Manching
Ein Adressat für Wunschzettel

Chef der Beschaffung im Verteidigungsministerium zu Gast bei der WTD 61 in Manching

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:49 Uhr
Gespräch mit WTD-Lehrlingen: Vizeadmiral Carsten Stawitzki nahm sich viel Zeit, um Einzelheiten des Lehrwerkstattbetriebs zu erfragen. Links WTD-Direktor Dieter Kräher. −Foto: Heimerl

Manching (DK) Er ist der Mann, auf den die Truppe schaut, wenn es um die Abarbeitung von Wunschzetteln geht: Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter für Beschaffung im Bundesverteidigungsministerium, hat als oberster "Materialverwalter" eine Schlüsselstellung beim deutschen Militär.

Gestern war er zu einem Informationsbesuch bei der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 61 auf dem Manchinger Flugplatz zu Gast. Die dortige Flugerprobung fällt sogar wie das Koblenzer Beschaffungsamt der Bundeswehr in die direkte Zuständigkeit des Marineoffiziers. Und auch bei der WTD hat man Wünsche.

Es ist lange nicht vorgekommen, dass ein so ranghoher und zudem direkt vorgesetzter militärischer Vertreter des Ministeriums die Dienststelle besucht hat. WTD-Direktor Dieter Kräher und sein Stab hatten also eine gute Gelegenheit, ihrem obersten Chef nicht nur die Besonderheiten ihres Testbetriebes zu erklären, sondern auch Materialwünsche zu unterbreiten. Vor allem, was die modernsten Flieger der Bundeswehr angeht, hat man bei der Erprobungsstelle große Erwartungen: Ein zweiter Transporter vom Typ A400M und ein Eurofighter der neusten Generation werden laut Werner Kräher dringend benötigt, um die aufwendigen Versuchsreihen mit ergänzenden Ausrüstungsteilen innerhalb kürzerer Zeiträume bewältigen zu können. Mit jeweils nur einem Muster tut man sich da bislang härter, und das Ausleihen von Maschinen aus den Verbänden ist stets eine logistisch aufwendige Sache.

Viel Zeit nahm sich der Vizeadmiral für die Besichtigung der WTD-Lehrwerkstatt, die seit jeher einen guten Ruf wegen ihres besonders hohen Ausbildungsniveaus hat, die aber inzwischen längst nicht mehr in jedem Jahr alle 62 planmäßigen Lehrstellen besetzen kann, wie Werkstattleiter Rudolf Melcher bekennen muss. Die harte Konkurrenz der in der Region beheimateten Großindustrie macht sich demnach auch auf dem Ausbildungssektor bemerkbar. Zwar kann die WTD meistens vielen ihrer ausgelernten jungen Elektroniker und Fluggerätemechaniker feste Planstellen anbieten, doch die meistens besser zahlende freie Wirtschaft lockt zumindest im Raum Ingolstadt manchen Berufsanfänger offenbar mehr. Dieter Kräher hält auch die Schließung eines eigenen Lehrlingsheims vor einigen Jahren inzwischen für einen Malus. So sei man für junge Leute von auswärts weniger attraktiv.

Vizeadmiral Stawitzki stellte die Überlegung in den Raum, Lehrlinge bei der WTD künftig zu attraktiven Konditionen von vornherein vertraglich länger an die Dienststelle zu binden, so wie es bei Zeitsoldaten seit jeher üblich ist. Er will eine solche Option jetzt offenbar im Ministerium prüfen lassen.

Bevor er am Nachmittag noch einen Abstecher zum Drohnenzentrum im benachbarten Airbus-Werk unternahm, ließ sich der Admiral bei der WTD noch neue Nachtsichttechniken für Hubschrauberpiloten und die generelle Erprobung von Nachtsichtausrüstungen in einer "Dunkelkammer" der Dienststelle zeigen. Der Begriff "Kammer" ist freilich etwas untertrieben - in diese Versuchsanlage passt sogar ein Hubschrauber.

Bernd Heimerl