Ingolstadt
Die tägliche Hilfe für die Seele

In der früheren Reiserklinik entstehen vier Therapiezentren für psychische Erkrankungen

17.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr
Ergotherapie mit handwerklichen Tätigkeiten gehört zum Angebot der Tageskliniken für Psychiatrie beziehungsweise für Psychosomatik, die neue Einrichtungen für Erwachsene in der renovierten Reiserklinik mit ihrer blau-schwarzen Fassade sind. Das Ingolstädter Klinikum und das Heckscher-Klinikum des Bezirks kooperieren hier. Bezirkstagspräsident Josef Mederer (links) und Psychiatriechefarzt Andreas Schuld stellten einige der Räume vor. Im Erdgeschoss ist eine Klinikschule für Jugendliche angeliedert, die mit der Emmi-Böck-Schule betrieben wird. −Foto: Fotos: Hauser

Ingolstadt (reh) Immer mehr Menschen weisen psychische Probleme auf und suchen eine Behandlung. An der früheren Reiserklinik im Ingolstädter Süden ist deshalb das "Tagesklinische Zentrum Münchener Straße" entstanden, das Therapien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bietet. Die Nächte und das Wochenende können sie zu Hause verbringen.

Gewaltige Herausforderungen sieht Bezirkstagspräsident Josef Mederer auf sich und andere Verantwortliche in der Politik und der Gesundheitsbranche zurollen. Der Trend sei ungebrochen: Hatte früher vielleicht jeder fünfte oder sechste Mensch im Lauf des Lebens mit psychischen Problemen zu kämpfen, so dürfte es inzwischen jeder zweite oder dritte sein. "Vor 20 Jahren hat man das nicht so wahrgenommen", sagt Mederer. Jetzt stehe das Feld "weit mehr im Mittelpunkt". Auch bei der Suche nach Antworten auf die Probleme der Betroffenen - "und die müssen zu den Menschen kommen, direkt vor Ort." Auch in Ingolstadt.

Eine Lücke im Hilfsangebot schließt der Bezirk über sein Heckscher-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen mit dem Ingolstädter Klinikum, das diese Bereiche bei den Erwachsenen abdeckt. Vier Tageskliniken richten sie zusammen in der früheren Reiserklinik an der Münchener Straße ein. Jeweils 12 Plätze sind für Erwachsene mit psychiatrischem beziehungsweise psychosomatischem Schwerpunkt vorgesehen. 15 Behandlungsplätze stehen gesondert Kindern und Jugendlichen ab der fünften Klasse bis 17 Jahre zur Verfügung. Alle drei Einrichtungen haben den Betrieb aufgenommen. 15 weitere Plätze folgen im zweiten Halbjahr in der geriatrischen Tagesklinik, die sich speziell um Patienten ab 70 Jahre kümmern wird.

Die Besonderheit ist die Struktur: tagsüber Therapie, abends und am Wochenende zu Hause bei der Familie. "Unter einem Dach sind Angebote für alle Altersschichten", betont Prof. Franz Joseph Freisleder, der Ärztliche Direktor des Heckscher-Klinikums. "Der Bedarf hat immens zugenommen." Die Krankheitsbilder sind dabei "sehr facettenreich, das ganze Spektrum", erklärt Anne Kost, Oberärztin der Jugendtagesklinik. Zwischen zwei und vier Monate dauere die Behandlung in der Regel, bis die jungen Patienten stabilisiert sind. Im Gebäude ist dabei auch die bereits länger in Ingolstadt bestehende Ambulanz untergebracht. "Hilfe zur Selbsthilfe" für den schrittweisen Weg zurück in den Alltag ist das generelle Ziel.