
Ein Samstagnachmittag im Tierheim

Acht Landtagskandidaten kümmern sich eine Stunde lang um das Wohlergehen von Tieren - und diskutieren dann

02.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:32 Uhr
Alfred Grob (links) und Jakob Schäuble beim Einsatz im Tierheim. −Foto: Möschl

Ingolstadt (tmö) Genauso bunt und vielfältig wie die Aufgaben, die im Tierheim anfallen, ist das Spektrum an Parteien und Kandidaten, die zur Landtagswahl am 14. Oktober antreten.

Am Samstag halfen sie ehrenamtlich bei den anfallenden Arbeiten mit und diskutierten im Anschluss darüber, wie Tierschutz im bayerischen Parlament am besten umgesetzt werden könnte.

Wasser im Schildkrötenterrarium wechseln, Laub rechen oder Hunde ausführen: Bereits bei der Verteilung der Aufgaben werden Koalitionen geschmiedet. So tun sich CSU-Kandidat Alfred Grob und FDP-Kandidat Jakob Schäuble zusammen, um den gepflasterten Weg von Unkraut zu befreien. Johannes Kraus von Sande von der AfD geht mit einem der Hunde des Tierheims spazieren. Für ihn sei das nichts Neues, weil er selbst Hunde als Haustiere hält, erzählt er. Und Grob sagt, er fände es gut, bei dem Termin auch einmal die privaten Seiten der anderen Kandidaten kennenzulernen. "Die Aktion ist gut für das Tierheim", meint Steffi Kürten, die Kandidatin der Grünen. Sie sagt, sie hätte gerne länger als eine Stunde mitgeholfen, die anderen Kandidaten hätten dies aber nicht gewollt.

ÖDP-Kandidat Raimund Köstler gefällt, dass durch das Mithelfen ein Bürgerkontakt entstehe. Als Politiker könne man dadurch besser die Bedürfnisse der Gesellschaft erkennen. "Die Freien Wähler haben den Gartenschlauch geklaut", bemerkt Linken-Kandidatin Eva Bulling-Schröter, die zusammen mit Christoph Spaeth (SPD) das Schildkrötenterrarium reinigt. Einig sind sich beide auch darin, dass die Arbeit des Tierheims mit mehr kommunalem Geld deutlich erleichtert werden könnte.

Petra Flauger von den Freien Wählern, die nun mit dem Gartenschlauch die Vogelvoliere reinigt, appelliert an den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren: "Wer Kinder hat, erzieht und versorgt sie ja auch gut", so Flauger.

Auf die praktische Arbeit folgte eine Diskussionsrunde. Christoph Spaeth eröffnet sie mit seiner Forderung nach besserer Ausstattung für Tierheime. Bulling-Schröter pflichtet ihm bei, bayernweit gebe es einen Investitionsbedarf für Tierheime in Höhe von 60 Millionen Euro, die Staatsregierung habe jedoch nur zwei Millionen für die nächsten zwei Jahre versprochen.

Für Alfred Grob ist es wichtig, bei der Bezuschussung "den Bogen nicht zu überspannen". Zwar sei das Thema in Parteien und Gesellschaft durchwegs positiv besetzt, eine zu hohe Abgabe sei aber nicht vermittelbar. Zurzeit kämen jährlich etwa 70 Cent pro Einwohner dem Tierheim zugute. Mit dem Fundtiervertrag, in dem die kommunale Finanzierung geregelt ist, sei er für die nächsten Jahre zufrieden. Kürten sagt, die Stadt stehe in der Pflicht, das Tierheim besser zu finanzieren, und dadurch ihre kommunale Aufgabe zu erfüllen. Johannes Kraus von Sande sieht eine Lösung des Problems in der verpflichtenden Registrierung von Haustieren. Wie es bei Hunden schon der Fall ist, solle die EU-Ausweispflicht auf andere Haustiere ausgeweitet werden. Um Tierschutz zu verbessern, fordere er zudem ein Verbot von Schächtung; auch Tiertransporte durch Europa seien ein großes Problem. Raimund Köstler betont, dass man zunächst industrielle Massentierhaltung angehen müsse. Jakob Schäuble kontert, dass es überall schlechte Haltungsbedingungen geben könne, oft auch in kleineren Betrieben, während es gleichzeitig manche Großbetriebe gebe, die vorbildlich arbeiten. Verbesserungspotenzial im Tierschutz sieht er in der Abschaffung von EU-Subventionen für Produzenten mit schlechten Haltungsbedingungen und der Einführung eines Goldstandards als "Anleitung für besseren Tierschutz".

Karl Ettinger, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Ingolstadt, merkt an, dass Geld an allen Ecken und Enden fehle. Jährlich entstehe eine Finanzierungslücke von 120000 Euro, die durch Mitgliedsbeiträge und Erbschaften gedeckt werde. Investitionen über die Grundversorgung hinaus wie die Renovierung des Dachs seien ebenfalls nicht finanziert. An dieser Situation etwas zu verändern, sei seine Botschaft an die Landtagskandidaten.
 

Tim Möschl