Ingolstadt
Stimmungsbild am Vorabend

Vor der Entscheidung heute über den Dalwigk-Anbau bat die Stadt noch schnell zur Bürgerbeteiligung

08.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:10 Uhr
Einen Aufschub für die Entscheidung zum Dalwigk-Anbau wollen Veronika Peters und Sepp Mißbeck. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Auch wenn sich die Opposition einen Aufschub wünscht, dürfte heute im Stadtrat die politische Entscheidung über den Anbau an den Kavalier Dalwigk für das Digitale Gründerzentrum und das angekündigte Fraunhofer-Institut fallen. Wenige Stunden vorher bat die Rathausspitze gestern Abend noch zur "Bürgerbeteiligung" und zeigte den Festungsbau sowie die Architektenpläne vor Ort.

Am Ende musste OB Christian Lösel kurz durchschnaufen, als er das Ergebnis sah. Zwar nicht ganz so sehr, wie die meisten der fast 100 Besucher, die mit ihm die Wendeltreppe in luftige Höhe auf den Wasserturm des Kavaliers Dalwigk gestiegen waren. Aber angesichts der bunt verteilten Punkte, die von den Bürgern, Stadträten und sonstigen Aktivisten auf die aufgestellten Schautafeln und die ausgedruckten Pläne mit den Architektenvarianten für den Anbau geklebt wurden, kam ihm doch ein kleiner Seufzer aus. Ihm dürfte heute in der Stadtratssitzung (ab 15.30 Uhr im Großen Sitzungssaal) nicht nur wegen des neuerlichen Vorstoßes der Opposition (siehe eigener Artikel) eine intensive Diskussion bevorstehen, wie der Rathauschef selbst bekannte. Das Meinungsbild des gestrigen Abends, das er und die anderen städtischen Vertreter und die Stadträte mitbekamen, war eben alles andere als einheitlich. Die favorisierten Varianten 3 mit einem halbhohen Turm am Anbau für den Dalwigk bekam genauso (viele) Stimmen, wie überraschend die beiden (fast 60 Meter hohen) Hochhäuser der Architektenvariante 2. Auch für die Varianten 1 (ganz flacher Anbau) in dem historischen Ensemble konnten sich einige, vor allem die Denkmalschützer, erwärmen.

Zwar stimmten bei Weitem nicht alle Besucher ab, aber auch so war erkennbar, dass die Turmvarianten (sehr zum Leidwesen der Denkmalschützer eben) punktuell vorne lagen. "Warum nicht etwas wagen? Warum nicht ein Hochhaus?", so wollte ein beispielhafter Besucher vom OB wissen. Anderen war eher wichtig, dass ein Café oder überhaupt eine Gastronomie sicher kommt. Zwar nicht auf den 30 Meter hohen Wasserturm, aber auf ähnlichem Niveau in dem Anbau, der den Dalwigk leicht überragen wird. Darauf dürfte es in der Entscheidung heute hinauslaufen. Denn Favorit sind die beiden Varianten 3 mit halbhohen Türmen, wie auch der zeitweise dicht umringte Architekt Falk von Tettenborn sagte. Ihm ging es in Ingolstadt aber trotz kontroverser Diskussion nicht wie in Hamburg, wo sein Büro einst einen Wasserturm im Schanzenviertel sanierte. "Dort konnte ich nur unter Polizeischutz auftreten. Da sind die Steine geflogen", sagte er. Als das Projekt umgesetzt war, habe es nur positive Stimmen gegeben. Ob das in Ingolstadt auch so sein wird, bleibt abzuwarten.

Letzter Vorstoß: Entscheidung soll auf nach der Sommerpause verschoben werden.

Christian Rehberger